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Bourbon Anfang Juli in Mailand eintraf, brachte er Wechsel für 100.000 Dukaten mit, vondenen 75.000 zur Tilgung von alten Schulden gleich in den Taschen der genuesischen Bankiersverblieben, bei denen das Geld angewiesen war. 508Die folgenden Monate sind gekennzeichnet von den Kriegsvorbereitungen gegen die imMai geschlossene Liga von Cognac. Fast scheint es, als hätte man in der Frage der Bezahlungresigniert - die Folgen waren allerdings verheerend, denn je klarer den Soldaten wurde,dass sie das ihnen zustehende Geld niemals bekommen würden, desto weniger fühltensie sich an die Regeln gebunden, die willkürliche Gewaltakte gegen die Bevölkerung undRevolten gegen ihre eigenen Autoritäten verboten. Die Kriegsmaschinerie lief indes auchohne Bezahlung irgendwie weiter. Und in der Tat: parallel kann man die Entwicklung derSoldrückstände verfolgen, die zwar, wie gesagt, von stark abweichenden Zahlenangabendurchzogen ist, aber für die spanische und deutsche Infanterie immerhin einen roten Fadenerkennen lässt. Die Widersprüche in den Quellen lassen sich aus vier Faktoren erklären:1. Bisweilen werden Forderungen der Soldaten mit den tatsächlichen Rückständenverwechselt - sie lagen in der Regel allerdings nicht etwa über den korrekten Beträgen,sondern blieben hinter diesen zurück, was deutlich zeigt, dass die Soldatensich von vorn herein über den Kompromisscharakter ihrer Forderungen undüber die Unmöglichkeit, die vollen Rückstände auszuzahlen, im Klaren waren.2. Es ist schwer zu sagen, wann ein Anspruch verfiel - womit nicht etwa gemeint ist,dass er rechtlich verfiel, sondern wann er so weit zurücklag, dass die Unmöglichkeit,ihn angesichts der in der Zwischenzeit hinzugekommenen Rückstände nocheinzuklagen, offensichtlich geworden war.3. Der Stand der Bezahlung konnte sich von einer Kompanie zur anderen unterscheiden,vor allem zwischen Kavallerie und Infanterie und zwischen den einzelnenNationen waren die Unterschiede immens.4. Man war sich uneinig darüber, wie die Zeit zu verrechnen war, in der die Soldatenauf Kosten der Bevölkerung gelebt hatten.Es präsentiert sich nun folgendes Bild: die Rückstände bei der spanischen Infanterie inMailand stauten sich auch in der zweiten Jahreshälfte 1526 weiter an, während man gleichzeitigdie Deutschen besser und die Kavallerie schlechter bezahlte. Die Soldschulden beiden Spaniern beliefen sich nach den vorsichtigsten Schätzungen im Augenblick des Abzugsvon Mailand im Frühjahr 1527 auf mindestens 7 Monate. 509 Plausibler ist allerdings diekrassere Variante: drei revoltierende spanische Kompanien in Monza bezifferten den ihnen508509BUCHOLTZ, FRANZ-BERNHARD VON: Geschichte der Regierung Ferdinand des Ersten. Bd. 3. Wien 1832.S. 37.ASM Sforzesco, Cart. 1359.132
geschuldeten Sold schon im Juni 1526 auf 13 Monate, 510 das deckt sich mit den Berichtendes venezianischen Statthalters in Crema, der die Rückstände im Dezember mit 19 Monatenangab, von denen dann zwei ausgezahlt wurden, 511 und weiterhin mit der Aussage desspanischen Botschafters in Venedig, Alonso Sanchez, der im März 1527 ganze 20 MonateSoldschulden nannte. 512 Auf dem Weg nach Rom wurde dann fast gar nichts mehr ausgezahlt.Die Landsknechte Frundsbergs, die zu den Spaniern stießen, begannen den Weg imJanuar mit zwei Monaten Rückstand. Vom Augenblick des Zusammentreffens an geratendie Zahlen deshalb wieder verstärkt in Widerspruch zueinander. Mehrere Angebote desPapstes, das Heer gegen die Zahlung eines Teils der Soldrückstände zur Umkehr in dieLombardei zu bewegen, wurden von Bourbon ausgeschlagen und mit höheren Forderungenbeantwortet. Das ermüdende Spiel der wechselseitigen Forderungen und Angebote vor undnach der Eroberung Roms ist von vielen Autoren ausführlich beschrieben worden, ohnedass die zumeist zusammenhanglos wiedergegebenen Zahlen eine Aussage über den tatsächlichenStand der Bezahlung machen könnten. Tatsache ist, dass die 400.000 Dukaten,die zu zahlen der Papst sich nach der Eroberung von Rom im ersten Vertrag vom 6. Juni1527 verpflichtete, und die von allen Autoren mit einigem Recht als eine spektakulär hoheSumme angesehen wurden, dennoch nicht ausreichen konnten, um die Rückstände zu dekken.Das wird deutlich, wenn man sich die Mühe macht, die wenigen gesicherten Zahlenzusammenzurechnen: das Heer wird mindestens die 100.000 Dukaten im Monat gekostethaben 513 und war im Januar 1527 - zumindest aus der Sicht der Spanier - mit beträchtlichenRückständen aufgebrochen. Natürlich hatte jeder einzelne Soldat bei der Plünderung dannhinreichend Gelegenheit gehabt, sich zu bereichern. Das stand bei den Verhandlungen umdie Bezahlung aber nie zur Debatte. Es gibt Anzeichen, die darauf hindeuten, dass die Spanierauf dem Weg nach Rom auf einen Teil des ihnen geschuldeten Soldes verzichteten.Nájera - und er war der erste, der über den Stand der Bezahlung hätte informiert sein müssen- schrieb Ende März 1527 an den Kaiser, die Spanier hätten bei einem Aufruhr alle geschuldetenGelder verlangt, nämlich 150.000 Dukaten. 514 Geht man von 5.000 Spaniernaus, kommt man auf 25.000 Dukaten monatlich für die spanische Infanterie und damit aufeinen Soldrückstand von nur 6 Monaten. Das wiederum deckt sich mit der Aussage Gumpenbergs,den Soldaten in Rom schulde man im Mai 9 Monate Zahlung 515 - was 225.000Dukaten entspräche. Zu diesem Zeitpunkt lagen die Soldschulden der Deutschen bei mindestens5 Monaten oder 300.000 Dukaten. Wenn man noch 3.000 bezahlte Italiener dazu-510511512513514515SANUTO, Diarii, Bd. 41, Sp. 617.SANUTO, Diarii, Bd. 43, Sp. 556.RODRIGUEZ VILLA, Memorias, S. 74.Nach der im Eingang des Kapitels beschriebenen Aufschlüsselung: 12.000 Landsknechte für 60.000 Dukaten,5.000 Spanier für 25.000 Dukaten, mindestens 3.000 bezahlte Italiener für 15.000, dazu noch dieKavallerie und weitere Kosten für Artillerie und Munition.GAYANGOS, Calendar, Bd. 3, Teilbd. 2, S. 132.GREGOROVIUS, Ein deutscher Bericht, S. 360.133
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