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offensichtlich ein Heer von Trinkern bei Laune halten sollten: in Cremona wurde 1526 dieTagesration für Wein auf 4 bocali - mehr als 3 l - festgeschrieben. 953Nachrichten über andere Formen der alltäglichen Beschäftigung sind wegen des Mangelsan Außergewöhnlichkeit und Auffälligkeit aus der Sicht der Zeitgenossen sehr dünn gesätund sollen hier nur der Kuriosität halber erwähnt werden. Wer schreiben konnte - und daswaren wohl die allerwenigsten - blieb in Kontakt mit der Heimat. Private Briefe von Soldaten,die die Zeit überdauert haben, sind eine Seltenheit. Aus Prato sind drei Entwürfe vonBriefen überliefert, die ein namenloser Soldat aus dem Heer des Vizekönigs gegen Ende<strong>August</strong> oder Anfang September 1512 in holprigem Italienisch mit unüberhörbar spanischemEinschlag an seine Liebste daheim und zwei weitere Personen schrieb. Seine Liebesschwürezeugen von der Mühe auf der Suche nach eleganten Formulierungen: "Unica miain cui spero et la propria vita teni in soy mano quanto e el dispiacer esser assenti de vostrapresencia dio lo sa supplicola me avvisa al spesso che certamente moro pensando in vuy etbene sapete che quando stava in vostra presencia non me potia partire de quel bel viso alpresente asento et non lo haver visto a tanti jorni pensato uni como voglio far et con chemodo et uno pensero sto." Des weiteren erfährt man, dass ihm der Militärdienst Freude bereitete:"... cum piacere me piglo le fatige militari non avendo ad nessuna cosa fastidio ..."Kein Wunder, denn die Plünderung der Stadt, von der er kurz berichtet, lag gerade zurück.Immerhin belegen die Briefe und einige Aufforderungen an die Empfänger, von sich hörenzu lassen, dass auch ein privater Nachrichtenaustausch zwischen dem Heer und den Heimatortender Soldaten stattfand. 954 Ebenfalls aus Prato ist ein Heft überliefert, in dem einigespanische Soldaten sich offenbar aus Langeweile verewigten. Es handelt sich um Zeichnungenund Kritzeleien, die von mangelhaftem künstlerischen Talent und einer noch mangelhafterenBeherrschung der Schrift zeugen. Zeichnungen von Menschen und Tierenwechseln sich mit Schreibübungen ab, die darauf hindeuten, dass die Soldaten offenbar ausvorliegenden Briefen abschrieben. Dass es sich nicht um echte Entwürfe handelt, zeigt nebendem wüsten Durcheinander von Ansätzen und der selbst für jene Zeit haarsträubendenRechtschreibung auch die Tatsache, dass einzelne Buchstaben spiegelverkehrt, also voneiner des Schreibens unkundigen Person wiedergegeben wurden. Immerhin erfährt man ausTextstücken wie "yo dixo ansi ya Florencia se toma", dass es sich um Soldaten handelte,die zum Belagerungsheer vor Florenz gehörten, das im Januar 1530 Prato besetzte. 955 Sorudimentär wie die Kenntnisse der Schrift war offenbar auch die Beherrschung der Sprachedes Landes, in dem man sich aufhielt: zusammenhanglos eingestreute Worte wie "cazzo"953954955BONETTI, Cremona, S. 226.ASP Ceppi 96. Eingänge und Ausgänge des Ceppo Nuovo für das Jahr 1501. Offenbar war der Soldat indem Gebäude einquartiert, in dem die Bücher aufbewahrt wurden. Die Briefentwürfe finden sich auf fol.26 r , fol. 87 v und fol. 88 r .FALLETTI, Assedio, S. 109.197

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