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Soldaten sich keine Mühe gaben, die Familien der belegten Haushalte zu schonen. Sie benahmensich wie die großen Herren und stellten unentwegt Forderungen. Es ist schwer zusagen, über welche Zeiträume die Bevölkerung eine solche Belastung aushalten musste, dadie einzelnen Aussagen immer nur Schlaglichter auf die Zustände in den Städten werfen.Wenn neue Einheiten einzogen, häuften sich die Klagen; dass sie danach abebbten, ist eherein Zeichen dafür, dass sich die Zeugen an den Zustand gewöhnten, als dafür, dass dieserZustand sich besserte. Die meiste Zeit der Besatzung über wurde wohl tatsächlich "a discrezione"gelebt, ein Umstand, der auch als alltägliche Ausplünderung bezeichnet werdenkann.Die Offiziere standen dem Problem weitgehend machtlos gegenüber. Da kein Geld vorhandenwar, um die enormen Soldrückstände auszugleichen, versuchten sie entweder durchkleinere Zahlungen die Soldaten dazu zu bringen, für ihre Verpflegung aufzukommen, odersie legten eine Tagesabgabe fest, die die Bewohner an die Soldaten zu entrichten hatten, umdie Übergriffe so in halbwegs kontrollierbarem Rahmen zu halten. In Mailand fügten dieseTagesabgaben dem Katalog der Beschwerden über die Besatzer eher einen Punkt hinzu, alsdass sie dazu beigetragen hätten, die Aufwendungen der Bevölkerung für die Nahrungsmittelbeschaffungauf ein erträgliches Maß zu senken. Sie scheinen im Gegenteil oft alsEinladung missverstanden worden zu sein, die von den Offizieren festgelegten Forderungeneigenmächtig in die Höhe zu schrauben. Das System der Tagesabgaben war schon zu Beginndes Krieges in der Lombardei eingeführt worden, zunächst auf dem Land. Die Festlegungenwaren sehr genau, um Missbrauch zu vermeiden: im Oktober 1522 schrieb Nájeraan den Kaiser, die Bauern, die man zur Unterbringung der schweren Kavallerie verpflichtethatte, müssten jeweils einen Reiter mit vier Pferden beherbergen, diesem jeden Tag eineinhalbReales - etwa 15 Soldi - auszahlen und ihm Kochgeschirr sowie Heu und Stroh für diePferde zur Verfügung stellen. 795 Im Dezember 1525 galten dieselben Bedingungen, die Abgabeaber war inzwischen auf einen halben Dukaten verdreifacht worden. 796 Zur gleichenZeit schlug Hurtado de Mendoza eine solche Regelung auch für die in Mailand einquartierteInfanterie vor. 797 Wann seine Vorschläge zum ersten Mal zur Anwendung kamen, istnicht ganz klar, die erste Nachricht darüber stammt von einem Informanten der venezianischenRegierung aus dem April 1526. Demnach gab es offenbar unterschiedliche Regelungenfür Spanier und Deutsche: die Landsknechte bekamen Brennholz, Öl, Salz und Bettwäsche,die Spanier nur Bettwäsche und 10 Soldi am Tag. 798 Abgesehen davon, dass die Soldatensich ohnehin alles nahmen, was ihnen gefiel, schien diese Summe nicht zu genügen:im September 1526 erging ein Dekret von Bourbon, nach dem jeder Soldat 20 Soldi am795796797798PACHECO Y DE LEYVA, La politica española, S. 330.SANUTO, Diarii, Bd. 40, Sp. 500.GAYANGOS, Calendar, Bd. 3, Teibd. 1, S. 533.SANUTO, Diarii, Bd. 41, Sp. 170.177

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