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6. Allgegenwart des TodesDie Ausschreitungen der Soldaten, die Nahrungsmittelknappheit und die zuweilen katastrophalenhygienischen Verhältnisse machten die Angst vor dem Tod zu einem ständigen Begleiterder Bewohner. Vor allem in Rom waren die Auswirkungen der Plünderungen verheerend:es folgte eine Epidemie, so dass das Sterben weiterging und diesmal Soldaten undEinwohner gleichermaßen traf. Selbst die vorsichtigsten Berichterstatter sprechen in denschlimmsten Zeiten von mehreren Hundert Todesopfern am Tag. 1042 Wer nicht selbst betroffenwar, der wurde auf Schritt und Tritt an die Gefahr erinnert: zunächst lagen die Totenvon der Plünderung noch unbegraben herum, durch die Straßen zog ein widerwärtiger Gestank.Noch im Mai wurden dann die ersten begraben, allerdings so nachlässig, dass Körperteileaus dem Boden schauten, die von Raben und Hunden angenagt wurden. 1043 GegenEnde des Monats fiel den Venezianern der Mann in die Hände, der im Auftrag der Spanierfür die Beseitigung der Leichen verantwortlich war. Er gab an, dass auf seine Veranlassunghin 9.800 Tote begraben und 2.000 in den Tiber geworfen worden waren. 1044 Viele Zeugenberichten entsetzt, dass die Kranken durch die Straßen irrten, bis sie tot zusammenbrachen.1045 Auch im Juni wütete die Epidemie weiter und brachte eine regelrechte Endzeitstimmunghervor. Caspar Schwegler schrieb an den kranken Frundsberg: " ... knecht sterbenhie, schmeckt in vil Orten ubel hie, ... werden unsinig in köpfen." 1046 In den folgendenJahren rollte eine Welle von Seuchen über ganz Italien, die mit dem Krieg in Zusammenhangstanden. Eine schwere Pestepidemie hatte Mailand bereits im Sommer 1524 erlitten,die von den französischen Besatzungstruppen eingeschleppt worden war. Nach dem Einrückender Spanier kam es zu einigen weiteren, wenn auch weniger ausgeprägten Krankheitswellen.Im Sommer 1527 kam eine Abordnung des Hospitals zu de Leyva und meldete,dass aus Mangel an Mitteln keine weiteren Soldaten aufgenommen werden könnten. 1047Aus dem Oktober 1528 ist eine weitere Krankheitswelle in Mailand überliefert, an der jedenTag bis zu 20 Soldaten starben. 1048 Dabei handelte es sich nicht immer um die Pest,auch wenn die Zeugen für Epidemien in aller Regel keine andere Bezeichnung kennen.Weit verbreitet waren Typhus und Ruhr, die vor allem durch verseuchtes Trinkwasser verursachtwurden. 1049 Ein interessantes Detail ist in diesem Zusammenhang die Tatsache,1042 RODRIGUEZ VILLA, Memorias, S. 138 u. 246.1043 BERTHIER, Chroniques du monastère, S. 278.1044 SANUTO, Diarii. Bd. 45, Sp. 210.1045 Dieses Phänomen ist ein Indiz dafür, dass es sich bei der Epidemie um die Pest handelte, deren Krankheitsbilddurch ein mehrere Tage dauerndes und von Rastlosigkeit begleitetes Delirium geprägt ist.WOEHLKENS, ERICH: Pest und Ruhr im 16. und 17. Jahrhundert. Hannover 1954. S. 22.1046 GASSLER, Schilderungen, S. 116.1047 GAYANGOS, Calendar, Bd. 2, S. 300.1048 MOLINI, Documenti, Bd. 2, S. 105.1049 CORRADI, ALFONSO: Annali delle epidemie occorse in Italia dalle prime memorie fino al 1850 compilaticon varie note e dichiarazioni. Memorie della società medico-chirurgica di Bologna seguito agli opuscolida essa pubblicati. Bologna 1865-1895. Bd. 6, S. 743, Anm. 1.210

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