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daten die Bevölkerung zum Graben und Mauern eingespannt zu haben, weil sie selbst nichtarbeiten wollten. Einige Beispiele sollen das verdeutlichen.In Mailand gab es zwei Arten von Befestigungsarbeiten: die Ausbesserung der Stadtmauernund, vor allem zu Beginn und gegen Ende der Belagerung des Herzogs im November 1525und im Juli 1526, die Arbeit an den Gräben, die man um das Kastell gezogen hatte. Werdiese Tätigkeit ausübte, lebte gefährlich: die Schanzgräber waren die meiste Zeit über derFestungsartillerie ausgesetzt und gerieten bei Ausfällen nicht selten zwischen die Mühlsteineoder wurden gefangen genommen. Das war wohl auch der Hauptgrund, warum die Soldatennicht selbst graben wollten. Fast jeden Tag gab es Tote und Verletzte unter den Belagerern,wenn auch deren Zahl von den Berichterstattern der Gegenseite stark übertriebenwurde. Die Bewohner aus der Stadt und den umliegenden Dörfern kamen den Aufforderungender Besatzer zur Arbeit alles andere als freiwillig nach: im November 1525 wurdeim Umland von Mailand unter Androhung der Todesstrafe nach Schanzgräbern geschickt,890 angeblich wurden auf diese Weise 3.000 Personen zur Arbeit an den Gräben indie Stadt gebracht. Viele von ihnen flohen schon nach kurzer Zeit wieder, und zwar ausmehreren Gründen: ein Informant der Venezianer berichtete, dass die Spanier die Abwesenheitder Bewohner nutzten, um sich über deren Häuser herzumachen, 891 ein anderer trafvor der Stadt eine Gruppe von zehn geflohenen Schanzgräbern, die erzählten, sie hättentrotz der harten Arbeit nichts zu essen und zu trinken bekommen. 892 Ein dritter Beobachterberichtet von regelrechter Menschenjagd: "... spagnoli fanno gran guardia al castelo, et cheretengono li vilani per la strada et li conducono ad lavorar al castelo. Et che lui relatore li haveduti cazar da li soldati con la spada in più luochi ..." 893 Viele trauten sich aus Angst, beider Arbeit an den Gräben verheizt zu werden, nicht mehr aus dem Haus. 894 Andere kauftensich von der Zwangsverpflichtung frei, was angesichts der vielerorts beobachteten Findigkeitder Soldaten in Bezug auf die Aufbesserung des Soldes die Vermutung zulässt, dass essich bei diesem Verfahren am Ende um eine weitere Spielart der Erpressung von Lösegeldernhandelte. 895 Bauern, die zum Verkauf von Lebensmitteln in die Stadt gekommen waren,wurden bisweilen gleich dabehalten. 896 Gegen Ende der Belagerung war der Bedarf anArbeitskräften offenbar so dringend, dass jeder Haushalt in Mailand aufgefordert wurde,einen Schanzgräber zu stellen. 897 Spaten und Spitzhacken mussten die Arbeiter selbst mitbringen.898 Aus Cremona ist der Lohn für die Schanzgräber übrigens auch in Zahlen über-890891892893894895896897898SANUTO, Diarii, Bd. 40, Sp. 300.SANUTO, Diarii, Bd. 40, Sp. 427.SANUTO, Diarii, Bd. 40, Sp. 326.SANUTO, Diarii, Bd. 40, Sp. 450.CAPELLA, Beschreibung und Geschicht, fol. 32 v .SANUTO, Diarii, Bd. 40, Sp. 320.SANUTO, Diarii, Bd. 42, Sp. 7.ASM Sforzesco, Cart. 1505, Dekret vom 19. 7. 1526.ASM Sforzesco, Cart. 1505, Dekret vom 1. 7. 1526.190

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