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immer unter der Voraussetzung, dass es sich um einen gerechten Krieg handelt. 88 Die Idee,die Plünderungsbeute zusammenzutragen und wenigstens teilweise der Kriegskasse zuzuführen,trägt der weit verbreiteten Zahlungsunfähigkeit der Kriegsherren Rechnung, siewurde aber so gut wie nie in die Tat umgesetzt und wäre den Soldaten wahrscheinlich geradezulächerlich vorgekommen. 89 Vor Ort zeigte sich immer wieder, wie weit die Theoriender Studierstuben sich von der Wirklichkeit der Kriegsschauplätze unterschieden.In den folgenden beiden Abschnitten sollen an einem überschaubareren Beispielfall, derPlünderung von Prato durch die Spanier im Jahr 1512, die Mechanismen des Verkaufs derBeute und der Erpressung von Lösegeldern dargestellt werden, die durch einige außergewöhnlicheQuellen besser dokumentiert sind, als eine noch so große Zahl von Augenzeugenberichtendas leisten könnte. Und hier liegt bereits ein fundamentaler Mangel fast allerbisher erschienenen Arbeiten vor: bei den Schilderungen berüchtigter Plünderungen - allenvoran des Sacco di Roma - werden fast ausschließlich die Verluste genannt, die einige wenigePersonen des öffentlichen Lebens erlitten. Dass kleinere Haushalte durch eine Plünderungin der Regel stärker in Mitleidenschaft gezogen wurden als die Paläste von Bankiersund Kardinälen, wird meistens nur lustlos und floskelhaft erwähnt, da entsprechendes Zahlenmaterialschwer zugänglich ist und darüber hinaus kaum Aussagekraft besitzt, solangedie Summen von Lösegeldern oder geplünderten Werten isoliert genannt und nicht zumEinkommen und den Lebenshaltungskosten der Opfer in Beziehung gesetzt werden. Eszeigt sich aber bei näherer Betrachtung eindringlich, wie sehr eine Plünderung sich für dieMehrheit der Geschädigten zu einer Bedrohung der Lebensgrundlage auswachsen konnte,da ihr die gesellschaftlichen Möglichkeiten fehlten, sich mit höherrangigen Soldaten zuarrangieren und die materiellen Möglichkeiten, aus der Plünderung entstandenen Verpflichtungenetwa durch die Verpfändung eines Landgutes nachzukommen, weil sie einsolches schlicht und einfach nicht besaß und deshalb gezwungen war, ihren geringen Besitzbis hin zu Kleidung und Kochgeschirr herzugeben oder sich auf lange Zeit hinaus zu verschulden.Vom Standpunkt der Soldaten aus zeigt sich parallel dazu, dass den Offizieren,die in den Palästen das große Geld eintrieben, eine weitaus größere Zahl von Soldaten gegenüberstand, die den ausbleibenden Sold durch den Verkauf von geplünderten Kleidungsstückenund Einrichtungsgegenständen ausglichen und die Städte keineswegs mit Gold beladenverließen, wie man angesichts vieler Aussagen vermuten könnte. Eine nähere Untersuchungsolcher Verkäufe wird in dieser Hinsicht vieles erhellen.Anschließend soll an Hand des Sacco di Roma der Ablauf einer Plünderung aus der Sichtder Opfer nachgezeichnet werden. Die Plünderung der Ewigen Stadt im Mai 1527 durchLandsknechte und Spanier bietet sich deshalb für ein solches Unterfangen an, weil durchdie Masse an schreibkundigen Augenzeugen, die dem Geschehen unfreiwillig beiwohnten,8889VICTORIA, De Indis recenter inventis, S. 165.BELLI, De Re militari, fol. 45 v .21

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