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stecke und zur Beschaffung des Geldes zu zwingen. Die Mehrheit der Bewohner indes verfügteüber wenig Geld und kaum über Möglichkeiten der Beschaffung. Soldaten, denen esnicht gelungen war, reiche Geiseln in ihre Gewalt zu bringen, mussten sich am oftmals kargenBesitz der großen Mehrheit ihrer Opfer schadlos halten. Mit diesem Besitz aber konntensie in der Regel nichts anfangen, daher versuchten sie nach Kräften, alles zu Geld zumachen, was ihnen in den Häusern in die Hände fiel. So etablierten sich in geplündertenStädten und sogar auf dem Land regelrechte Märkte, auf denen Beute angeboten und gerngekauft wurde. Neben den Marketendern beteiligten sich auch einheimische Händler andiesem Geschäft, einige von ihnen folgten den Heeren über längere Zeiträume in der ständigenHoffnung auf einträgliche Plünderungen. Auf diese Weise ging die Beute durch zahlreicheHände, wurde dabei immer mehr zu einer gewöhnlichen Ware und verteilte sich unwiederbringlichim Land.Unwiederbringlich - mit einer Ausnahme. Im September 1512, einen Monat nach der Plünderungvon Prato durch das Heer des spanischen Vizekönigs von Neapel Ramón de Cardona,wurde in Florenz ein bemerkenswerter Befehl erlassen: die Verwaltungsbeamten in derUmgebung von Prato und auf dem Abmarschweg des Heeres wurden aufgefordert, Kommissareeinzusetzen, die den Verbleib der Beute aus Prato erhellen und dafür sorgen sollten,dass die Ware ihren ursprünglichen Besitzern zurückgegeben würde. Dieser Befehl warder Auftakt für eine einmalige Entschädigungskampagne, mit der die Medici davon abzulenkenversuchten, dass sie selbst Prato einen Monat zuvor den Spaniern geopfert hatten,um mit deren Hilfe in Florenz einen reibungslosen und gewaltfreien Staatsstreich zu inszenieren.So hatten sie die Macht übernehmen können, ohne dass die spanische Soldateska indie Hauptstadt einmarschieren musste. Prato indes blieb geplündert und teilweise zerstörtzurück. Kaum an der Macht, begann man mit der Wiedergutmachung des Schadens durchdie Nachforschungen zur Erstellung der Listen. Gleichzeitig wurden Besitzungen der Kircheveräußert, um den Rückkauf der Beute zu finanzieren.Von den Listen, die die Kommissare der Regierung in der Umgebung von Prato anfertigten,haben nur zwei die Jahrhunderte überdauert: eine für Stadt und Contado von Pistoia undeine für das Vikariat Firenzuola. 100 Beide enthalten die Namen der Einwohner der entsprechendenGebiete, die Beute aus Prato gekauft hatten. Unter jedem einzelnen Namen sindminutiös alle Beutestücke aufgeführt, die von der betreffenden Person gekauft worden waren.Die Liste aus Firenzuola führt lediglich 56 Namen auf, die aus Pistoia dagegen 578,darüber hinaus ist sie aussagekräftiger, weil sie mehr Detailinformationen auch über dieUmstände der Käufe und die Personen liefert, die in die Transaktionen verwickelt waren.Das macht die Beuteliste aus Pistoia zu einer einmaligen und bisher dennoch völlig ver-100ASP Comune 2549, fol. 1 r - 53 r (Pistoia) und fol. 198 r - 205 r (Firenzuola). Es ist überdies nicht sicher, obweitere Listen überhaupt existiert haben, denn Modesti erinnert sich, dass von allen aufgeforderten Ortennur Pistoia und Firenzuola etwas herausgaben. MODESTI, Bericht, S. 245f.24

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