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gering scheinenden Zahlen Leben einzuhauchen, sollte darauf hingewiesen werden, dassein Handwerksmeister auf dem Bau in Mailand im Sommer 1525 nach den offiziellenLohnfestschreibungen 15 Soldi am Tag verdiente, ein Erntearbeiter 10 Soldi und ein Tagelöhnerin der Stadt 8 Soldi. Frauen verdienten überall die Hälfte. 758 Einige erschwerendeUmstände kommen noch hinzu: die Arbeit war oft Saisonarbeit und auch in der Saisonwurde zwar jeden Tag gegessen, aber nicht jeden Tag gearbeitet, ferner fielen neben denGrundnahrungsmitteln Brot und Wein auch noch etliche andere Kosten an, und schließlichhatten die meisten eine Familie zu ernähren. Aus diesen Umständen ergibt sich, dass fastder gesamte Verdienst eines normalen Arbeiters für Lebensmittel aufgewendet wurde unddaher eine Erhöhung der Lebensmittelpreise durchaus die Lebensgrundlage einer Mehrheitder Bevölkerung bedrohen konnte.Es soll nun die Preisentwicklung einiger Grundnahrungsmittel in Mailand vom Zeitpunktdes Einmarsches der Spanier in der Lombardei im November 1521 bis zu deren Abzug imDezember 1529 nachgezeichnet werden. Die angegebenen Werte können nur eine ungefähreVorstellung von den Größenordnungen geben, innerhalb derer die Preise schwankten, daes sich um Angaben von Augenzeugen handelt, vor allem aus der Chronik von Burigozzound aus den Berichten der venezianischen Spione an die Regierung, mithin um Beobachtungen,die bisweilen Verzerrungen unterworfen waren. Es wurden zwar auch die Aktendes Tribunale della Provvisione berücksichtigt, der obersten Behörde in Mailand, die unteranderem auch für die Preisregulierung zuständig war, 759 doch diese geben die Preisschwankungennicht in ihrem vollen Ausmaß wieder, weil sie eben versuchten, selbige einzudämmenund daher eher die angestrebten als die herrschenden Zustände beschreiben. Akten, dieeine lückenlose Nachvollziehung der tatsächlichen Preise erlauben, sind aus Mailand leidernicht überliefert.Zunächst zu Getreide und Mehl. 760 Zu Beginn des Krieges hielt sich der Preis noch im obengenannten Vorkriegsrahmen unter 10 Lire pro moggio. Bis zum September 1523 bezahlteman in Mailand für Mehl nicht mehr als 8 Lire, dieser Preis schoss mit der Ankunft desfranzösischen Heeres vor der Stadt dann bis auf 28 Lire hoch. 761 Der Markt reagierte nichtnur empfindlich, sondern auch schnell. Nach dem Abzug der Franzosen normalisierten sichdie Preise wieder, die nächste Preisexplosion stand den Mailändern im Juli 1526 ins Haus,diesmal waren es die Venezianer, die vor den Toren der Stadt die Lebensmittellieferungen758759760761wöhnlich hoch erscheinenden Pro-Kopf-Verbrauch aus.ACM Dicasteri 221, fol. 54 r .Zu deren Kompetenzen: VISCONTI, ALESSANDRO: Storia di Milano. Mailand 1952. S. 429; CAZZAMINIMUSSI, FRANCESCO: Milano durante la dominazione spagnola (1525-1706). Mailand 1947. S. 58.Die Preisunterschiede zwischen Getreide und Mehl betragen, wie oben gesehen, nur etwa 25 %. Da dieBerichte bei den Angaben willkürlich zwischen Getreide und Mehl wechseln und die Preise ohnehinSchwankungen im dreistelligen Prozentbereich unterworfen sind, werden hier in der Folge beide zusammenabgehandelt.BURIGOZZO, Cronaca di Milano, S. 441.172

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