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schreitungen gab es bisweilen auch Tote, es erscheint wie ein Wunder, dass nie höhere Offizieredarunter waren. Als Hernando de Alarcon während der Belagerung von Neapeldurch die Franzosen von den Deutschen in seinem Quartier bestürmt wurde, kamen bei denTumulten sieben seiner Bediensteten ums Leben, ihm selbst blieb nichts anderes übrig, alsaus dem Fenster spanische Soldaten zu Hilfe zu rufen. 623 Und Lope de Soria, der BraunschweigsHeer noch im Juni 1528 in den höchsten Tönen gelobt hatte, 624 änderte seine Ansichtschon bald: drei Wochen später wäre er bei einem Besuch im Lager um ein Haar vonden Soldaten als Geisel genommen worden. 625 So leichtsinnig wie Soria war Braunschweigzu dieser Zeit schon nicht mehr: er hielt sich aus Angst um sein Leben von seinen eigenenSoldaten fern. 626Das bekannteste Opfer der Anarchie war Frundsberg. Wenige Tage nachdem er Bourbon inseiner Unterkunft Zuflucht gewährt hatte, erlitt er vor Aufregung einen Schlaganfall, als dieLandsknechte die Piken gegen ihn senkten, während er versuchte, sie zu beschwichtigen. 627Auf dem Weg nach Rom kam es noch zu weiteren Zwischenfällen, und in Rom selbstspitzte sich die Lage weiter zu. Einer nach dem anderen verließen die Offiziere Rom undüberließen die Stadt ihrem Schicksal. Als erster floh der leidgeprüfte Lannoy noch währendden Verhandlungen mit dem Papst, er fürchtete um sein Leben, weil die Soldaten ihn verdächtigten,Clemens zu begünstigen. 628 Oranges floh nach dem Überfall auf seine Unterkunft,die er schon zwei Stunden zuvor verlassen hatte, angesichts wilder Alkoholexzesseder Soldaten, die nichts Gutes verhießen. 629 Frundsbergs Stellvertreter Konrad von Bemelberghielt trotz mehrerer Überfälle in der Stadt aus. 630 Seinen Mut bezahlte er beinahe mitdem Leben. Am 27. November 1527 ereigneten sich die bis dahin schwersten Zwischenfälle:Soldaten bliesen zur Menschenjagd auf die in Rom verbliebenen Hauptleute, brachendie Türen der Quartiere auf, zerrten Bemelberg und andere auf die Straße und verprügeltensie. Adam Reissner kommentiert: "Sie haben ... schier keinen Hauptmann on ein Schlappenauß dem Ring gelassen." 631 Bemelberg bekam dabei einen Messerstich im Gesicht ab. 632Sebastian Schertlin von Burtenbach und Konrad von Glürns entschuldigten sich zu allemÜberfluss noch hinterher bei den Soldaten. 633 Nach diesem Vorfall verließen auch die letz-623624625626627628629630631632633SUAREZ DE ALARCON, ANTONIO: Comentarios de los hechos del señor Alarcon, marques de la Valle Siciliana,y de Renda, y de las guerras en que se hallò por espacio de cinquenta y ocho años. Madrid 1665. S.375.RAH Salazar y Castro, A/42, fol. 417 r . Lope de Soria an den Kaiser, Reggio, 16. 6. 1528.RAH Salazar y Castro, A/42, fol. 425 r . Lope de Soria an den Kaiser, Reggio, 6. 7. 1528.RAH Salazar y Castro, A/43, fol. 15 r . Lope de Soria an den Kaiser, Reggio, 6. 7. 1528.REISSNER, Historia, fol. 105 r .HALKIN/DANSAERT, Charles de Lannoy, S. 116f.BALAN, Monumenta saeculi XVI, S. 442.GREGOROVIUS, Bericht, S. 390.REISSNER, Historia, fol. 162 v .RODRIGUEZ VILLA, Memorias, S. 317.SCHERTLIN VON BURTENBACH, SEBASTIAN: Lebensbeschreibung des berühmten Ritters Sebastian Schärt-150
ten deutschen Hauptleute die Stadt, so dass in der Folge bei den Versammlungen die Fähnricheund deren Vertreter sich mit den Soldaten auseinandersetzen mussten. 634Solche Vorfälle resultierten nicht nur aus der Unzufriedenheit der Soldaten wegen des ausbleibendenSoldes, sondern auch aus einem tiefen Misstrauen gegen die Autoritäten, dieman immer wieder - bisweilen immerhin mit einigem Recht - der Unredlichkeit beschuldigte.Vor allem die Deutschen in Rom waren misstrauisch. So behauptete man nach demWiedereinzug des Heeres, Alarcon und Morone hätten vom Papst 20.000 Dukaten dafürkassiert, dass sie die Auslieferung der Geiseln an die Landsknechte hintertrieben. 635 Beidem Überfall auf Bemelberg wurde dieser beschuldigt, mit den Geiseln des Papstes zu konspirieren,was nicht ganz falsch war, denn als diese einige Tage später durch eine List vonKardinal Pompeo Colonna aus dem Palast der Kanzlei befreit wurden, geschah dies mitWissen und Billigung der Offiziere. 636 Gleichzeitig beeilten sich die Hauptleute und sogardie Fähnriche zu erklären, dass sie von der nächsten Auszahlung nichts bekommen würden,um dem Verdacht der Bereicherung die Grundlage zu entziehen. Angestiftet zu dem Aufstand,der zum Anlass zur Befreiung der Geiseln geworden war, hatte die Soldaten nachdem Bericht von Grollier ein betrunkener Landsknecht, der in einer römischen Taverneeine einpeitscherische Rede gehalten hatte, in der er die Offiziere der Prasserei beschuldigte,während sie doch alles ihnen, den Soldaten verdankten. Am Ende hatte er seine Zuhörerzum gewaltsamen Vorgehen gegen die Offiziere und, falls das nichts helfe, zur Zerstörungder Stadt aufgefordert. 6375. Wiederherstellung der DisziplinDas naheliegendste Mittel zur Wiederherstellung der Ordnung war natürlich die Bezahlung.Dass dazu aber das Geld fehlte, ist hinreichend ausgeführt worden. Kompromisshalberkonnte man die Soldaten in Ware ausbezahlen, aber auch die war nicht immer zu bekommen,ohne dabei die Bevölkerung bewusst zu schädigen. Dasselbe gilt für die faktische Legalisierungvon Raub, wie sie in Mailand unter dem Druck der Verhältnisse durch das Systemder Tagesabgaben praktiziert wurde. Die Beschwichtigung der Soldaten war immereine Gratwanderung im Spannungsfeld zwischen Ausplünderung der Bevölkerung und demRisiko von Revolten, die das Heer an den Rand des Zerfalls brachten. Man konnte natürlich634635636637lins von Burtenbach. Aus dessen eigenen und Geschlechts-Nachrichten vollständig herausgegeben undmit Anmerkungen und Beylagen versehen. Hrsg. v. Christoph Sigmund von Holzschuher. Frankfurt undLeipzig 1777. S. 23f.GROLLIER, Historia, S. 117.REISSNER, Historia, fol. 148 v .GREGOROVIUS, Bericht, S. 390.GROLLIER, Historia, S. 114-116.151
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- Seite 101 und 102: digten Gebiete nicht weniger gravie
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schreitungen gab es bisweilen auch Tote, es erscheint wie ein Wunder, dass nie höhere Offizieredarunter waren. Als Hernando de Alarcon während der Belagerung von Neapeldurch die Franzosen von den Deutschen in seinem Quartier bestürmt wurde, kamen bei denTumulten sieben seiner Bediensteten ums Leben, ihm selbst blieb nichts anderes übrig, alsaus dem Fenster spanische Soldaten zu Hilfe zu rufen. 623 Und Lope de Soria, der BraunschweigsHeer noch im Juni 1528 in den höchsten Tönen gelobt hatte, 624 änderte seine Ansichtschon bald: drei Wochen später wäre er bei einem Besuch im Lager um ein Haar vonden Soldaten als Geisel genommen worden. 625 So leichtsinnig wie Soria war Braunschweigzu dieser Zeit schon nicht mehr: er hielt sich aus Angst um sein Leben von seinen eigenenSoldaten fern. 626Das bekannteste Opfer der Anarchie war Frundsberg. Wenige Tage nachdem er Bourbon inseiner Unterkunft Zuflucht gewährt hatte, erlitt er vor Aufregung einen Schlaganfall, als dieLandsknechte die Piken gegen ihn senkten, während er versuchte, sie zu beschwichtigen. 627Auf dem Weg nach Rom kam es noch zu weiteren Zwischenfällen, und in Rom selbstspitzte sich die Lage weiter zu. Einer nach dem anderen verließen die Offiziere Rom undüberließen die Stadt ihrem Schicksal. Als erster floh der leidgeprüfte Lannoy noch währendden Verhandlungen mit dem Papst, er fürchtete um sein Leben, weil die Soldaten ihn verdächtigten,Clemens zu begünstigen. 628 Oranges floh nach dem Überfall auf seine Unterkunft,die er schon zwei Stunden zuvor verlassen hatte, angesichts wilder Alkoholexzesseder Soldaten, die nichts Gutes verhießen. 629 Frundsbergs Stellvertreter Konrad von Bemelberghielt trotz mehrerer Überfälle in der Stadt aus. 630 Seinen Mut bezahlte er beinahe mitdem Leben. Am 27. November 1527 ereigneten sich die bis dahin schwersten Zwischenfälle:Soldaten bliesen zur Menschenjagd auf die in Rom verbliebenen Hauptleute, brachendie Türen der Quartiere auf, zerrten Bemelberg und andere auf die Straße und verprügeltensie. Adam Reissner kommentiert: "Sie haben ... schier keinen Hauptmann on ein Schlappenauß dem Ring gelassen." 631 Bemelberg bekam dabei einen Messerstich im Gesicht ab. 632Sebastian Schertlin von Burtenbach und Konrad von Glürns entschuldigten sich zu allemÜberfluss noch hinterher bei den Soldaten. 633 Nach diesem Vorfall verließen auch die letz-623624625626627628629630631632633SUAREZ DE ALARCON, ANTONIO: Comentarios de los hechos del señor Alarcon, marques de la Valle Siciliana,y de Renda, y de las guerras en que se hallò por espacio de cinquenta y ocho años. Madrid 1665. S.375.RAH Salazar y Castro, A/42, fol. 417 r . Lope de Soria an den Kaiser, Reggio, 16. 6. 1528.RAH Salazar y Castro, A/42, fol. 425 r . Lope de Soria an den Kaiser, Reggio, 6. 7. 1528.RAH Salazar y Castro, A/43, fol. 15 r . Lope de Soria an den Kaiser, Reggio, 6. 7. 1528.REISSNER, Historia, fol. 105 r .HALKIN/DANSAERT, Charles de Lannoy, S. 116f.BALAN, Monumenta saeculi XVI, S. 442.GREGOROVIUS, Bericht, S. 390.REISSNER, Historia, fol. 162 v .RODRIGUEZ VILLA, Memorias, S. 317.SCHERTLIN VON BURTENBACH, SEBASTIAN: Lebensbeschreibung des berühmten Ritters Sebastian Schärt-150