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walt führte zu einer Gewöhnung an diese und ersetzte in gewisser Weise den Ausfall, derdurch den Krieg unter den anderen Möglichkeiten entstanden war, ein Auskommen zu finden.Neben den Bauern, die sich organisierten und Jagd auf Soldaten machten, wobei siederen Verhalten bei der Ausplünderung und sogar der Erpressung von Lösegeldern imitierten,fanden sich andere, die den Heeren aus der Not oder der Hoffnung auf Beute herausfolgten - und diese beiden Motive waren nicht klar voneinander abzugrenzen - und auch ander Plünderung von Städten oder kriegerischen Konfrontationen teilnahmen. Sie wurden sozeitweise zu aktiven Teilen des militärischen Apparates, und selbst unter der Stadtbevölkerungrekrutierten die Besatzer mit Hilfe des ihnen gewogenen Teils der örtlichen Autoritätenbisweilen Soldaten. Die chaotischen Zustände in den Söldnerheeren erleichterten dasUnterschlüpfen in deren Reihen; die Soldaten trugen keinerlei Uniform, Waffen und Rüstungenaber hatten auch Stadtbewohner und selbst Bauern nicht selten im Haus. Schonaußerhalb Italiens schlossen sich den Heeren viele Glücksritter an, deren Zahl stieg nun imLand selbst durch den Zulauf vor Ort weiter an, was von den Autoritäten mit gemischtenGefühlen gesehen wurde, aber kaum verhindert werden konnte. Da man das Heer jederzeitwieder verlassen konnte, waren mit dem Anschluss an dieses keinerlei Verpflichtungenverbunden, so dass diese Möglichkeit für viele, die im zivilen Leben nichts mehr zu verlierenhatten, nicht mehr als einen Versuch darstellte, das Überleben auf eine bisher unbekannteWeise zu sichern. Diese Fluktuation zwischen Heer und Umland erfasste auch diefremden Soldaten selbst, da die Desertion und das Überlaufen zum Feind eine Option darstellte,die oft in Anspruch genommen wurde. Die Tatsache, dass man sich auch im Heeraus dem Land ernährte, führte dazu, dass größere Gruppen von Deserteuren kaum ein anderesDasein führten als ordnungsgemäß in den Soldlisten verzeichnete Kompanien. Vielevon diesen bewegten sich so in einer Grauzone zwischen der Zugehörigkeit zu einem Heerund dem Status einer Räuberbande. Das zeigt unter anderem sehr deutlich die willkürlicheGefangennahme von Zivilpersonen durch Soldaten, die von diesen als Kriegsgefangenedeklariert wurden, oder der Raub von Vieh, das man den Feinden abgenommen zu habenvorgab. Gewalt war kein Monopol der Soldaten, oder anders gesagt: Soldat zu sein warkein Monopol der Angehörigen eines Heeres.Diese Fluktuation machte schließlich auch vor dem die Heere begleitenden Tross nicht halt.Dessen Zahlenstärke, die im übrigen die der Soldaten mitunter bei weitem überstieg, variiertestark durch Zulauf und Abgang aus dem Umland. Viele der Personen, die dem Trossfolgten, stammten aus den vom Krieg betroffenen Gebieten selbst, und eine Verkleinerungdes Trosses durch Anordnung der Autoritäten war oft nur von kurzer Dauer. Das galt auchfür die Frauen, die den Heeren im Tross als Prostituierte folgten.Soldaten, Bauern und Bürger: sie alle lebten mehr schlecht als recht mit dem Krieg, vomKrieg und trotz des Krieges, des großen gefräßigen Tieres, das sich immer schwerfälligerdurchs Land schleppte und im Sommer 1530, als der letzte Wiederstand gegen eine spa-224

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