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hätten die Soldaten nach seiner Flucht das Haus verwüstet, ein anderer sei ordnungsgemäßzum Empörer erklärt worden, weil er die Kontribution nicht bezahlt habe. So ergehe es imübrigen allen, die den Anordnungen der Besatzungsmacht nicht Folge leisteten. Undschließlich erfährt man von ihm selbst, dass auch er einen Landsknecht in seinem Hausbeherbergte.B. Leben mit der BesatzungDer Einzug der Soldaten in eine Stadt stellte das Leben der meisten Bewohner zunächstvollständig auf den Kopf. Neben den schon beschriebenen, die Existenz permanent undunmittelbar bedrohenden Faktoren - Teuerung der Lebensmittel und Eintreibung von Tagesabgabenund Kontributionen - hatte auch allein die Gegenwart der Soldaten Auswirkungenauf das Alltagsleben. Denn ein solches musste sich irgendwann wieder einstellen, undzwar sowohl für die Bewohner, als auch für die Soldaten. Das Leben in dieser sich anbahnendenNormalität wurde zunächst beeinflusst oder besser gesagt: eingeschränkt durch eineReihe von Maßnahmen der Besatzungsmacht, deren erster Zweck die Sicherung der Herrschaftwar, und zwar sowohl nach außen gegen die Feinde, als auch nach innen gegen umstürzlerischeNeigungen einer Bevölkerung, die vor allem im dauerhaft besetzten Mailandimmer weniger bereit war, die Auspressung durch die Kontributionen und die ständigengewaltsamen Übergriffe der Soldaten hinzunehmen. Um zu verhindern, dass die gesamteBevölkerung in die Flucht getrieben wurde, versuchte man daneben, deren Sicherheitsbedürfnisdurch die Herstellung einer sehr rudimentären Form von öffentlicher Ordnung wenigstensansatzweise zu befriedigen. Gleichzeitig wurde ein Teil der Bewohner zumeistgegen deren Willen für den militärischen Apparat eingespannt. Während nun die Beschaffungvon Lebensmitteln in einer wirtschaftlich durch die Besatzung geschädigten Stadt fürdie Bewohner zu einem zentralen Problem aufrückte, gingen die Soldaten ihren in der Regelrecht derben Vergnügungen nach. Ihr Treiben erregte nicht selten Anstoß, so dassSpannungen in den besetzten Haushalten vorprogrammiert waren. Vor allem aber war dasNebeneinander durch die Gefahr von Übergriffen der ungebetenen Gäste geprägt. DerMangel an Disziplin in den Söldnerheeren begünstigte jede Art von Rechtsbruch, weil dieSoldaten nur selten zur Rechenschaft gezogen wurden, auch wenn es an einigen Stellenaugenscheinlich zu Ansätzen von Solidarität zwischen den einquartierten Soldaten und denBewohnern der belegten Häuser kam. Die wirtschaftlichen Folgen der Bevölkerungsverminderungwaren beträchtlich, dazu kam, dass viele Handwerker und Händler ihre Werkstättenund Läden über lange Zeiträume aus Angst vor Plünderungen geschlossen hielten.Dadurch war auch das öffentliche Leben starken Einschränkungen unterworfen, ganz abge-184

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