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sen. So lassen sich einige Informationen über die Umstände des Aufkaufs schon aus derZusammenstellung der Posten schließen. Viele kauften die Ware auch bei Zwischenhändlernaus Pistoia, die sich in Prato mit größeren Mengen eindeckten und in Pistoia für ihreVerteilung sorgten. Wie viele der Endabnehmer sich wirklich selbst auf den Weg nachPrato machten und unter den Augen der Opfer deren Habe aufkauften, lässt sich nicht mehrfeststellen, weil in der Liste eben nur die erfasst sind, die in Pistoia im Besitz der Ware angetroffenwurden. Oft wird diese schon durch verschiedene Hände gegangen sein, als dieKommissare mit der Befragung begannen.Nicht alle Posten sind einzeln mit einer Summe ausgewiesen, manchmal werden mehrerezu einem Preis zusammengefasst, was darauf hindeutet, dass der Aufkäufer die Ware indiesem Fall als Gesamtpaket erstand, ohne dass um den Preis für jeden einzelnen Artikelverhandelt wurde. Insgesamt lassen sich die Aufkäufer nach der Menge der Ware und demdaraus ableitbaren Zweck des Geschäfts in drei Kategorien einteilen: zunächst die Massederer, die für den unmittelbaren Eigenbedarf kauften, sodann einige, die die Ware offenbarauf Vorrat für eventuelle Gelegenheitsverkäufe erwarben, ohne dass der Handel ihreHaupterwerbstätigkeit darstellte, und schließlich eine Gruppe von Personen, deren Einkaufganz offensichtlich die Absicht einer hauptsächlich kommerziellen Nutzung zu Grunde lag:die Weiterverarbeitung oder der Verkauf der Ware im großen Stil. 113 Auf diese Kategorienverteilen sich die 569 Befragten, die selbst etwas kauften, 114 folgendermaßen: 471 von ihnenkauften ausschließlich für den Eigenbedarf, 53 für Gelegenheitsverkäufe und 45 zumZweck der kommerziellen Nutzung; diese letzte Gruppe grenzt sich zumeist klar von denanderen beiden ab, wie ein paar Beispiele zeigen: Francesco di Possente (143) kaufte 179Artikel, hauptsächlich Wäsche, dazu 6 Rollen Leintuch und 89 Pfund Hanf; Mazzone diCabello (197) erwarb einen Posten mit 110 Baretten und Bartolomeo di Zanobi (46) einenmit 500 Stücken Leder zur Herstellung von Taschen. Viele der größeren Transaktionen vorallem von Getreide kamen nicht durch die Erklärungen der Aufkäufer selbst ans Licht, sonderndurch Denunziation von Personen, die in deren Auftrag den Abtransport erledigten:"Chino di Piero di Chino da Campale disse havere recato lui o suoi compagni per uno spagniuoloa Pistoia e scharico al podere di Vincente Collesi e consegnate a Mariotto Cellise 9carrate di grano." (557) Die meisten scheinen sich unter dem Druck des Verhörs durch denVerweis auf Dritte selbst zu entlasten versucht haben. Die Tatsache, dass für diese Wagenladungenfast nie Preise genannt werden, deutet in der Tat darauf hin, dass die Denunzian-113114Natürlich ist diese Einteilung etwas willkürlich, da die Grenzen zwischen den Kategorien nicht scharf zuziehen sind, sie dient mehr als Arbeitshypothese: Eigenbedarf wird unterstellt bei Warenmengen bis 50Pfund Tuch, Wolle oder Rohstoffen oder 10 Ellen Tuch, bei Getreide bis 20 staia und anderen Lebensmittelnbis 10 staia oder 4 barili; Gelegenheitsverkäufe bei darüber hinausgehenden Mengen bis zu folgenderGrenze: 150 Pfund Tuch, Wolle oder Rohstoffe oder 30 Ellen Tuch, Getreide über 60 staia. KommerzielleNutzung beginnt bei darüber hinausgehenden Mengen sowie bei ganzen Wagenladungen undschließlich bei Posten mit 20 oder mehr Einzelstücken derselben Ware.9 Personen treten ausschließlich als Denunzianten in Erscheinung.29

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