13.07.2015 Aufrufe

Öffnen - eDiss - Georg-August-Universität Göttingen

Öffnen - eDiss - Georg-August-Universität Göttingen

Öffnen - eDiss - Georg-August-Universität Göttingen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

So bot sich in allen über längere Zeit besetzten Städten das gleiche Bild der Verwüstung:herausgerissene Türen und Fenster, zerschlagene Einrichtungen bis hin zu abgedecktenDächern. Dass selbst das Gefolge der Offiziere in dieser Hinsicht wenig zimperlich war,zeigt ein Schutzbrief aus Rom, durch den Juan de Urbina den Soldaten im <strong>August</strong> 1527verbot, das Haus von Jacopo Cardello zu betreten. Das nämlich sei schon durch seine eigeneAnwesenheit hinreichend in Mitleidenschaft gezogen worden: "... que nynguno sea osadode se venir a alojar en casa de monseñor Jacobo Cardelo asi por ser estançia mia comopor estar destruyda a causa de los muchos dias que en ella soy estado alojado." 1020 Bezeichnendfür das ganze Ausmaß des Schadens in Rom ist darüber hinaus die Tatsache, dass derPapst im Januar 1528, also noch vor dem Abzug der Soldaten aus der Stadt, von Orvietoaus alle in Rom geschlossenen Mietverträge vom Tag der Eroberung an wegen der eventuellenUnbewohnbarkeit der Objekte für ungültig erklärte. 10215. Persönliche BindungenAuch wenn das Miteinander zwischen Bevölkerung und Besatzern in erster Linie vonZwang und Einschüchterung geprägt war, lassen sich in einigen Fällen Bindungen zwischenSoldaten und Bewohnern der besetzten Städte ausmachen, die entweder beim Einzugschon bestanden oder sich während des alltäglichen Umgangs etablierten. In diesem zweitenFall sind sie schwer nachzuweisen, da die Chroniken sich in der Regel darüber ausschweigen,was hinter verschlossenen Türen passierte und kein Aufsehen erregte. Über dieVerbreitung des Phänomens kann nicht viel gesagt werden, weil das wenige überlieferteMaterial nur einige Momentaufnahmen liefert, die keine quantifizierenden Schlüsse zulassen.Es scheint aber einleuchtend, dass etwa in Mailand vier Jahre der Besatzung nicht verstreichenkonnten, ohne dass sich Bekanntschaften ergaben, durch die die Mechanismen derGewalttätigkeit ausgebremst wurden. Mit anderen Worten: Affekthandlungen aus Wut überunerfüllte Forderungen sowohl gegenüber den Offizieren, als auch gegenüber den Bewohnernder belegten Häuser konnten sich nicht jeden Tag an denselben Personen und in derselbenWeise wiederholen. Selbst wer auf der Suche nach Brot bereit war, jeden Tag einenanderen Bäcker zu erschlagen, konnte dem Hunger der Kinder in den Quartieren nach Monatendes erzwungenen Zusammenlebens nicht ganz gleichgültig gegenüberstehen. DieBeziehungen, die aus dieser Art von täglichem Umgang erwuchsen, werden nichtsdestotrotzselten von gegenseitiger Zuneigung getragen worden sein - sie entwickelten sich eherim Spannungsfeld zwischen dem Wechselspiel von Angst und Drohung auf der einen Seite1020 ASCR Cardelli, Div. I, Bd. 146.1021 COMUNE DI ROMA (HRSG.): Regesti di bandi, editti, notificazioni e provvedimenti diversi relativi alla cittàdi Roma ed allo Stato Pontifico. Bd. 1 (1234-1605). Rom 1920. Nr. 53.205

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!