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dass die Pest unter den Deutschen die meisten Opfer forderte, weil diese sich weniger alsetwa die Spanier an die Ratschläge zur Verbesserung der hygienischen Bedingungen hielten.1050 Nájera schrieb im Juli 1522 aus Pavia, unter den Spaniern gebe es keine Krankheitsfälle,unter den Deutschen aber um so mehr, weil diese es nicht lassen wollten, in den infiziertenund von den Bewohnern aufgegebenen Orten Hühner zu stehlen. 1051 Und der ChronistSaluzzo di Castellar berichtet zur selben Zeit, dass man in Carmagnola die Landsknechteeinquartiert habe, weil dort die Pest herrschte und die Deutschen die einzigen seien,die davor nicht zurückschreckten, sondern im Gegenteil noch die auslachten, die sichvor der Ansteckung fürchteten. 1052Die Schutzmaßnahmen gegen die Krankheit waren ohnehin rudimentär. Die Bestattung derToten war eine wichtige, aber während eines Massensterbens oft vernachlässigte Tätigkeit.Um eine Ansteckung zu vermeiden, blieb man nach Möglichkeit im Haus. Burigozzo verbarrikadiertesich mit seiner Familie im Sommer 1524 einen Monat lang zu Hause, währenddraußen die Totenkarren ihre Runde machten, dennoch starben zwei seiner Kinder. 1053 DieAutoritäten indes waren bestrebt, nicht nur die Kranken, sondern auch alle, die mit diesenin Kontakt gekommen waren, zu isolieren. Die Mehrzahl der zu dieser Zeit in Mailand insHospital eingelieferten Personen waren selbst gar nicht krank, sondern hatten lediglich mitden Kranken unter einem Dach gelebt. 1054 Die Quarantäne, während der auch die Gesundenin Gefahr gerieten, sich durch den Kontakt mit den Kranken anzustecken, dauerte 40 Tage.So verließen mehr als die Hälfte der Eingelieferten das Hospital nicht mehr lebend, wieeine exemplarische Untersuchung ergab. 1055 Maßnahmen zum Schutz vor Epidemien sindaus der Zeit der spanischen Besatzung fast nicht überliefert. Lediglich aus dem Oktober1526 findet sich eine Anweisung an die Beamten eines Stadtviertels, dafür zu sorgen, dassdie dort in Quarantäne befindlichen 28 Personen nicht auf der Straße herumliefen, und ausder Zeit davor sind einige Anordnungen erhalten, die die Verbrennung von Gegenständenaus verseuchten Häusern betreffen. 1056Der Hunger hatte in der Lombardei schlimmere Auswirkungen. Im Januar 1525 schriebNájera an den Kaiser, im belagerten Pavia diskutiere man darüber, was besser schmecke:das Fleisch der Kavalleriepferde oder das der Maultiere. 1057 Spätestens drei Jahre späterwaren solche Späße nicht mehr angebracht: die ganze Lombardei wurde von einer Hungersnotheimgesucht, zu den Zerstörungen des Krieges und der Vertreibung der Bauernkam 1528 auch noch eine Missernte, die dazu führte, dass in Lodi in jedem Haushalt an-1050 GROLLIER, HISTORIA, S. 103; CAPELLA, Beschreibung und Geschicht, fol. 41 r .1051 BN Madrid, MS 18697, Nr. 18. Brief von Nájera an den Kaiser, Pavia, 24. 7. 1522.1052 SALUZZO DI CASTELLAR, Memoriale, S. 573.1053 BURIGOZZO, Cronaca di Milano, S. 445f.1054 ZANETTI, A Milano nel 1524, S. 322.1055 ZANETTI, A Milano nel 1524, S. 327ff.1056 ASM Sanità, Busta 38.1057 GAYANGOS, Calendar, Bd. 3, Teilbd. 1, S. 691f.211

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