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dass dieser allein durch seine Persönlichkeit die Soldaten immer wieder vom Desertierenabgehalten hatte und mehr Einfluss auf sie ausüben konnte als alle anderen Offiziere zusammen.645 Und selbst den Soldaten wurde in einigen Momenten offenbar klar, dass siesich nicht selbst aller ihrer Anführer berauben konnten. Als Bemelberg auf dem Marschnach Rom nach einem Überfall der Soldaten auf sein Quartier in Orte drohte, sein Kommandoniederzulegen, wurde er von Vertretern der Landsknechte bekniet, zurückzukommen.646Theoretisch gab es natürlich eine Reihe von disziplinarischen Maßnahmen. Die üblicheStrafe für Desertion 647 und für Tätlichkeiten gegen die Offiziere 648 - und darunter fiel auchdie Gegenwehr, wenn man von einem Vorgesetzten geschlagen wurde - war eigentlich dasAufhängen, Verbrennen oder Vierteilen. Oben wurde gezeigt, dass solche Strafen fast niezur Anwendung kamen, dasselbe gilt für die Bestrafung von Übergriffen gegen die Bevölkerung.In Mailand wurde sofort nach dem Einzug im November 1525 von Pescara durcheinen Ausruf dekretiert, dass auf schon auf Vandalismus in den Unterkünften die Todesstrafestand. Der Ausruf sollte in den Sprachen der Soldaten überall verkündet werden. 649Doch in den folgenden Jahren zeigte sich wie auch davor schon immer wieder, dass dieSoldaten solche Verbote wie selbstverständlich ignorierten. Beisp7iele für eine Durchsetzungsind dünn gesät. Während die Spanier im Spätsommer 1512 die Kirchen und Klösterin Prato ausplünderten, wurde ein einzelner Soldat wegen der Schändung einer Hostie verbrannt.650 Auf dem Weg nach Rom wurde noch ein Landsknecht aufgehängt, weil man beiihm einen gestohlenen Messkelch gefunden hatte, während sich 12.000 seiner Landsleuteeinige Wochen später in den Kirchen Roms ungestraft austobten und Sakrilegien ganz andererArt begingen. 651 Einige Soldaten, die das Plünderungsverbot ignoriert hatten, wurdenauch in Rom exemplarisch aufgehängt, 652 doch der Erfolg solcher Maßnahmen ist bekannt.Ebenso in Mailand: im November 1525 wurden noch zwei Landsknechte hingerichtet, diedas Haus eines Adligen geplündert hatten. 653 Im Januar 1526 schnitt man über 20 Landsknechten,die ihre Nachtwache vernachlässigt hatten, das erste Glied des Zeigefingers derrechten Hand ab, um sie dienstuntauglich zu machen. 654 Im Mai 1526 ließ Guasto dannsogar zwei Offiziere enthaupten, die sich auf Kosten der Bevölkerung bereichert hatten,dazu bemerkte er aber selbst resignierend, wenn es nach den Beschwerden gegangen wäre,645646647648649650651652653654GAYANGOS, Calendar, Bd. 3, Teilbd. 2, S. 753.PASTOR, Geschichte der Päpste, S. 298.BELLI, Re militari, fol. 103 v .BELLI, Re militari, fol. 105 v .ACM Registri di lettere ducali 19, fol. 62 v .GUASTI, Il sacco di Prato, Dispensa 178, S. 176.BALAN, Monumenta saeculi XVI, S. 436.CAVE, Bellum Romanum, S. 404.SANUTO, Diarii, Bd. 40, Sp. 382.SANUTO, Diarii, Bd. 40, Sp. 737.153

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