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also zwei Tage nach dem Abzug der Spanier angelaufen war. 102 Um die Ware zurückzugeben,arbeitete man mit Strafe und Belohnung gleichzeitig: zwar waren die Aufkäufer verpflichtet,die Beute herauszugeben, es entstand ihnen aber kein finanzieller Verlust, im Gegenteil:sie bekamen das Geld erstattet und konnten an der Rückgabe noch geringfügig verdienen,weil dem von ihnen angegebenen Kaufpreis ein kleiner Aufschlag hinzuaddiertwurde. Das führte zu erheblichen Schwierigkeiten, weil viele überhöhte Preise angaben, umsich an der Differenz zu bereichern. Schließlich wurden die Kommissare autorisiert, diePreise durch Vergleiche selbst festzulegen. 103 Andere weigerten sich einfach, die Ware herzugeben,obwohl die Kommissare die Aufkäufer zur Herausgabe zwingen und sie zur Notnach Florenz vor die Signoria zitieren konnten. 104Trotz ihres Umfangs gibt die Liste aus Pistoia nur einen Bruchteil dessen wieder, was vonder Beute aus Prato durch die Hände der Aufkäufer ging, denn Pistoia war nur einer untervielen möglichen Märkten. Der größte Anteil der Beute wird in Florenz verkauft wordensein. Die Stadt war zwar zunächst für die Soldaten gesperrt, aber schon drei Tage nach derEroberung von Prato schrieb Jacopo Salviati an die Regierung in Florenz, die Herren tätengut daran, den Soldaten den Zutritt nicht länger zu verwehren, diese seien ungeduldig, dieBeute zu verkaufen, und man könne nicht dafür garantieren, dass sie nicht aus Ungedulddie Ware und schlimmstenfalls die ganze Stadt in Flammen aufgehen ließen. 105 Die Erlaubniswurde gegeben, und schon bald strömten die Spanier, beladen mit Beute, nach Florenzund verkauften sie auf dem Domplatz und anderswo. 106 Neben Florenz und Pistoia warenauch Empoli und San Miniato wichtige Umschlagplätze, sowie kleinere Orte östlich vonPrato im Mugello. 107 Und schließlich waren es sogar die unmittelbaren Nachbarn der Geschädigtenselbst, die sich am Handel mit der Beute beteiligten: die Regierung in Florenzschrieb zwei Tage nach dem Abzug der Spanier an Gherardis in Prato und beglückwünschteihn zum erfolgreichen Beginn der Entschädigungsaktion; das wichtigste sei dabei,dass die Geschäfte annulliert würden, in die die Einwohner aus Prato selbst verwickeltgewesen seien. 108 Deren Beteiligung war offenbar von beträchtlichem Ausmaß gewesen,denn Gherardis hatte bei seinem Eintreffen in Prato unmittelbar nach dem Abzug der Spanierein heilloses Durcheinander vorgefunden, in dem jeder versuchte, sich alles anzueignen,was er nur in die Hände bekommen konnte. Viele sträubten sich darüber hinaus gegendie Rückgabe der Beute mit der Begründung, diese als Entschädigung für ihre eigenenVerluste behalten zu wollen. 109102103104105106107108109GUASTI, Il sacco di Prato, Dispensa 178, S. 199.GUASTI, Il sacco di Prato, Dispensa 178, S. 232f.GUASTI, Il sacco di Prato, Dispensa 178, S. 226.GUASTI, Il sacco di Prato, Dispensa 178, S. 158.MODESTI, Bericht, S. 245.MODESTI, Bericht, S. 245f.GUASTI, Il sacco di Prato, Dispensa 178, S. 197.GUASTI, Il sacco di Prato, Dispensa 178, S. 198f.26
In Pistoia und Umgebung begannen die Nachforschungen am 28. September - mit diesemDatum ist der erste Eintrag überschrieben - und zogen sich dann über mehrere Tage hin,wie sich aus weiteren Überschriften ersehen lässt. Die letzten drei Einträge datieren vom30. Oktober, es scheint sich auf Grund der starken zeitlichen Verschiebung gegen die anderenDaten und inhaltlicher Merkmale bei diesen allerdings um Nachträge zu handeln. Offenbargingen die Kommissare von Haus zu Haus und befragten die Bewohner, wobei siemit den von der Regierung ausgesetzten Strafen drohten, ferner wurde den Befragten einSchwur abverlangt. So heißt es bei Raffaello di Piero am Ende seiner Aussage: "... e cosigiuro tochando la scriptura." (576) 110 Die meisten gaben die Ware an, die sie selbst gekaufthatten, einige betätigten sich auch als Denunzianten, die andere beim Aufkauf der Beutebeobachtet hatten, wie der Müller Francesco di Bastiano (575), der Mehl ins Haus des inPistoia wohnhaften Mailänder Kaufmanns Vittorio lieferte und dabei zufällig ein Verkaufsgesprächaufschnappte, das dieser mit zwei Händlern aus Bologna um einige Textilienführte, die offenbar aus Prato stammten. Er wisse nicht, so der Zeuge weiter, ob das Geschäftzu Stande gekommen sei, da er das Haus nach Ablieferung seiner eigenen Ware wiederverlassen habe. Trotz dieser scheinbaren Bereitschaft zur Kooperation mit den Kommissarenkann kaum von einer Vollständigkeit der Listen ausgegangen werden, da vielewohl doch einen Teil der Ware unterschlugen. Unter einigen der Posten stehen Bemerkungen,die darauf hinweisen, dass die Ware tatsächlich den ursprünglichen Besitzern in Pratozurückgegeben wurde, diese datieren alle aus dem Zeitraum zwischen dem 6. und dem 31.Oktober, woraus sich schließen lässt, dass die Rückerstattung etwa einen Monat nach Beginnder Untersuchung abgeschlossen war.Die 578 Personen der Liste aus Pistoia werden ohne erkennbare Ordnung geführt, lediglichbestimmte Herkunftsorte - neben Pistoia selbst vor allem die größeren Gemeinden in derunmittelbaren Umgebung - tauchen bisweilen gehäuft auf, was darauf hindeutet, dass mehrereKommissare in mehreren Orten gleichzeitig von Haus zu Haus gingen und ihre Aufzeichnungenspäter zusammenfassten. Auf diese 578 Personen verteilen sich etwa 2.320Posten 111 mit einem angegebenen Gesamtwert von annähernd 2.500 Florin, dazu kommennoch einige größere Posten mit Getreide, für die keine Summe angegeben ist, deren Wertsich aber auf etwa 500 Florin beläuft. Daraus ergibt sich, dass jeder Aufkäufer im DurchschnittWare für 5 Florin kaufte, die Streuung ist allerdings beträchtlich und reicht von einigenSoldi bis zu 61 Florin. (67) Jeder der Befragten wird mit Namen und Vaternamen,manchmal auch mit Familiennamen angeführt. Es schließt sich zumeist eine Herkunfts- und110111Um allzu viele Fußnoten zu vermeiden, sind die Belegstellen für die Liste aus Pistoia in Form von Zahlenangegeben, die einer durchlaufenden Numerierung der aufgelisteten Personen entsprechen. Im Anhang Ifindet sich eine Tabelle, die für die einzelnen Zahlen das entsprechende Blatt im Manuskript angibt.Die ganz genaue Zahl der Posten lässt sich nicht bestimmen, da einige wenige Angaben nicht als Punkt inder Liste erscheinen, sondern in die Aussage von Denunzianten eingebaut sind, die sich nicht immer genauerinnern.27
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In Pistoia und Umgebung begannen die Nachforschungen am 28. September - mit diesemDatum ist der erste Eintrag überschrieben - und zogen sich dann über mehrere Tage hin,wie sich aus weiteren Überschriften ersehen lässt. Die letzten drei Einträge datieren vom30. Oktober, es scheint sich auf Grund der starken zeitlichen Verschiebung gegen die anderenDaten und inhaltlicher Merkmale bei diesen allerdings um Nachträge zu handeln. Offenbargingen die Kommissare von Haus zu Haus und befragten die Bewohner, wobei siemit den von der Regierung ausgesetzten Strafen drohten, ferner wurde den Befragten einSchwur abverlangt. So heißt es bei Raffaello di Piero am Ende seiner Aussage: "... e cosigiuro tochando la scriptura." (576) 110 Die meisten gaben die Ware an, die sie selbst gekaufthatten, einige betätigten sich auch als Denunzianten, die andere beim Aufkauf der Beutebeobachtet hatten, wie der Müller Francesco di Bastiano (575), der Mehl ins Haus des inPistoia wohnhaften Mailänder Kaufmanns Vittorio lieferte und dabei zufällig ein Verkaufsgesprächaufschnappte, das dieser mit zwei Händlern aus Bologna um einige Textilienführte, die offenbar aus Prato stammten. Er wisse nicht, so der Zeuge weiter, ob das Geschäftzu Stande gekommen sei, da er das Haus nach Ablieferung seiner eigenen Ware wiederverlassen habe. Trotz dieser scheinbaren Bereitschaft zur Kooperation mit den Kommissarenkann kaum von einer Vollständigkeit der Listen ausgegangen werden, da vielewohl doch einen Teil der Ware unterschlugen. Unter einigen der Posten stehen Bemerkungen,die darauf hinweisen, dass die Ware tatsächlich den ursprünglichen Besitzern in Pratozurückgegeben wurde, diese datieren alle aus dem Zeitraum zwischen dem 6. und dem 31.Oktober, woraus sich schließen lässt, dass die Rückerstattung etwa einen Monat nach Beginnder Untersuchung abgeschlossen war.Die 578 Personen der Liste aus Pistoia werden ohne erkennbare Ordnung geführt, lediglichbestimmte Herkunftsorte - neben Pistoia selbst vor allem die größeren Gemeinden in derunmittelbaren Umgebung - tauchen bisweilen gehäuft auf, was darauf hindeutet, dass mehrereKommissare in mehreren Orten gleichzeitig von Haus zu Haus gingen und ihre Aufzeichnungenspäter zusammenfassten. Auf diese 578 Personen verteilen sich etwa 2.320Posten 111 mit einem angegebenen Gesamtwert von annähernd 2.500 Florin, dazu kommennoch einige größere Posten mit Getreide, für die keine Summe angegeben ist, deren Wertsich aber auf etwa 500 Florin beläuft. Daraus ergibt sich, dass jeder Aufkäufer im DurchschnittWare für 5 Florin kaufte, die Streuung ist allerdings beträchtlich und reicht von einigenSoldi bis zu 61 Florin. (67) Jeder der Befragten wird mit Namen und Vaternamen,manchmal auch mit Familiennamen angeführt. Es schließt sich zumeist eine Herkunfts- und110111Um allzu viele Fußnoten zu vermeiden, sind die Belegstellen für die Liste aus Pistoia in Form von Zahlenangegeben, die einer durchlaufenden Numerierung der aufgelisteten Personen entsprechen. Im Anhang Ifindet sich eine Tabelle, die für die einzelnen Zahlen das entsprechende Blatt im Manuskript angibt.Die ganz genaue Zahl der Posten lässt sich nicht bestimmen, da einige wenige Angaben nicht als Punkt inder Liste erscheinen, sondern in die Aussage von Denunzianten eingebaut sind, die sich nicht immer genauerinnern.27