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Die Auswertung der Lebensmittelpreise lässt eine Reihe von Beobachtungen zu, diegrundlegend für das Verständnis der alltäglichen Situation der besetzten Stadt Mailandsind. Zunächst einmal verblüfft die Heftigkeit der Preisschwankungen, und zwar sowohl inBezug auf den Ausschlag, als auch auf die Schnelligkeit. Die Schwankungen sind ein Indikatorsowohl für die Lage im Umland, als auch in der besetzten Stadt selbst. Die Gegenwartvon Soldaten allein trieb die Preise allerdings nicht in die Höhe, so lange die Versorgungswegefrei waren und die Situation in der Stadt nicht außer Kontrolle geriet. Tendenziellkann man den untersuchten Zeitraum in zwei Phasen einteilen: eine erste von 1521 bis1526, in der die Lebensmittelpreise zwar starken Schwankungen unterlagen, aber zwischendurchimmer wieder annähernd die Werte aus der Zeit vor dem Krieg erreichten, undeine zweite von 1527 bis 1529, in der die Preise durchweg mindestens das Dreifache desüblichen Preises ausmachten und in vergleichbarem Maß nur noch nach oben ausschlugen.Mit anderen Worten: für lange Zeit war das Leben im besetzten Mailand mindestens dreimalso teuer wie zuvor. Vor allem die demografischen Auswirkungen der Besatzung bestätigendiese Einteilung. Die Tatsache, dass die Lebenshaltungskosten sich innerhalb vonkurzer Zeit fast verzehnfachen konnten, war an sich schon schlimm genug, als solche Verhältnissedann ab 1527 zum Dauerzustand wurden, waren viele zur Auswanderung gezwungen,wenn sie dem Hungertod entgehen wollten.Ein Seitenblick auf einige andere Fälle zeigt, dass eine Amplitude der Preisschwankungenvon dieser Größenordnung unter dem Einfluss von Krieg und Besatzung keine Seltenheitwar. In Pavia lag der Getreidepreis vor dem Krieg bei etwa 100 Soldi pro sacco. 785 Bereits1523 verdoppelte er sich, fiel dann 1525 noch einmal auf den Vorkriegswert ab und explodierte1528 auf 450 Soldi, ein Wert, der auch im folgenden Jahr annähernd gehalten wurde.786 Diese im Vergleich zu Mailand noch stärkere Teuerung erklärt sich aus der Tatsache,dass Pavia durch den Krieg schwerer in Mitleidenschaft gezogen wurde als Mailand: 1528,im Jahr der heftigsten Preissteigerung, hatte die Stadt drei Plünderungen hinter sich undwar zu weiten Teilen zerstört.4. Belastung der HaushalteDie Teuerung machte es den Einwohnern in Mailand schwer, die Soldaten zu beköstigen.Genau das aber wurde meistens von ihnen erwartet. Es ist leicht vorstellbar, dass drei odervier Soldaten, die sich rücksichtslos an allen Vorräten bedienten, auch einer wohlhabendenFamilie in Zeiten der Teuerung finanziell das Genick brechen konnten. Als das kaiserliche785786Nach Paveser Maß: 1 sacco = 122,3 l.ZANETTI, Problemi alimentari, S. 157.175

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