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In Rom werden Liebschaften zwischen Soldaten und einheimischen Frauen eher selten gewesensein. Das Tagebuch des anonymen Franzosen erzählt aber gleich von zwei derartigenVerhältnissen. Beim ersten handelt es sich um ein Eifersuchtsdrama, das sich im Januar1528 im bereits erwähnten Palast des Kardinals Pisani zutrug. Ein gewisser Baptista bewohntedort ein Zimmer und beherbergte bei sich eine Prostituierte namens Lucrezia. Imgleichen Palast war ein Hauptmann der Landsknechte mit seinem Gefolge einquartiert.Zwischen Baptista und den Deutschen herrschte ein familiäres Miteinander, und es bliebnicht aus, dass ein Soldat namens <strong>August</strong>in aus dem Gefolge des Hauptmanns sich in Lucreziaverliebte und auch erhört wurde. Die Sache blieb lange geheim, bis eines AbendsGiulio Cardello zu Besuch kam und man sich bis spät in die Nacht am Spieltisch vergnügte.Der Besuch Cardellos und seine Angst, sich wegen umherstreifender Soldaten auf denHeimweg zu machen, wurde schon angesprochen, die Geschichte ging aber noch weiter:Baptista lud ihn ein, in seinem Zimmer zu übernachten. Nun war das Verhältnis zwischenBaptista und Lucrezia offensichtlich nicht nur von Wohltätigkeit geprägt, denn Cardellofand sich ganz selbstverständlich im Bett zwischen den beiden wieder. Von einem eifersüchtigenBediensteten wurde diese Sache am nächsten Tag <strong>August</strong>in hinterbracht, der Lucreziadaraufhin wutschnaubend zu Baptista zerrte und Aufklärung über die Vorkommnisseder letzten Nacht verlangte. Die wurde ihm aber offenbar verweigert, denn er schleppte siedavon, und als Baptista ihnen folgen wollte, rückte <strong>August</strong>in ihm mit gezücktem Schwertauf den Leib. Es stellte sich heraus, dass er sich mit Heiratsplänen trug. 1038Dieser Bericht ist nicht nur wegen der Liebesgeschichte interessant, sondern auch weil erein Schlaglicht auf das tägliche Miteinander in vielen Facetten wirft, zusammengefasst: aufdie Existenz von normalem menschlichen Umgang inmitten eines ansonsten von Gewaltund Zwang dominierten Verkehrs. Ein anderer Fall wird vom gleichen Zeugen einige Tagespäter geschildert, allerdings weniger farbenreich, obwohl der beteiligte Soldat mit ihmunter einem Dach lebte. Caspar Pisognius, der trinkfreudige Italiener, entflammte für einMädchen, das nach kurzer Zeit sogar zu ihm in die Unterkunft zog. Deren Stiefmutterschien einer Verbindung nicht abgeneigt. 1039 Bei der reichen Beute konnte es in der Tatlohnend sein, sich mit den Soldaten einzulassen. Von einem Spanier in Rom wird berichtet,dass er sich verliebte und seiner Angebeteten, die bei der Plünderung alles verloren hatte,3.000 Dukaten schenkte. 1040 In Carpi schließlich wurde im Oktober 1526 eine Verschwörunggegen die Spanier aufgedeckt, weil eine verheiratete Frau sich in einen in ihrem Hauseinquartierten Spanier verliebt hatte und ihm den Plan hinterbrachte, aus Angst, ihr Geliebterkönne bei dem geplanten Aufruhr ums Leben kommen. 10411038 OMONT, Les suites du sac de Rom, S. 24f.1039 OMONT, Les suites du sac de Rome, S. 29.1040 SANUTO, Diarii, Bd. 46, Sp. 437.1041 ACC Guatoli, Busta 83, fasc. 6.209

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