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geblich mindestens drei Personen starben. 1058 In Mailand fand man jeden Morgen Tote aufder Straße. 1059 Leute, die es gewohnt waren, in Luxus zu schwelgen, lebten von Wasser undBrot aus gestrecktem Mehl. Andere brachen mitten auf der Straße vor Entkräftung zusammen.1060 Auch viele Soldaten verhungerten. 1061 Die anderen verwilderten unter dem Einflussdes Hungers mehr und mehr: im September 1528 wurden die Vorratskammern einigerKlöster ausgeräumt, so dass man die Nonnen auf der Suche nach Nahrung in der Stadt umherirrensah. 1062 Burigozzo berichtet, dass man für den Gang zum Bäcker gut beraten war,sich Geleitschutz zu besorgen, weil ausgehungerte Soldaten an jeder Ecke lauerten. Einige,die ihr Brot mit dem Mut der Verzweiflung verteidigten, kamen dabei ums Leben. 1063 InRom herrschten ganz ähnliche Zustände. Hungernde Soldaten brachen auf der Suche nachLebensmitteln in die Häuser ein und schlitzten am Ende ohne Rücksicht auf die Anstekkungsgefahrsogar die Matratzen der Betten auf, in denen die Kranken lagen. 1064 Und währendeinige die Läden der Bäcker stürmten, 1065 boten römische Prostituierte, deren Dienstesonst 10 Dukaten kosteten, sich für ein Brot an. 1066Die Angst vor dem Tod vor allem durch die Pest führte in Rom offenbar bei einigen Soldatenzu einem Gesinnungswandel. Von dem spanischen Soldaten Valentino Cyprian istdas Vermächtnis überliefert, das er auf dem Totenbett und in höchster Eile am 2. Juli 1527in Rom diktierte, so überstürzt, dass sein Beichtvater die Testamentsaufnahme übernehmenmusste, weil kein Notar zur Stelle war. Cyprian hatte nun offenbar wegen seiner Untatenein schlechtes Gewissen und fürchtete um sein Seelenheil. So versuchte er neben den Bestimmungenfür den Ort seines Begräbnisses, den Nachlass und die üblichen Totenmessenauch das Verhältnis zu seinem Opfer, dem florentinischen Bankier Bernardo Bracci, insReine zu bringen, indem er kleinlaut die Rückerstattung des von diesem erpressten Lösegeldesverfügte: "Item lego Bernardo bracio florentino tricentos ducatos auri quos michi protalia fecit et illos quos magis michi fecit illum rogat quod sibi parcat illos et meo confessoricommitto quod in hoc intendat quod michi de residuo parcat ne anima mea patiatur." 1067Andere waren in ihrer Angst immer noch abgebrühter: ein anonymer Zeuge berichtete im<strong>August</strong> 1527, dass in Civitavecchia einige Spanier an einer unbekannten Krankheit gestorbenwaren und daraufhin einige andere ihre Gefangenen freigelassen, in ihr Testament aber1058 BRUGAZZI, Vicende di Lodi, S. 385.1059 CAPELLA, Beschreibung und Geschicht, fol. 40 r .1060 GAYANGOS, Calendar, Bd. 3, Teilbd. 2, S. 497.1061 GAYANGOS, Calendar, Bd. 3, Teilbd. 2, S. 493.1062 GAYANGOS, Calendar, Bd. 3, Teilbd. 2, S. 788.1063 BURIGOZZO, Cronaca di Milano, S. 495.1064 ALBERINI, Ricordi, S. 298.1065 GROLLIER, Historia, S. 101.1066 CAVE, Bellum Romanum, S. 401f.1067 Das ganze Testament findet sich bei CAVALLETTI-RONDININI, Nuovi documenti, S. 24-26.212

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