13.07.2015 Aufrufe

Öffnen - eDiss - Georg-August-Universität Göttingen

Öffnen - eDiss - Georg-August-Universität Göttingen

Öffnen - eDiss - Georg-August-Universität Göttingen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

hatten, den anderen zuvorzukommen. Das wird neben den ständigen Revolten der Soldatenauch daran deutlich, dass in Prato und selbst in Rom schon kurz nach der Plünderung vieleSoldaten damit beschäftigt waren, eine Beute zu verkaufen, wie sie wertloser kaum seinkonnte. Auch die Lösegelderpressung brachte für die meisten Soldaten nicht den erhofftenGewinn, da die Masse der Soldaten sich eine relativ geringe Zahl von Geiseln teilen mussteund viele gänzlich leer ausgingen. Wem es tatsächlich gelungen war, ein Vermögen zu gewinnen,der machte sich in der Regel so schnell wie möglich damit auf den Heimweg. Undselbst wenn jemand - wie etwa im besetzten Mailand - ein Vielfaches des ihm zustehendenSoldes aus dem Hausbesitzer presste, bei dem er einquartiert war, konnte die Preisexplosiondazu führen, dass auch dieses Vielfache ihm durch die Finger rann, ohne dass er damitmehr als seinen Lebensunterhalt bestritten hätte.Dass Geld abgesehen vom individuellen Streben nach persönlicher Bereicherung der wichtigsteFaktor zur Fortführung des Krieges war, ist keine überraschende Neuheit. Erst einBlick auf die Vielfalt der Methoden zur Eintreibung der Gelder in Stadt und Land aberzeigt, wie tief die Auswirkungen dieser Notwendigkeit auf die Bevölkerung waren. Fastalle Maßnahmen, die von den Besatzern getroffen wurden, hatten direkt oder indirekt dieGeldbeschaffung zum Ziel. Anordnungen zur Verhinderung der Abwanderung dienten derSicherung der Kontributionen, bewirkten durch ihre Kopflosigkeit aber eine Verunsicherungder Bevölkerung: mal wurde das Verlassen der Städte bei drakonischen Strafen verboten,kurz darauf gegen eine einmalige Zahlung wieder gestattet, die zwar dazu führte,dass sich die Kriegskasse kurzfristig füllte, anschließend aber die Eintreibung von weiterenGeldern fast unmöglich machte. Zölle und Abgaben wurden eingeführt und wieder abgeschafft,was die Wirtschaft eher lähmte als anspornte. Alles ließ sich in Geld ausdrücken:sowohl von der Einquartierung von Soldaten als auch von der Heranziehung zu Zwangsarbeitkonnte man sich freikaufen. Die Vielgestaltigkeit und Beliebigkeit dieses Systems aberführte dazu, dass die erhofften Gelder nicht dort ankamen, wo man sie hinzuleiten versuchte,weil bis auf die unterste Ebene sowohl der militärischen als auch der zivilen Hierarchiejeder versuchte, sich selbst zu bereichern: Quartiermeister und städtische Beamte kungeltenum die Einquartierungen und die Soldaten trieben in den Häusern Abgaben ein, derenWiderrechtlichkeit zwar offensichtlich war, gegen die man aber dennoch kaum etwasunternehmen konnte, weil die Offiziere es angesichts ihrer eigenen Zahlungsunfähigkeitnicht wagten, die Missstände abzustellen. Auf dem Land zeigte sich dasselbe Phänomen inanderer Ausprägung: kleinere Staaten wurden durch die Drohung mit Einquartierung inihrem Gebiet zur Beteiligung an den Kosten eines Krieges gezwungen, an dem sie eigentlichgar nicht teilnehmen wollten, Heere zogen über die Dörfer und drohten überall mitPlünderung, von der sich die Landbevölkerung dann durch Zahlung von einmaligen oderregelmäßigen Abgaben freikaufen konnte. Lebensmittel wurden ohnehin die ganze Zeitüber requiriert. Die selbstverständliche Anwendung solcher erpresserischen Methoden220

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!