sche Botschafter in Mailand hatte schon 1520 festgestellt, was nicht nur dort, sondern überallgalt: "Del populo non è da far caso, quale va dietro el favor." 1072 Schon bald nach demEinzug der Spanier wünschte sich eine Mehrheit der Bevölkerung wieder die Franzosenherbei, was ihr wohl auch um so leichter fiel, als Francesco Sforza, den die meisten nachwie vor als rechtmäßigen Herzog von Mailand betrachteten, inzwischen mit diesen verbündetwar. Selbst in Pavia schien die Erinnerung an die gemeinsame Verteidigung gegen dieFranzosen verblasst zu sein, denn als diese im Oktober 1527 die Stadt erneut belagerten,erhob sich die Bevölkerung gegen die kaiserliche Garnison, um deren Kommandanten Belgioiosozur Übergabe zu zwingen. 1073Die erste Reaktion auf die Unzufriedenheit aber waren Beschwerden. In Como wurden zuBeginn der spanischen Besatzung zwei Beamte ernannt, die die Beschwerden der Bevölkerunganhören und an den Gouverneur weiterleiten sollten. 1074 Auch in Mailand häuften sichdie Beschwerden, aber es wurde von Seiten der Offiziere nichts unternommen, um die beklagtenZustände abzumildern. Schon im November 1525 kamen Abgesandte kleinererOrte des Herzogtums zu Pescara und verkündeten, dass die Einwohner die Belastung nichtlänger aushalten könnten. 1075 Eine andere Abordnung wurde im Dezember 1525 von einemSoldaten aus dem Gefolge von Antonio de Leyva beleidigt, woraufhin ein Tumult entstand.1076 Solche Zwischenfälle brachten die Bewohner weiter gegen die Spanier auf undführten zu ersten Handgreiflichkeiten: Ende Dezember wurde Juan de Urbina in der Nachtvon Unbekannten angegriffen und musste in eine Kirche fliehen, ein paar Tage darauf widerfuhrdem von den Spaniern eingesetzten Polizeihauptmann ähnliches. 1077 Eine weitereGesandtschaft, diesmal bei Nájera, kündigte unheilvoll an, dass die Gewogenheit der Mailänderfür den Kaiser bald ins Gegenteil umschlagen könnte, 1078 und einen Monat späterberichteten venezianische Spione, die Offiziere hätten sich eingeschlossen und gäben vor,krank zu sein, um keine weiteren Beschwerden entgegennehmen zu müssen. Gleichzeitigwaren die Soldaten mit geladenen Waffen unterwegs, weil man mit einem Aufstand rechnete.1079 Dessen Ausbruch ließ zwar noch drei Monate auf sich warten, aber die Gewalt lagin der Luft. Ende Februar 1526 wurde ein Haus unter Beschuss genommen, in dem einKarnevalsfest unter Beteiligung der Landsknechte stattfand. 1080 Einige Tage darauf wurdenin der Nacht Stimmen laut, die "Duca, Duca!" schrien, gleichzeitig kam es zu ersten Zusammenstößenzwischen Mailändern und den Soldaten. 1081 Bereits zu dieser Zeit werden1072 SEGARIZZI, Relazioni, Bd. 2, S. 22.1073 GAYANGOS, Calendar, Bd. 3, Teilbd. 2, S. 419.1074 ROVELLI, Storia di Como, S. 457.1075 SANUTO, Diarii, Bd. 40, Sp. 243.1076 SANUTO, Diarii, Bd. 40, Sp. 463.1077 SANUTO, Diarii, Bd. 40, Sp. 575.1078 SANUTO, Diarii, Bd. 40, Sp. 567.1079 SANUTO, Diarii, Bd. 40, Sp. 673.1080 SANUTO, Diarii, Bd. 40, Sp. 867.1081 GAYANGOS, Calendar, Bd. 3, Teilbd. 1, S. 585.214
die Nachrichten aus Mailand unsicher, die meisten Informationen stammen von den venezianischenBeamten in Crema und Bergamo, die die Ereignisse mit größter Aufmerksamkeitverfolgten. Fest steht, dass am Tag nach dem Zwischenfall mehrere Personen hingerichtetwurden, wie viele, darüber sind sich die Zeugen nicht einig. Burigozzo sah zwei Männeram Galgen mit Schildern auf dem Rücken, auf denen als unmissverständliche Warnung derSchlachtruf "Duca, Duca!" geschrieben stand. Nach Informationen der venezianischen Beamtenin Bergamo waren 90 Personen verhaftet worden. Ein letztes Mal konnte die Situationdurch einige Mailänder gerettet werden, die offenbar einen guten Draht zur Besatzungsmachthatten: sie versicherten den Spaniern, das Geschrei habe nicht etwa die Entfachungeines Aufstandes zum Ziel gehabt, sondern sei durch von Kindern und einfachenLeuten unters Volk gebrachte Gerüchte zu Stande gekommen, nach denen der Herzog inseinem Amt bestätigt worden sei. Schließlich begnügten sich die Spanier mit Geldstrafenund dem Verbot, den Namen des immer noch im Kastell eingeschlossenen Herzogs überhauptin den Mund zu nehmen. 1082 Außerdem wurde eine Abgabe von 60.000 Dukatenverlangt, die durchaus als Strafe für die Zwischenfälle zu verstehen war. 1083 Doch die Ruhe,die für einige Wochen einkehrte, war trügerisch. Die Beamten aus Crema schrieben MitteApril, wenn die Mailänder nur von irgendeiner Seite Unterstützung bekämen, würden siesofort über die Soldaten herfallen. 1084 Am 22. April trafen einige Soldaten, die ihre Rundezur Eintreibung von Kontributionen machten, bei einem reichen Mailänder - nach Informationender Beamten aus Bergamo handelte es sich um Dionisio di Rosarii 1085 - dann unerwartetauf Widerstand. Als sie nach einiger Zeit mit Verstärkung zurückkehrten, um dieTür aufzubrechen, eskalierte die Situation, weil sich auch die Nachbarschaft bewaffnethatte und die Soldaten in einer wilden Schießerei in die Flucht schlug. 1086Drei Tage später explodierte in Mailand die Gewalt. Offenbar auf eine Absprache mit derKastellbesatzung hin erhob sich die Bevölkerung gegen die Besatzer: während vom Kastellaus durch Ausfälle und Artilleriebeschuss die Soldaten der Wache abgelenkt wurden, bewaffnetesich die Bevölkerung und besetzte die Glockentürme der Kirchen und die Stadttore,um zu verhindern, dass im Umland einquartierte Kompanien zur Verstärkung in dieStadt geholt wurden. Andrea de Calusco, der an diesem Tag nach Mailand unterwegs war,fand die Stadttore verschlossen vor und musste unverrichteter Dinge wieder umkehren,während die Bewohner der Vororte in Scharen in die Berge flohen. In der Stadt läutetenalle Glocken Sturm. Nach der Besetzung der Kirchtürme wurde der von 200 Soldaten bewachteSitz der kaiserlichen Militärverwaltung gestürmt. Am Ende des Tages befand sichdie Stadt in den Händen der Aufständischen, die Soldaten waren in den Bastionen um das1082 SANUTO, Diarii, Bd. 41, Sp. 26f.1083 SANUTO, Diarii, Bd. 41, Sp. 31.1084 SANUTO, Diarii, Bd. 41, Sp. 187.1085 SANUTO, Diarii, Bd. 41, Sp. 231.1086 BURIGOZZO, Cronaca di Milano, S. 451.215
- Seite 1 und 2:
Ein Heer ist ein großes gefräßig
- Seite 3 und 4:
InhaltEinleitung 5Forschungsstand 9
- Seite 5 und 6:
EinleitungAls Spanien im Jahr 1509
- Seite 7 und 8:
einer riesigen Masse von spanischen
- Seite 9 und 10:
ForschungsstandUm die zweite Hälft
- Seite 11 und 12:
14151617181920212223ge interessante
- Seite 13 und 14:
Systematik der QuellenFür ein weit
- Seite 15 und 16:
Augenzeuge der Ereignisse, stellt d
- Seite 17 und 18:
fen der kaiserlichen Militärs und
- Seite 19 und 20:
sandten der Stadt Mailand vor dem K
- Seite 21 und 22:
immer unter der Voraussetzung, dass
- Seite 23 und 24:
ablehnten, war die Plünderung im F
- Seite 25 und 26:
nachlässigten Quelle für das Vers
- Seite 27 und 28:
In Pistoia und Umgebung begannen di
- Seite 29 und 30:
sen. So lassen sich einige Informat
- Seite 31 und 32:
Beim Getreide lassen sich solche Ge
- Seite 33 und 34:
320 Pfund - deuten schon darauf hin
- Seite 35 und 36:
Zusammenfassend lässt sich sagen,
- Seite 37 und 38:
121122123124125diesem Zeitpunkt sch
- Seite 39 und 40:
die Herkunft und den Beruf. Die Ber
- Seite 41 und 42:
von aus, dass an jedem Haushaltsvor
- Seite 43 und 44:
dass einige Hände in unregelmäßi
- Seite 45 und 46:
zahlte Summe. Am Ende des Textes fo
- Seite 47 und 48:
chen sind keine Angehörigen höher
- Seite 49 und 50:
3. GefangenschaftEs sieht auf den e
- Seite 51 und 52:
Geld wie eben möglich an ihren Gef
- Seite 53 und 54:
dünnen Beinen, zum einen, weil die
- Seite 55 und 56:
drei Schuhmachern festzustellen, be
- Seite 57 und 58:
parri (66), ließen wohl auch ihre
- Seite 59 und 60:
dings, dass nicht jeder, der in sei
- Seite 61 und 62:
für diese Aussagen zwar eine dünn
- Seite 63 und 64:
nach Florenz befanden, mit der Bitt
- Seite 65 und 66:
nem Komplex zusammen, der durch die
- Seite 67 und 68:
Gebäuden zusammen, in denen sie si
- Seite 69 und 70:
die Tür aufzubrechen, in den Räum
- Seite 71 und 72:
sie sich vor allem aus den Augenzeu
- Seite 73 und 74:
Ein weiteres Phänomen ist im Verla
- Seite 75 und 76:
zu überprüfen. Mehrere Tage verbr
- Seite 77 und 78:
nen sich einige offenbar ihrer Kont
- Seite 79 und 80:
ank erwähnten deutschen Marketende
- Seite 81 und 82:
Notare sind - mit ganz wenigen Ausn
- Seite 83 und 84:
zunehmen. 274 Wieder andere ließen
- Seite 85 und 86:
Plünderung abebbte, zeichnete sich
- Seite 87 und 88:
die sie für die Bevölkerung darst
- Seite 89 und 90:
Zahlen von den tatsächlichen Verh
- Seite 91 und 92:
Flüchtlingen vor sich her, die hin
- Seite 93 und 94:
ung der Lebensmittel überdurchschn
- Seite 95 und 96:
sten dafür, dass ein befremdlich h
- Seite 97 und 98:
Montferrat und Saluzzo. Nach dem Ab
- Seite 99 und 100:
gen - "mendici, farfanti, carritoni
- Seite 101 und 102:
digten Gebiete nicht weniger gravie
- Seite 103 und 104:
ungen zu einer Länge an, die von d
- Seite 105 und 106:
September bis an die Lagune von Ven
- Seite 107 und 108:
Tag etwa 25 Soldi pro Mann. Der Dur
- Seite 109 und 110:
chung zur Ermittlung des Schadens v
- Seite 111 und 112:
Einquartierungsliste vor vollendete
- Seite 113 und 114:
auf Bitten der Einwohner aber berei
- Seite 115 und 116:
nien italienischer Infanterie nach
- Seite 117 und 118:
daten überfallen und nach Lodi ver
- Seite 119 und 120:
Regierung in Florenz aufgefordert,
- Seite 121 und 122:
abgefangenen venezianischen Kuriers
- Seite 123 und 124:
Entdeckung die Todesstrafe drohte.
- Seite 125 und 126:
C. SöldnerheereDas Leben der Solda
- Seite 127 und 128:
herabgesetzt, die mit dem Wesen der
- Seite 129 und 130:
486487488489490491492493494katen im
- Seite 131 und 132:
pend eingetrieben werden und bracht
- Seite 133 und 134:
geschuldeten Sold schon im Juni 152
- Seite 135 und 136:
der Epidemie gestorben oder deserti
- Seite 137 und 138:
echnet wurde. 531 Die folgende Zeit
- Seite 139 und 140:
esorgen, wurden auch damit als erst
- Seite 141 und 142:
konnten. 554 Nach der Schlacht von
- Seite 143 und 144:
dann auch in der Lombardei immer wi
- Seite 145 und 146:
Feinde oder geheime Abmachungen mit
- Seite 147 und 148:
Woche, 599 im Oktober dann schon be
- Seite 149 und 150:
616617618619620621622Soldaten gern
- Seite 151 und 152:
ten deutschen Hauptleute die Stadt,
- Seite 153 und 154:
dass dieser allein durch seine Pers
- Seite 155 und 156:
6. NationalitätenkonflikteEine der
- Seite 157 und 158:
schließlich zwischen Angehörigen
- Seite 159 und 160:
III. Besetzte StädteWie im Abschni
- Seite 161 und 162:
Leyva in der Stadt zurück, währen
- Seite 163 und 164: Soldaten um und ließen sich anders
- Seite 165 und 166: edan, es blieben 2.500 Soldaten in
- Seite 167 und 168: len sogar höher gewesen zu sein al
- Seite 169 und 170: Obwohl solche Transporte in erster
- Seite 171 und 172: se dieser Politik schlugen sich in
- Seite 173 und 174: lockierten. Der Preis für Mehl gin
- Seite 175 und 176: Die Auswertung der Lebensmittelprei
- Seite 177 und 178: Soldaten sich keine Mühe gaben, di
- Seite 179 und 180: Einbrüche erlitten haben, so dass
- Seite 181 und 182: diesmal von Soldaten, die die Ware
- Seite 183 und 184: anderen Brief, er und der Schatzmei
- Seite 185 und 186: sehen davon, dass die schlechten hy
- Seite 187 und 188: seiner Korrespondenz den Titel eine
- Seite 189 und 190: und die Ankömmlinge nicht selten b
- Seite 191 und 192: liefert: für die Ausbesserung der
- Seite 193 und 194: einzogen, den Spaniern seien Hühne
- Seite 195 und 196: Lanzinechi, ognuno che fuggiva da S
- Seite 197 und 198: offensichtlich ein Heer von Trinker
- Seite 199 und 200: geistlichen Dienstleistungen nicht
- Seite 201 und 202: Soldaten die Stadt erreichte: im Au
- Seite 203 und 204: die Läden zu betreten, sich mit de
- Seite 205 und 206: So bot sich in allen über längere
- Seite 207 und 208: handelt sich um nicht mehr als 10 B
- Seite 209 und 210: In Rom werden Liebschaften zwischen
- Seite 211 und 212: dass die Pest unter den Deutschen d
- Seite 213: eine Klausel eingebaut hatten, dass
- Seite 217 und 218: solche anders lautenden Meinungen k
- Seite 219 und 220: ZusammenfassungIn der vorliegenden
- Seite 221 und 222: durch die militärische Führung lu
- Seite 223 und 224: Geldnot all derer, die ihre Lösege
- Seite 225 und 226: nisch dominierte Herrschaft in Ital
- Seite 227 und 228: BibliografieI. Archivalische Quelle
- Seite 229 und 230: Prato, Archivio di Stato:Buonamici
- Seite 231 und 232: ARMELLINI, M. (HRSG.): Un documento
- Seite 233 und 234: GASSLER, FRANZ (HRSG.): Schilderung
- Seite 235 und 236: MILANESI, CARLO (HRSG.): Il Sacco d
- Seite 237 und 238: UGHI, GIULIANO: Cronica di Firenze
- Seite 239 und 240: BONETTI, CARLO: Cremona durante le
- Seite 241 und 242: GULIK, WILHELM VAN/EUBEL, KONRAD: H
- Seite 243 und 244: REDLICH, FRITZ: De praeda militari.
- Seite 245 und 246: Anhang I: Durchlaufende Nummerierun
- Seite 247 und 248: am Krieg in Italien und am Zug in d
- Seite 249 und 250: LANNOY, CHARLES DE: (* 1487 Valenci
- Seite 251 und 252: gebot von Gerolamo Morone, sich ein
- Seite 253 und 254: November 1511 - November 1512253
- Seite 255 und 256: Oktober 1513 - Mai 1515255
- Seite 257 und 258: Januar 1523 - Mai 1524257
- Seite 259 und 260: November 1526 - Februar 1528259