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konnten. 554 Nach der Schlacht von Pavia desertierten jeden Tag zahlreiche Soldaten, werkeine Beute gemacht hatte, blieb und wartete auf die Soldzahlungen. 555 Selten wurden dieSoldaten zur Rechenschaft gezogen, lediglich im Dezember 1526 wurden in Genua gleich40 Spanier aufgehängt, die man mit der Beute aus verschiedenen Mailänder Klöstern dortaufgespürt hatte. 556 Dass Soldaten, die durch eine Plünderung reich geworden waren, nachHause gingen, galt als selbstverständlich. Nach dem zweiten Aufstand in Mailand im Juni1526 verhinderten die Offiziere eine Plünderung, weil sie fürchteten, das Heer werde anschließendauseinanderfallen, obwohl sich alle darüber einig waren, dass es in Mailandkaum noch etwas zu holen gab. 557 In Rom dagegen gab es etwas zu holen, und so war hierdas Problem der Desertion in der ersten Zeit nach der Plünderung besonders bedrohlich, sosehr, dass ein anonymer Berichterstatter die Reichtümer Roms und die Pest als gleichschädlich für den Erhalt des Heeres nebeneinander stellte. 558Schlimmer als das Desertieren wurde das Überlaufen zum Feind angesehen. Für italienischeCondottieri und ihre Soldaten war es von alters her ein normaler und wenig Anstoßerregender Vorgang, den Kriegsherrn zu wechseln, wenn der Dienst bei dessen Gegner lukrativererschien. So waren es auch im hier untersuchten Zeitraum vor allem Italiener, dienicht nur häufiger, sondern auch in größerer Zahl, nämlich meistens in geschlossenen Einheitenüberliefen. Pierino Belli drückte es blumiger aus: die Italiener wechselten häufigerzwischen den Kriegsparteien hin und her als die Bienen zwischen Blüte und Bienenstock.559Zu den Spaniern kamen immer dann Überläufer, wenn Aussicht auf Beute bestand. Schonauf dem Weg nach Rom schlossen sich Bourbon viele Glücksritter an. Ihre Zahl ist unmöglichzu bestimmen, denn sie bekamen keinen Sold, viele von ihnen unterstanden noch nichteinmal einem Hauptmann. Nach dem Einfall in Rom schoss die Zahl der Überläufer dannin die Höhe, weil sich das Heer der Liga unter dem Herzog von Urbino in den ersten Wochennoch in der Nähe befand. Die Gerüchte von der sagenhaften Beute in Rom sprachensich herum und bald präsentierten sich bei den Stellvertretern Bourbons ganze Kompanien,die über Nacht bei Urbino desertiert waren und glichen so die Verluste, die den Kaiserlichenihrerseits durch die Desertion entstanden waren, teilweise wieder aus. Die Offizierewollten aber nicht alle Anwärter aufnehmen, weil sie der Ansicht waren, dass sich viel Gelichterdarunter befand. 560 In Urbinos Heer wurde derweil offenbar das Gerücht ausgestreut,die Kaiserlichen ermordeten die Überläufer, um ein weiteres Ausbluten zu verhindern. 561554555556557558559560561SANUTO, Diarii, Bd. 33, Sp. 288.SANUTO, Diarii, Bd. 38, Sp. 60.SANUTO, Diarii, Bd. 43, Sp. 557.GUICCIARDINI, Storia d'Italia, Buch 17, Kap. 4 (Bd. 4, S. 24f.).RAH Salazar y Castro, A/40, fol. 455 v .BELLI, De Re militari, fol. 101 r .RODRIGUEZ VILLA, Memorias, S. 153.ASM Sforzesco, Cart. 137.141

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