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So ergibt sich ein recht klares Bild von der Entwicklung der Soldzahlungen in Rom: vonden 400.000 Dukaten des ersten Vertrages zahlte der Papst noch nicht einmal 150.000. DieRückstände der Soldaten beliefen sich zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses schon aufmindestens 600.000 Dukaten, wuchsen zunächst weiter an und verfielen dann scheinbar,allerdings nur absolut und nicht relativ, durch die schweren Verluste der Epidemie imSommer 1527 und die Abgänge durch Desertion. Im zweiten Vertrag sicherte der Papst denSoldaten die Zahlung von 368.000 Dukaten zu, zahlte aber nur 20.000 davon. Alle weiterenZahlungen ab dem November 1527 wurden von den Offizieren in kleinen Portionen inNeapel organisiert. Diese Zahlungen machten aber immer nur Bruchstücke von Monatssöldenaus. So schuldete man den Landsknechten beim Abzug sicherlich 10 Monate Zahlung,den Spaniern noch mindestens drei Monate mehr. Auch das passt wieder zu einer anderenAussage, nach der die Schulden bei den Spaniern, die inzwischen nach Neapel gezogenwaren, bis zum Sommer 1528 auf 20 Monate angewachsen waren. 527Solche Rechnungen zeigen deutlich: die Vernachlässigung der Soldzahlungen waren soselbstverständlich, dass manche Soldaten Jahre lang nicht das ihnen zustehende Geld undoft Monate lang überhaupt nichts ausgezahlt bekamen. Dass es nicht möglich ist, solcheEntwicklungen bis ins kleinste Detail nachzuvollziehen, zeigt am besten eine Anekdote ausder Epoche selbst: Anfang Januar 1528 beschwerten sich die Landsknechte in Rom, es habeeinen Rechenfehler zu ihren Ungunsten gegeben, denn man schulde ihnen 18.000 Dukatenmehr als gedacht. 528 Das war, wie gesagt, zu einem Zeitpunkt, als die Rückstände sichschon auf ein Jahr beliefen. All diese Rechnungen setzen voraus, dass kaum ein Monatssoldvollständig gezahlt wurde. An Hand einiger Beispiele von Auszahlungen soll nun gezeigtwerden, dass das tatsächlich so war.Am 15. Januar 1525 hielt Pescara eine Ansprache vor den Spaniern und forderte sie auf, biszum 10. Februar ohne Sold zu dienen, und sie erklärten sich dazu bereit. Die Deutschenschlossen sich immerhin für einen halben Monatssold an. 529 Als zwei Tage vor der Schlachtvon Pavia wieder zur Bezahlung gerufen wurde, erwartete schon niemand mehr Geld, sondernlediglich die üblichen Predigten Pescaras. 530 Solche Versammlungen waren in derFolgezeit in Mailand wie in Rom fast immer dadurch gekennzeichnet, dass man, anstattSold auszuzahlen, erklärte, warum der Sold wieder einmal nicht ausgezahlt oder nur angezahltwerden konnte. Typisch für die Größenordnung, in denen sich solche Anzahlungenbewegten, sind etwa die 4.000 Dukaten, die Nájera im November 1525 statt der fälligen19.000 an die Deutschen auszahlte - das machte kaum einen Dukaten pro Mann aus undwurde von den Soldaten gar nicht als Anzahlung verstanden, sondern eher als eine Investitionin ihre Geduld, eine Art Beschwichtigungszahlung, die mit den Rückständen nicht ver-527528529530CEREZEDA, Tratado, S. 219.RODRIGUEZ VILLA, Memorias, S. 347f.BAUMGARTEN, Geschichte Karls V., S. 378f.VIRGILI, Otto giorni, S. 186f.136

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