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satzung. Die Tatsache, dass sie mit fortschreitender Dauer der Anwesenheit der Soldatenimmer seltener explizit erwähnt und beschrieben werden, ist viel eher ein Zeichen für diezunehmende Lethargie und Abstumpfung der Opfer als für eine tatsächliche Abnahme derÜbergriffe.Diese häuften sich immer dann, wenn die Soldaten wegen der ausbleibenden Soldzahlungenin Wut gerieten. Zum einen holten sie sich durch Plünderungen bei der Bevölkerungdas, was ihnen ihrer Meinung nach zustand, zum anderen versuchten sie, Druck auf dieOffiziere auszuüben, um die Beschaffung des Geldes zu beschleunigen. Was in den meistenFällen nach ziellosen Gewaltakten aussah, hatte bisweilen System: Burigozzo berichtet,dass die Soldaten im Herbst 1528 in Mailand die Läden um den Domplatz auseinandernahmenund ankündigten, die Plünderungen so lange fortzusetzen, bis die Bezahlung erfolgtsei. Dieses Spiel wiederholte sich alle zwei Wochen, nämlich immer dann, wenn einehalbe Monatszahlung ausstand. 977 In Rom beschränkten sich solche Ausschreitungen nichtauf Plünderungen, sondern wurden zu einer Bedrohung für Leib und Leben der Bewohner,vor allem nach der Flucht der Geiseln des Papstes aus dem Palast der Kanzlei. Als dieLandsknechte am Morgen des 1. Dezember 1527 die verwaisten Betten und eine Strickleiterim Kaminschacht vorfanden, gerieten sie in Raserei: "... und weren nur wildt, wolten nurwider anfangen Rom zu plündern, und das Kindt in Mutter laib erwürgen. Und stundenlenger dan 5 ganzer stundt bei einand versamblet, wie zue beratschlagen, und des mehrenthails rath war erwürgen, plündern und alles übel zue thun, das möglich und menschlichwere." 978 Alarcon bezeugte in einem Brief an den Kaiser, dass solche Gewaltexzesse danntatsächlich stattfanden. 979Vor Überfällen war man in Rom weder auf der Straße, noch im eigenen Haus sicher: GiulioCardello, der an einem Abend im Januar 1528 zum Spielen zu Gast bei Giovanni Barotio -der die Misshandlungen bei der Plünderung also offenbar überlebt hatte - im Palast desKardinals Pisano weilte, traute sich am Ende der Partie nicht, den Weg nach Hause durchdie nächtliche Stadt anzutreten, "ob militum periculum". 980 Und Dionisio Boccapaduli bekamEnde Mai 1527 mitten in der Nacht Besuch von Soldaten, die sich unter einem VorwandZutritt zu seinem Haus verschafften, ihm den Schlüssel abnahmen, ihn in eine Latrinewarfen und anschließend so lange misshandelten, bis er das Versteck seiner Wertgegenständeverriet. 981Nach dem vorübergehenden Abzug des Heeres aus Rom im Sommer 1527 gingen dieÜbergriffe im September weiter. Wie weit die Angst vor erneuten Plünderungen verbreitetwar, zeigen die Schutzmaßnahmen, die man ergriff, als die Nachricht vom Herannahen der977978979980981BURIGOZZO, Cronaca di Milano, S. 481f.GREGOROVIUS, Ein deutscher Bericht, S. 395.GAYANGOS, Calendar, Bd. 3, Teilbd. 2, S. 493.OMONT, Les suites du sac de Rome, S. 25.BICCI/COMBO, Notizia storica, S. 74f.200

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