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Die zweite Form der Beziehungen zwischen Bevölkerung und Soldaten war ganz andererArt: während der langen Monate der Besatzung in den Städten blieb es nicht aus, dass einigeSoldaten den jungen Damen den Hof zu machen begannen, oder, wie Alberini es in einemanderen Zusammenhang ausdrückt, die Kriege des Amor denen des Mars vorzogen.1033 Das wichtigste Thema der beiden überlieferten Briefe von Giovanni AntonioVisconti ist dann auch die offenbar ernste Liaison des Hauptmanns Ciciliano mit einer gewissenSignora Cornelia. Visconti engagierte sich mit vollem Einsatz in der Angelegenheitund fungierte gleichzeitig als Heiratsvermittler und Sittenwächter in einem geradezu bühnenreifenStück: während er bei Cornelias Familie die Hochzeit zwischen dieser und demHauptmann betrieb, musste er gleichzeitig einen hartnäckigen Nebenbuhler von ihr fernhalten.Ein Hauptmann der Landsknechte, die als Besatzung in der Stadt geblieben waren,hatte nämlich ebenfalls ein Auge auf sie geworfen. Zunächst nahm er sie in seinem Hausauf, "solamente perche io habia a fare testimonio dei suoi honesti modi ..." Doch auch dortwar Cornelia offenbar nicht sicher vor den Zudringlichkeiten des deutschen Hauptmanns,und kurz darauf griff Visconti zu anderen Mitteln: er verkleidete sie als Bäuerin undschickte sie aufs Land, ihren Aufenthaltsort hielt er geheim. Das Tauziehen mit CorneliasVerwandten endete zunächst unentschieden. Bei einem Zusammentreffen mit diesen lasVisconti ihnen die Leviten über ihr respektloses Verhalten einem Hauptmann des kaiserlichenHeeres gegenüber: "... ho trovatole tutte insieme questa sera, et li ho dicto alchuneparole como loro fano male deportarse di questa sorte cum uno pare de Vostra Signoria."Diese redeten sich damit heraus, dass jemand gefälschte Briefe im Namen von Cornelia anCiciliano geschrieben habe. Die Gefühle der jungen Dame indes waren über jeden Zweifelerhaben: "... sapra Vostra Signoria che la signora Cornelia vi ama ultra modo ..." 1034 Als erihr zwei Tage später die Grüße des Hauptmanns ausrichtete, fand er sie als die glücklichsteFrau der Welt - "la piu felice dona del mondo" - vor. 1035 Obwohl die Kuppelei eigentlichnicht sein Metier sei, wie er versichert, hatten ihn die Gefühle derart übermannt, dass er alleZweifel vergaß: "Me incresce intrometterme in simile cose, ma lo grande amore de VostraSignoria me fa trapassare." 1036 Dass solche Verhältnisse in Mailand einige Verbreitung gefundenhatten, zeigt der Brief eines venezianischen Informanten aus dem Januar 1527: alsdie Spanier abziehen sollten, das Gepäck stand schon bereit, zögerten sie den Auszug immerweiter hinaus, weil sie sich angeblich nicht von ihren Herzensdamen trennen konnten.10371033 ALBERINI, Ricordi, S. 237.1034 ASM Sforzesco, Cart. 1424. Giovanni Antonio Visconti an Alvisio Ciciliano, 15. 2. 1527.1035 ASM Sforzesco, Cart. 1424. Giovanni Antonio Visconti an Alvisio Ciciliano, 17. 2. 1527.1036 ASM Sforzesco, Cart. 1424. Giovanni Antonio Visconti an Alvisio Ciciliano, 15. 2. 1527.1037 SANUTO, Diarii, Bd. 43, Sp. 764. Der eigentliche Grund für die Verweigerung des Abzugs war wohl eherdas Ausbleiben der Bezahlung. Wie dem auch sei: die Anekdote ist bezeichnend für die Selbstverständlichkeit,mit der amouröse Beziehungen zwischen Soldaten und Frauen aus der besetzten Stadt abgehandeltwerden.208

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