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einzogen, den Spaniern seien Hühner und Kapaune aufgetischt worden und forderten eineebenso fürstliche Bewirtung. Bis zu ihrem Auszug im Februar 1527 ließen sie sich bedienenund bezahlten nichts von allem. 920 Die Hausherren taten im eigenen Interesse gut daran,den Soldaten jeden Wunsch von den Augen abzulesen, um nicht deren Unmut auf sichzu ziehen. Giovanni Antonio Visconti schrieb zur selben Zeit aus Mailand an einen Hauptmannim spanischen Heer: "Io anchora ho in casa li lanschenechi, et ... me convene pascerlida principe ..." 921 Es wurde schon erwähnt, dass die Soldaten sich ohne Rücksicht auf dieBefehle zur Einquartierung in den Häusern einnisteten, die ihnen am besten gefielen. Dasssie sich überall gleich wie zu Hause benahmen, zeigt ein Dekret aus dem Mai 1526, durchdas ihnen verboten wurde, andere Soldaten zum Essen in ihre Quartiere einzuladen. 922Capella berichtet, dass sie zum Frühstück in einem Haus einkehrten, zum Mittagessen ineinem anderen. 923 Auch nach den Aussagen der Zeugen im Prozess von Sormani war dasganz selbstverständlich, Beschwerden bei den Offizieren führten zu nichts. 924 Und nicht nurin den Vorratskammern, sondern sogar an den Kleidertruhen der Hausherren bedienten dieSoldaten sich, wie mehrere Zeugen übereinstimmend festhalten. 925 Die detaillierten Reglementierungen,was die Hausherren den Soldaten zur Verfügung zu stellen hatten und wasnicht, wirken angesichts solcher Zustände völlig wirklichkeitsfremd: drei Soldaten solltennach einem Dekret Bourbons in Mailand eine Matratze, zwei Laken, ein Kissen und eineDecke bekommen. 926 In Cremona wurde sogar präzisiert, dass die Handtücher jede Wocheund die Laken alle zwei Wochen zu waschen waren. 927Neben Bewirtung und Einkleidung verlangten die Soldaten auch andere Dienstleistungen.Capella berichtet, dass sie die Angstellten der Hausherren in Mailand wie Leibeigene behandelten.928 In den schlimmsten Fällen wurden diese selbst zu Dienern degradiert wie inRom, wo Personen von Rang und Ansehen sich als Pferdeknechte, Küchengehilfen undWasserträger der Soldaten wiederfanden. 929Das Benehmen der Soldaten war denkbar schlecht und fiel in den mit Vorliebe belegtenHäusern der kultivierten Oberschichten um so unangenehmer auf. Zu den Zuständen, die inden von Landsknechten bezogenen Wohnungen im Mai 1510 in Vicenza herrschten, fieleinem anonymen Chronisten nichts anderes ein als der Vergleich mit Schweineställen: "...nelle camere netissime e pomposamente adornate et abbellite, tanto immonde erano che920921922923924925926927928929BURIGOZZO, Cronaca di Milano, S. 464.ASM Sforzesco, Cart. 1424. Giovanni Antonio Visconti an Alvisio Ciciliano, Mailand, 15. 2. 1527.ASM Sforzesco, Cart. 1505, Dekret vom 26. 5. 1526.CAPELLA, Beschreibung und Geschicht, fol. 44 r .IIPPAB Comuni 182, Punkt 9.CAPELLA, Beschreibung und Geschicht, fol. 31 r ; SANUTO, Diarii, Bd. 42, Sp. 25; VALLES, Historia, 217 v .ACM Registri di lettere ducali, Bd. 19, fol. 81 v .BONETTI, Cremona, S. 153.CAPELLA, Beschreibung und Geschicht, fol. 31 V .GUICCIARDINI, Il sacco di Roma, S. 240.193

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