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Beim Getreide lassen sich solche Geschäfte und die Verflechtungen, die sich aus ihnen ergaben,etwas besser verfolgen. Offenbar fragten die Kommissare bei größeren Mengen Getreide- die in der Tat bis auf wenige Ausnahmen die bedeutendsten Posten in der Listeausmachen - genauer nach der Herkunft. Hier sind die befragten Personen zumeist nicht nurAufkäufer, sondern vor allem Denunzianten wie Francesco di Giorgio (248), der zunächstacht Abnehmer von größeren Getreidemengen namentlich nennt und einige Bauern aus derUmgebung als Käufer kleinerer Mengen erwähnt, bevor er zugibt, selbst auch etwas gekauftzu haben, allerdings kein Getreide, sondern eine Jacke. Da die Mengen von Getreidezumeist ziemlich groß sind, nämlich im Durchschnitt etwa 600 kg pro Posten, wurde eswohl von vornherein mit dem Ziel des Weiterverkaufs aus Prato geholt. In der Tat sind beiden meisten dieser Posten mehrere Namen angegeben, durch deren Hände die Ware ging.Einige dieser Namen wiederholen sich, wie etwa Antonio Tartaglia, der von zwei Zeugen(55, 248) als Aufkäufer einer großen Menge von Getreide denunziert wurde, bei seiner eigenenBefragung (139) aber den größten Teil davon unterschlug. Nanni Tinghi, der vondrei Zeugen als Aufkäufer genannt wird (275, 314, 569), versuchte den Kommissaren offenbarweiszumachen, die Spanier hätten sein Haus geradezu gegen seinen Willen als Zwischenlagerfür das Getreide benutzt, um es an jemand anders weiterzuverkaufen: "... 98staia di grano gli furono messe in casa da spagniuoli el quale grano compero da decti spagniuoliFrancesco Damideo ..." (492) In Wahrheit aber hat man es bei den meisten vor allemim Zusammenhang mit Getreideverkäufen mehrmals erscheinenden Personen ganzoffensichtlich mit Händlern zu tun, die den Ausverkauf der Beute nutzten, um im großenStil daran zu verdienen. Die vielfältigen Verstrickungen einzelner Personen in die Geschäftemit der Beute ergeben ein eindrucksvolles Bild von dem Verteilernetz, das sichnach kurzer Zeit im Umland einer geplünderten Stadt etablierte. Es gab keine klare Trennungzwischen Anbietern und Abnehmern, abgesehen von den zahlreichen Händlern fandsich eine nicht geringere Zahl von Privatleuten, die auf dem Beutemarkt ihr kaufmännischesTalent entdeckten. Wieder andere verdienten sich ein Zubrot durch die Organisationund Abwicklung der Transporte.Aufschlussreich für die Praxis des Abtransportes der Beute ist in diesem Zusammenhangauch ein Seitenblick auf die Liste aus Firenzuola. Hier spielte der Weiterverkauf der Beuteoffenbar eine viel geringere Rolle als in Pistoia. Die Liste enthält nur 56 Namen und 196Posten im Gesamtwert von lediglich 85 Florin. Die einzelnen Posten sind viel weniger umfangreichund solche mit Getreide fehlen fast ganz. Nun sind es von Prato nach Pistoia nuretwa 20 km durch relativ flaches Gelände, nach Firenzuola aber mehr als 40 km durchsGebirge. Offenbar wollte niemand den ansteigenden Rückweg mit allzu schwerer Ladungauf sich nehmen, darüber hinaus ließ sich die Ware in Pistoia besser weiterverkaufen, weshalbdie Einkäufer aus Firenzuola eher für den Eigenbedarf kauften als die aus Pistoia. Die-31

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