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III. Besetzte StädteWie im Abschnitt über den Krieg auf dem Land gesagt, sind in der Überlieferung die Ereignissein den Städten im Gegensatz zu denen auf dem Land sowohl im Hinblick auf ihreQuantität, als auch auf ihre Qualität stark überrepräsentiert. Bei den bisherigen Schilderungenwurde immer dann auf beide Arten von Quellen zurückgegriffen, wenn die beschriebenenPhänomene sich parallel in der Stadt und auf dem Land manifestierten. Dennoch zeigtsich an allen Stellen die besagte Überrepräsentation. So wurde etwa im ersten Teil ausschließlichdie Plünderung von Städten an den Beispielen von Prato und Rom beschrieben.In diesem dritten Teil der Arbeit sind die besetzten Städte sogar der ausschließliche Schauplatz.Zunächst wird am Beispiel von Mailand gezeigt, wie die Einquartierung von Soldatenin einer Stadt vorgenommen wurde und welche organisatorischen Probleme dabei auftraten.Diese und die daraus resultierenden Belastungen betrafen vor allem die Versorgung mitLebensmitteln, die durch die chaotische Situation im Umland immer wieder erschwert wurdeund zu einer Preissteigerung führte, die das Leben für einen immer größeren Anteil derBewohner unbezahlbar machte. Der zweite und nicht weniger gravierende Aspekt der Belastungwaren die Kontributionen, die von der Besatzungsmacht zur Bezahlung der Soldateneingetrieben wurden.Die dreifache Bedrückung durch die Gegenwart der Soldaten, die Teuerung der Lebensmittelund die finanzielle Auspressung der Haushalte gaben den Rahmen für das Zusammenlebenvor. Auf die einzelnen Aspekte dieses Zusammenlebens, oder anders gesagt: aufdie vielen Formen der Einschränkung des alltäglichen Lebens durch die Anwesenheit derSoldaten wird im zweiten Abschnitt fokussiert. Vor allem die gewaltsamen Übergriffemachten das Leben in den besetzten Städten über lange Zeiträume hinweg unerträglich.Trotz der allgemeinen Erschöpfung etablierten sich an einigen Stellen aber dennoch individuelleBeziehungen zwischen Soldaten und Bevölkerung, die leider nur äußerst selten Niederschlagin den Quellen fanden. Daneben formten sich auch kollektive Haltungen und darausresultierende Verhaltensmuster, die ihrerseits eine über die weit verbreitete Lethargiehinausgehende Reaktion auf das Verhalten der Soldaten darstellten. Während es auf demLand, wie gesehen, immer wieder zu vereinzelter Gegenwehr kam, war gewaltsamer Widerstandin den Städten sehr selten. Lediglich in Mailand kam es bei zwei Gelegenheiten zuAufständen, deren Niederschlagung die Situation, die durch die Anwesenheit der Soldatenentstanden war, für den Rest der Besatzungszeit zementierte.Auch in diesem Abschnitt sollen die beschriebenen Phänomene nach Möglichkeit quantifiziertwerden, um ihnen ihre Widersprüchlichkeit zu nehmen. Das wird erschwert durch dieTatsache, dass kollektive Haltungen und individuelle Interessen oft in Konkurrenz zueinandertraten und auf den ersten Blick gegensätzliche Phänomene hervorbrachten. Die Bre-159

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