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neralkommissar beim Heer, offenbar wahrscheinlicher, dass das Geld zur Bezahlung seinerLandsknechte vom Himmel regnete, als dass es denn vom Kaiser aus Spanien käme: wennGott kein Geld schicke, so der Abt, müsse man innerhalb weniger Wochen eine Entscheidungin der Schlacht suchen. 495 In der Tat waren die Schulden bereits zu diesem Zeitpunkterdrückend, wie aus einer detaillierten Aufstellung hervorgeht: demnach beliefen sich dieRückstände auf 970.000 Dukaten, wobei die Kavallerie die Liste mit bis zu 10 Monatenanführte, gefolgt von deutscher und spanischer Infanterie, denen man 6 Monate schuldete.Die italienische Infanterie schnitt am besten ab: ihr schuldete man lediglich 4 Monate. 496Doch trotz des Erfolges von Pavia am 24. Februar 1525 und der lukrativen Gefangennahmedes französischen Königs und zahlreicher schwerreicher Adliger waren die kaiserlichenOffiziere nicht in der Lage, die Soldschulden zu begleichen, die sich über einen längerenZeitraum hinweg angesammelt hatten. Vom Kaiser und den verbündeten Mächten kamen400.000 Dukaten, danach stockten die Zahlungen aufs Neue. 497 Einen Monat nach derSchlacht schrieb Lannoy folgerichtig, er schulde dem Heer 600.000 Dukaten. 498 Das war inder Tat eine sehr schlechte Ausgangssituation, denn das Heer lag tatenlos im Land und dieSchulden stauten sich weiter. Es ist mühselig, die Entwicklung der Soldrückstände in denfolgenden Monaten zu verfolgen, da oft für mehrere Monate gar kein Material existiert unddie Zahlen sich ansonsten ständig widersprechen. So schrieb der venezianische Botschafterin Mailand im Dezember 1525 an seine Regierung, die Landsknechte würden regelmäßigalle 30 Tage bezahlt, den schweren Reitern aber schulde man 18 Monate Sold. 499 DieserRückstand wurde von Nájera drei Tage später auf lediglich 4 Monate beziffert. 500 Von denGründen für solche Diskrepanzen wird noch die Rede sein, zunächst zurück zu den Besatzernin Mailand.Hier hatte der Einmarsch des Markgrafen von Pescara mit dem gesamten Heer im November1525 eine neue Situation geschaffen, über die sich aus der Korrespondenz zwischen denOffizieren und dem Kaiser interessante Erkenntnisse ergeben. Der Konflikt mit dem HerzogFrancesco Sforza hätte die finanzielle Lage eigentlich erheblich verbessern müssen,und das aus zwei Gründen: erstens konnte Pescara durch die Übernahme der Regierungsgewaltdie Staatsfinanzen kontrollieren und direkt in die Kriegskasse umleiten, und zweitenshatte er durch die Besatzung die Möglichkeit, Kontributionen in beliebiger Höhe ausder Bevölkerung zu pressen, ohne Rücksicht auf den Verbündeten nehmen zu müssen.Dennoch trat eine Verbesserung der finanziellen Lage nicht ein, sondern das Gegenteil: dieKontributionen trafen auf den erbitterten Widerstand der Bevölkerung, konnten nur schlep-495496497498499500BNM, MS 20213 21 , Nr. 59. Nájera an den Kaiser, Cremona, 23. 12. 1524.QUATREFAGES, La Revolución militar moderna, S. 284ff.QUATREFAGES, La Revolución militar moderna, S. 286.HALKIN, LÉON E./DANSAERT, GEORGES: Charles de Lannoy, Vice-Roi de Naples. Brüssel 1934. S. 78.SANUTO, Diarii, Bd. 40, Sp. 423.GAYANGOS, Calendar, Bd. 3, Teilbd. 1, S. 515.130
pend eingetrieben werden und brachten lediglich einen geringen Teil des erhofften Geldesein, weil die meisten Bewohner die besetzten Städte verließen. Dadurch fiel die Wirtschaftauf einen Bruchteil ihrer eigentlichen Kapazitäten zurück, was wiederum die Staatseinnahmenverringerte - ohnehin hatte man vom Herzog einen Berg von Schulden bei verschiedenenBankiers übernommen, die jedes Jahr mit 50.000 Dukaten allein an Zinsen zu Buchschlugen. 501 Zusammenfassend lässt sich sagen, dass weder die Kontributionen noch dieStaatseinnahmen die davongaloppierenden Soldrückstände auch nur annähernd ausgleichenkonnten. So war man gezwungen, Schulden zu immer ungünstigeren Konditionen zu machen,bis auch diese Möglichkeit sich erschöpfte: schon Mitte Dezember 1525 schriebNájera, niemand gäbe ihm mehr Kredite, 502 und als Hugo de Moncada einige Tage spätermit 60.000 Dukaten in Mailand eintraf, waren 58.000 davon schon im Voraus ausgegeben.503 Die Lage wurde im Lauf des Jahres 1526 immer aussichtsloser. Der Kreditverkehrwurde vor allem über Genua abgewickelt, aber auch dort war bald nichts mehr zu holen,ebensowenig in Venedig. Im Januar 1526 versuchte Nájera ein weiteres Mal, 60.000 Dukatenin Genua aufzutreiben, aber die Bankiers verlangten die Tilgung der alten Schuldenund boten schließlich noch einmal 10.000 an. 504 So wurde um immer geringere Beträgegekämpft, während die Soldschulden trotz der Verkleinerung des Heeres immer noch bei600.000 Dukaten lagen und jeden Monat allein für die Infanterie um 60.000 Dukaten anwuchsen.505 Sicherheiten gab es ohnehin keine mehr: die Einnahmen aus dem HerzogtumMailand waren schon im November 1525 teilweise bis zum Jahr 1527 im Voraus verpfändetworden. Eine detaillierte Aufstellung aller Gelder, die man zwischen Mitte November1525 und Ende Februar 1526 eingenommen hatte, spricht eine beredte Sprache über dieMühe, mit der das Geld zusammengekratzt wurde: kaum ein Posten beinhaltet reguläreEinnahmen, es handelt sich vor allem um Kredite und Vorschüsse, ferner um alte Steuerschuldenund angeblich betrügerisch zurückgehaltene Einnahmen der Zollbehörden inMailand, und schließlich um Gelder für die Aufhebung der Einquartierung von Soldaten. 506Die Zölle in Mailand waren derweil in der Hand von ortsansässigen Kaufleuten, die inCremona hatte ein venezianischer Bankier gepachtet. 507 Im Juni 1526 traten solche Problemedann vorübergehend in den Hintergrund, da nach der Niederschlagung des zweiten Aufstandesin Mailand die Soldaten in der Stadt vollständig auf Kosten der Bevölkerung lebten.In den Briefen Nájeras und der anderen kaiserlichen Amtsträger ist vorübergehend kaumnoch von Geldbeschaffungsproblemen die Rede, obwohl diese zweifellos bestanden. Als501502503504505506507RAH Salazar y Castro A/36, fol. 273 r . Aufstellung über die Finanzlage im Herzogtum Mailand.GAYANGOS, Calendar, Bd. 3, Teilbd. 1, S. 519.GAYANGOS, Calendar, Bd. 3, Teilbd. 1, S. 534.GAYANGOS, Calendar, Bd. 3, Teilbd. 1, S. 557.GAYANGOS, Calendar, Bd. 3, Teilbd. 1, S. 599.RAH Salazar y Castro, A/36, fol. 276 r - 280 v . Es schließt sich eine Aufstellung der Ausgaben an.GAYANGOS, Calendar, Bd. 3, Teilbd. 1, S. 570.131
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