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len sogar höher gewesen zu sein als die der Soldaten, da ausgelagerte Einheiten die Frauenoffenbar lieber in der Stadt zurückließen: als die spanische Besatzung im Mai 1516 ausBrescia abzog, sah man zwischen den Soldaten so viele Frauen, einige davon zu Pferd, andereauf Wagen, viele überdies mit Kindern auf dem Arm, dass sich die Beobachter einigwaren, doppelt so viele Frauen wie Soldaten gesehen zu haben. 718 Im Herzogtum Mailandsah es kaum anders aus: 200 Landsknechte, die dem Grafen von Caiazzo im Dezember1528 in einen Hinterhalt gingen und unter der Bedingung des sofortigen Abzugs aus demKriegsgebiet freigelassen werden sollten, lamentierten, dass sie nicht ohne ihre Frauen nachDeutschland ziehen könnten, die ahnungslos in Mailand auf ihre Rückkehr warteten.Schließlich hatte Caiazzo ein Einsehen und ließ die Landsknechte nach Mailand zurückkehren,um die Frauen abzuholen. 719 Genaue Zahlen sind indes wegen der vielen Widersprüchein den Quellen schwer zu bestimmen. Der Sondergesandte Lope Hurtado de Mendozaschrieb im Juli 1526 an den Kaiser, in Cremona seien 3.000 Soldaten und 2.000 weiterePersonen zu versorgen. 720 Wenn diese Zahl im Vergleich zu denen aus Brescia und anderenBeobachtungen gering erscheint, so erklärt sich das möglicherweise dadurch, dass Hurtadode Mendoza nur die Trossangehörigen zählte, die separat einquartiert und versorgt werdenmussten, also vor allem Händler und Prostituierte, nicht aber die Personen, die zwar imTross mitzogen, ansonsten aber als Ehefrauen, Geliebte oder Bedienstete einzelner Soldatenmit diesen zusammen in deren Quartiere zogen und von diesen versorgt wurden, also dermilitärischen Verwaltung nur indirekt zur Last fielen, der Bevölkerung aber wiederum umso mehr. Dass das selbstverständlich war, darin sind sich auch die Zeugen einig, die inMailand im Prozess von Sormani gegen seine Nachbarn aussagten: die eigentlichen Kostender Einquartierung, so die Quintessenz der Angaben, seien viel höher gewesen als von derBesatzungsmacht veranschlagt, weil die Soldaten zusätzlich noch ihre Liebchen und Dienerins Haus gebracht hätten. 721 Es ist sicherlich nicht zu hoch gegriffen, wenn man auch inMailand für jeden Soldaten zwei weitere Personen veranschlagt, die von der Bevölkerungbeköstigt werden mussten. In den offiziellen Festlegungen wurden diese Zahlen allerdingserheblich geschönt: im Mai 1526 wurde bestimmt, dass für drei Soldaten ein Bediensteterund für sechs Soldaten ein Pferd zu versorgen sei. 722Dem gesteigerten Bedarf in der Stadt stand ein reduziertes Angebot auf dem Land gegenüber,zwei Umstände, die sich auf fatale Weise gegenseitig verstärkten: die Fluchtwelle, diedurch die Anwesenheit des Besatzungsheeres ausgelöst wurde, ergriff keineswegs nur dieStadtbewohner, sondern auch die Bauern des Umlands, die von den ausgelagerten Kompanienterrorisiert wurden. In einem Schreiben, das dem Kaiser im Juni 1526 von Gesandten718719720721722SANUTO, Diarii, Bd. 22, Sp. 249.SANUTO, Diarii, Bd. 49, Sp. 292.GAYANGOS, Calendar, Bd. 3, Teilbd. 1, S. 788.IIPPAB Comuni 182, Punkt 16.ASM Sforzesco, Cart. 1505, Dekret vom 26. 5. 1526.167

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