ten. 608 Im Dezember 1525 rotteten sich 200 meuternde und hungernde Spanier in einemKloster vor den Toren von Mailand zusammen. Es gelang Guasto mit Mühe, sie mit denüblichen Versprechungen von Bezahlung zur Rückkehr zu bewegen. 609 Gleichzeitig zogendie Landsknechte in Gruppen zu 300 und 400 aus der Stadt aus und begannen, das Umlandzu verwüsten. Auch ihnen musste Guasto hinterherreiten, um sie zu beschwichtigen. 610Überhaupt scheinen revoltierende Soldaten vor allem deshalb ausgezogen zu sein, um ihrenUnmut an der Bevölkerung auszulassen. Die aus der Unzufriedenheit der Soldaten resultierendenÜbergriffe hatten zwei Gesichter: zum einen war man wegen des unbezahlten Soldesmanchmal sogar gezwungen, auf Kosten der Bevölkerung zu leben, zum anderen wurdediese Tatsache aber auch ausgenutzt, um sich weit über das Maß des Notwendigen zu bereichern,oder man übte durch die Drohung mit Gewalttaten gegen die Bevölkerung Druckauf die Offiziere aus. Schon bei der Plünderung von Prato im <strong>August</strong> 1512 wurde die Gewaltgegen die Bevölkerung nach dem Urteil von Jacopo Salviati von den Soldaten unteranderem auch als Mittel eingesetzt, um die Offiziere an das ihnen zustehende Geld zu erinnern.611 Im April 1516 kündigten die Spanier der Besatzung in Brescia aus Wut über dieausbleibende Bezahlung die Plünderung der Stadt an, der Gouverneur floh ins Kastell. 612Im Dezember 1526 drohten die Spanier in Mailand, die ohnehin seit einem Monat den Abzugverweigerten, die Stadt vollständig auseinanderzunehmen. 613 Und selten konnten dieOffiziere anders reagieren als auf die übliche Weise: sie beeilten sich, Anzahlungen zu versprechenund vertrösteten die Soldaten auf später.Bei Revolten im Lager oder in Städten machten die Soldaten ihrem Ärger gern lautstarkLuft. Nach der Schlacht von Pavia schrien die aufgebrachten Landsknechte so laut, dass dieOffiziere kaum verstanden werden konnten. 614 Das Geschrei der Deutschen wird von denZeugen bisweilen ein wenig unbeholfen wiedergegeben; was die Soldaten da skandierten,das hörte sich in italienischen Ohren immer gleich an: " ... sopragiunsero li lancichnechquali con archibusi et in grosso numero gridando Ghelte, Ghelte ad alta voce e voleano adogni modo in le mani mons. ill. dicendo poltrone Borbone ..." 615 Zusätzlich machten die608609610611612613614615PACHECO Y DE LEYVA, La política española, S. 410.GAYANGOS, Calendar, Bd. 3, Teilbd. 1, 539f.SANUTO, Diarii, Bd. 40, Sp. 539.GUASTI, Il sacco di Prato, S. 161.PALAZZO, Diario, S. 299.SANUTO, Diarii, Bd. 43, Sp. 477.SANUTO, Diarii, Bd. 38, Sp. 60.BALAN, Monumenta saeculi XVI, S. 412. Weitere Kostproben: "Et essendo già passati doi mesi doppo ildetto assedio [auf Pavia im Oktober 1524] ritrovandosi i soldati alamanni, quali erano nella città, senzadanari, si incominciorno a dolere grandemente verso il signor Antonio de Leva et dimandarli ghelteni, allaqual cossa non potendo remediare il detto signor Antonio da Leva per non havere danari ..." VERRI, Relazione,S. 209f. Nach Jacopo de Cappo weigerten sich die Deutschen in der Nacht vom 7. März 1526, inMailand auf die Wache zu gehen und schrien stattdessen immer "Ghelten, Ghelten". SANUTO, Diarii, Bd.41, Sp. 90. Im Februar 1527 fiel ein Auszug aus Mailand nach Monza ins Wasser: "Lanzchenech ... siamutinorno et cominciorno a gridar: Gelter, et sono ritornati dentro de Milano." SANUTO, Diarii, Bd. 44,Sp. 142. Und als Lope de Soria im <strong>August</strong> 1528 ins Lager des Herzogs von Braunschweig kam, wurde er148
616617618619620621622Soldaten gern von der Schusswaffe Gebrauch, um den Forderungen Nachdruck zu verleihen.Immer wieder bemächtigten sich meuternde Soldaten zuerst der Artillerie, wie im Mai1522 vor Melegnano, als die Landsknechte die Kanonen in ihre Gewalt brachten und nichtweniger als die Hälfte des gesamten Munitionsvorrats einfach in die Luft verschossen, wieNájera anklagend bemerkte. 616 Es scheint, dass solche Aktionen auch von einer guten PortionÜbermut getragen wurden, denn trotz der vielen Schießereien kam selten jemand zuSchaden. Bei dem Aufstand im März 1527 auf dem Weg nach Rom schossen die Soldatenin Bourbons Quartier die Fenster ein, obwohl dieser schon längst geflüchtet war. 617 Amfolgenden Tag wurde Bourbon erneut überfallen, von den 25 bis 30 Schüssen, die man ihmnach dem Bericht des ferraresischen Botschafters Gerolamo Naselli hinterher feuerte, trafkeiner; Bourbon indes verbrachte die Nacht, angezogen schlafend, in Frundsbergs Quartier.618 In Mailand feuerten aufgebrachte Spanier im Sommer 1529 ihre Arkebusen sogarmitten im Dom ab. 619Noch gefährlicher wurde es, wenn die Soldaten tatsächlich handgreiflich gegen die Offizierewurden. Bourbon floh im März 1527 wohl nicht ohne Grund vor seinen eigenen Soldatenaus dem Quartier. Übergriffe gegen die höchsten Offiziere hatte es in den vorangegangenJahren immer wieder gegeben, zum Beispiel im März 1525 in Pavia, als es den Soldatengelang, das Quartier von Pescara zu stürmen und niemand Geringeres als Lannoy in ihreGewalt zu bringen. Sie schleppten ihn ins Kastell und berieten scheinbar ernsthaft, ob sieihn umbringen sollten oder nicht. 620 Schließlich wurde er freigelassen, als er aber einenMonat später in Mailand aus der Kirche kam, stellten sich ihm Hauptleute und Fähnricheaus Pavia in den Weg und verlangten Bezahlung für die Landsknechte dort, gaben abergleichzeitig kleinlaut zu, sie seien von den Soldaten zu diesem Schritt gezwungen worden,die gedroht hatten, sie umzubringen, wenn sie ohne Geld nach Pavia zurückkehren sollten.621 Solche Vorfälle häuften sich in Mailand in der Folgezeit, immer wieder mussten sichdie Offiziere in ihren Häusern verbarrikadieren oder ins Kastell fliehen. Und immer wiederwar es Guasto, der schlichtete, offenbar genoss er besonderes Ansehen bei den Soldaten.Als er im Juni 1526 nach Monza kam, um dort zwischen revoltierenden Soldaten und ihrenim Kastell eingeschlossenen Hauptleuten zu vermitteln, wurde er von den Soldaten angegriffenund verjagt, auf dem Rückweg nach Mailand holten ihn dann Boten der Soldatenein, die sich entschuldigten und erklärten, man hätte ihn nicht erkannt. 622 Bei den Ausvonden Deutschen bedrängt: "... pasando yo por el quartel de los alemanes comencaron todos a gritarguelten guelten ...", RAH Salazar y Castro A/43, fol. 111 r .PACHECO Y DE LEYVA, La política española, S. 277.BALAN, Monumenta saeculi XVI, S. 411.BALAN, Monumenta saeculi XVI, S. 414.BURIGOZZO, Cronaca di Milano, S. 495.SANUTO, Diarii, Bd. 38, Sp. 79.SANUTO, Diarii, Bd. 38, Sp. 208.SANUTO, Diarii, Bd. 41, Sp. 648.149
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