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echnet und bei ihnen einen Rückstand von 5 Monaten, also 75.000 Dukaten annimmt, ergebensich ohne die Kavallerie 600.000 Dukaten Soldrückstand für das gesamte Heer nachdem Einzug in Rom - oder, genauer gesagt, für den Teil des Heeres, der in den Soldlistenvermerkt war. Dazu kam noch, dass vor Ablauf des Monats ein weiteres Heer in Rom einrückte,nämlich die 10.000 Mann des Vizekönigs von Neapel, und schließlich noch dievorwiegend aus Bauern rekrutierten Soldaten der Colonna. Inwieweit das neapolitanischeHeer bei den Forderungen an den Papst mit einbezogen wurde und ob die Soldaten derColonna überhaupt Sold bezogen, ist nicht klar - mit Sicherheit aber verstärkten sie denDruck auf den Papst bei den Verhandlungen.Clemens hatte sich im Vertrag verpflichtet, 100.000 Dukaten sofort, 50.000 innerhalb von20 Tagen und die restlichen 250.000 in zwei Monaten zu bezahlen. 516 Bis Ende Juni bezahlteer 80.000 statt der im Vertrag geforderten 150.000 Dukaten. 517 Diese waren offenbarfür die Deutschen vorgesehen und wurden auch an diese ausgezahlt; die Spanier gingen leeraus. 518 Danach kam zunächst scheinbar fast nichts mehr vom Papst. Im Sommer zog dasHeer aus der Stadt aus, und Anfang September forderten die Landsknechte vom Vizekönigimmer noch den Rest der 150.000 Dukaten, die bis Ende Juni hätten bezahlt werden müssen,die restlichen 250.000, die Ende August fällig gewesen wären, fehlten ganz. 519 DenSpaniern waren im August 50.000 Dukaten ausgezahlt worden, möglicherweise aus Gelderndes Papstes. 520 Dessen Bankiers waren indessen zahlungsunfähig, 521 und von da anwaren alle weiteren Verhandlungen nur noch Schadensbegrenzung. Anfang November warimmer noch kein einziger Dukaten der 250.000 bezahlt. 522 Die massive Bedrohung derpäpstlichen Geiseln durch die Landsknechte führte zu einem neuen Vertrag mit dem Papstam 26. November 1527, in dem Clemens insgesamt 368.000 Dukaten zusagte, davon73.000 innerhalb von 10 Tagen, woraufhin er laut Vertrag freigelassen werden sollte. 523Am Vorabend des zehnten Tages nach der Unterzeichnung aber floh der Papst verkleidetaus Rom und begab sich nach Orvieto.Seit dem ersten Vertrag waren fast 6 Monate vergangen, und die Rückstände waren weiterangewachsen - wie weit, scheint schwierig zu errechnen, weil inzwischen viele Soldaten an516517518519520521522523Vertrag in Latein und Deutsch bei REISSNER, Historia, fol. 132 r -138 r .ROBERT, Philibert de Chalon, S. 85.GUICCIARDINI, FRANCESCO: Opere inedite. Bd. 9: La prigionia di Clemente VII, la caduta della RepubblicaFiorentina e la legazione di Bologna. Carteggio dal 1527 al 1534. Hrsg. v. Piero und Luigi Guicciardini.Florenz 1866. S. 107. Die ersten 100.000 Dukaten waren für die Deutschen vorgesehen und die folgenden50.000 für die Spanier, was zumindest von der Relation her ja auch gerecht erscheint, da doppeltsoviele Deutsche wie Spanier dabei waren. Als aber die ersten 80.000 an die Deutschen bezahlt waren,hatten die Spanier von ihren 50.000 noch nichts gesehen. LUZIO, Isabella d'Este, S. 132.GAYANGOS, Calendar, Bd. 3, Teilbd. 2, S. 359.RODRIGUEZ VILLA, Memorias, S. 272f.RODRIGUEZ VILLA, Memorias, S. 260.RODRIGUEZ VILLA, Memorias, S. 304.MOLINI, GIUSEPPE (HRSG.): Documenti di storia italiana copiati su gli originali autentici e per lo più autografiesistenti in Parigi. 2 Bde. Florenz 1836-1837. Bd. 1, S. 273-278.134

der Epidemie gestorben oder desertiert waren. Indes gibt es präzise Hinweise: so berichtetePerez Ende November an den Kaiser, dass die Deutschen 2½ Zahlungen, also 85.000 Dukatenverlangten. 524 Demnach betrug eine Zahlung zu diesem Zeitpunkt 34.000 Dukaten,nach dem oben stehenden Schlüssel belief sich die Zahl der Deutschen also auf 6.800 Soldaten- vielleicht etwas mehr, denn die Offiziere werden zu diesem Zeitpunkt wegen derbrenzligen Stimmung nicht allzu laut nach Sold verlangt haben, der Schnitt war also leichtgesenkt. Das passt wiederum verblüffend gut zu zwei weiteren Tatsachen:1. Einem Bericht von Perez zufolge kam es einen Tag nach dem Vertragsabschlusszu schweren Ausschreitungen, weil statt der angeblich versprochenen 9½ Dukatenpro Mann an die Deutschen nur 3 ausgezahlt worden waren, obwohl doch derZahlungstermin noch gar nicht verstrichen war, wie Perez bemerkt. 525 Teilt mandie 73.000 am Vortag versprochenen Dukaten des Papstes durch die 9½ Dukaten,ergibt sich ziemlich genau die Zahl der verbliebenen deutschen Soldaten. Beidem noch nicht verstrichenen Termin kann es sich nur um den im Vertrag festgesetztenzehnten Tag nach der Unterzeichnung handeln. So liegt die Vermutungnahe, dass der Papst von den 368.000 Dukaten des zweiten Vertrages vor seinerFlucht nur wenig mehr als 20.000 bezahlte, was gerade einen Monatssold der zudieser Zeit noch anwesenden Deutschen ausmachte. Und wieder einmal warendie Spanier offenbar leer ausgegangen.2. Nach einem weiteren Bericht von Perez aus dem Januar 1528 bezifferten dieDeutschen - auf einer Versammlung noch 6.000 Köpfe stark - ihre gesamtenRückstände auf 347.000 Dukaten. 526 Das ergibt knapp zwölf Monate Zahlung undfügt sich in das Bild, nach dem seit dem Aufbruch im Januar 1527 - als man denDeutschen schon zwei Monate schuldete - kaum noch ein Monatssold vollständigausgezahlt worden war.Der Papst hatte also offenbar nur etwa 20.000 der im zweiten Vertrag verlangten 368.000bezahlt. Für weitere 35.000, so stand es dort, hätte das Heer aus Rom abziehen müssen.Von einer weiteren Zahlung des Papstes ist aber in keinem der Dokumente die Rede. Alsdas Heer im Februar 1528 endlich die Stadt Rom verließ, geschah dies nur auf Grund derTatsache, dass die Franzosen im Königreich Neapel eingerückt waren und es den Offizieren- wohl vor allem unter dem Druck dieses Umstandes - gelungen war, eben in Neapel dieGelder aufzutreiben, die die Soldaten schließlich zum Aufbruch bewegten.524525526RODRIGUEZ VILLA, Memorias, S. 312.RODRIGUEZ VILLA, Memorias, S. 317.RODRIGUEZ VILLA, Memorias, S. 353f..135

echnet und bei ihnen einen Rückstand von 5 Monaten, also 75.000 Dukaten annimmt, ergebensich ohne die Kavallerie 600.000 Dukaten Soldrückstand für das gesamte Heer nachdem Einzug in Rom - oder, genauer gesagt, für den Teil des Heeres, der in den Soldlistenvermerkt war. Dazu kam noch, dass vor Ablauf des Monats ein weiteres Heer in Rom einrückte,nämlich die 10.000 Mann des Vizekönigs von Neapel, und schließlich noch dievorwiegend aus Bauern rekrutierten Soldaten der Colonna. Inwieweit das neapolitanischeHeer bei den Forderungen an den Papst mit einbezogen wurde und ob die Soldaten derColonna überhaupt Sold bezogen, ist nicht klar - mit Sicherheit aber verstärkten sie denDruck auf den Papst bei den Verhandlungen.Clemens hatte sich im Vertrag verpflichtet, 100.000 Dukaten sofort, 50.000 innerhalb von20 Tagen und die restlichen 250.000 in zwei Monaten zu bezahlen. 516 Bis Ende Juni bezahlteer 80.000 statt der im Vertrag geforderten 150.000 Dukaten. 517 Diese waren offenbarfür die Deutschen vorgesehen und wurden auch an diese ausgezahlt; die Spanier gingen leeraus. 518 Danach kam zunächst scheinbar fast nichts mehr vom Papst. Im Sommer zog dasHeer aus der Stadt aus, und Anfang September forderten die Landsknechte vom Vizekönigimmer noch den Rest der 150.000 Dukaten, die bis Ende Juni hätten bezahlt werden müssen,die restlichen 250.000, die Ende <strong>August</strong> fällig gewesen wären, fehlten ganz. 519 DenSpaniern waren im <strong>August</strong> 50.000 Dukaten ausgezahlt worden, möglicherweise aus Gelderndes Papstes. 520 Dessen Bankiers waren indessen zahlungsunfähig, 521 und von da anwaren alle weiteren Verhandlungen nur noch Schadensbegrenzung. Anfang November warimmer noch kein einziger Dukaten der 250.000 bezahlt. 522 Die massive Bedrohung derpäpstlichen Geiseln durch die Landsknechte führte zu einem neuen Vertrag mit dem Papstam 26. November 1527, in dem Clemens insgesamt 368.000 Dukaten zusagte, davon73.000 innerhalb von 10 Tagen, woraufhin er laut Vertrag freigelassen werden sollte. 523Am Vorabend des zehnten Tages nach der Unterzeichnung aber floh der Papst verkleidetaus Rom und begab sich nach Orvieto.Seit dem ersten Vertrag waren fast 6 Monate vergangen, und die Rückstände waren weiterangewachsen - wie weit, scheint schwierig zu errechnen, weil inzwischen viele Soldaten an516517518519520521522523Vertrag in Latein und Deutsch bei REISSNER, Historia, fol. 132 r -138 r .ROBERT, Philibert de Chalon, S. 85.GUICCIARDINI, FRANCESCO: Opere inedite. Bd. 9: La prigionia di Clemente VII, la caduta della RepubblicaFiorentina e la legazione di Bologna. Carteggio dal 1527 al 1534. Hrsg. v. Piero und Luigi Guicciardini.Florenz 1866. S. 107. Die ersten 100.000 Dukaten waren für die Deutschen vorgesehen und die folgenden50.000 für die Spanier, was zumindest von der Relation her ja auch gerecht erscheint, da doppeltsoviele Deutsche wie Spanier dabei waren. Als aber die ersten 80.000 an die Deutschen bezahlt waren,hatten die Spanier von ihren 50.000 noch nichts gesehen. LUZIO, Isabella d'Este, S. 132.GAYANGOS, Calendar, Bd. 3, Teilbd. 2, S. 359.RODRIGUEZ VILLA, Memorias, S. 272f.RODRIGUEZ VILLA, Memorias, S. 260.RODRIGUEZ VILLA, Memorias, S. 304.MOLINI, GIUSEPPE (HRSG.): Documenti di storia italiana copiati su gli originali autentici e per lo più autografiesistenti in Parigi. 2 Bde. Florenz 1836-1837. Bd. 1, S. 273-278.134

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