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herabgesetzt, die mit dem Wesen der Söldnerheere zusammenhingen. Der Kriegsdienstgegen Bezahlung brachte es mit sich, dass die einzelnen Soldaten - vor allem die Deutschenund noch weniger die Italiener - sich kaum mit den Kriegszielen identifizierten, zu derenErreichung man sie angeworben hatte. Verbündete des eigenen Kriegsherrn wurden in derRegel nicht geschont. Nach der Plünderung von Prato im Jahr 1512 musste Kardinal Giovannide' Medici mit seinem Privatvermögen Parteigänger seiner Familie aus der Gewaltseiner eigenen Soldaten loskaufen. 475 Die Auswüchse gegen die Anhänger des Kaisers beider Plünderung von Rom sind hinreichend bekannt. Und im Umland der Stadt plündertenausgelagerte Einheiten kurz darauf ungeniert die Besitzungen der Colonna, was die Beziehungenzwischen diesen und dem Kaiser zu belasten drohte. 476 Das mangelnde Verständnisfür die Winkelzüge der Diplomatie bewirkte eine zusätzliche Entfremdung von den Autoritäten,die es den Soldaten erleichterte, sich als Opfer blutleerer Mächte zu fühlen, denenman am Ende die Loyalität um so leichter entziehen konnte, als sie sich selbst niemals loyalerwiesen. Dem Deutschen Claus Seidensticker - immerhin selbst Hauptmann - legte Reissnereinen bezeichnenden Satz in den Mund: "Die grossen Herren spielen underm Hütlin /machen Fried und Unfried wenn sie wöllen / und uns / die dem Keyser treuwlich gedienet /wil man all auff die Fleischbanck opffern." 477Ausschreitungen der Soldaten wurden durch das Verhalten der Offiziere oft begünstigt.Zum einen fehlte es an Personen, die genügend Ansehen bei den Soldaten genossen, um diebrüchige Disziplin auch dann noch wenigstens einigermaßen aufrecht zu erhalten, wennüber längere Zeiträume gar kein Geld mehr ausgezahlt werden konnte, zum anderen gingenviele Offiziere insoweit mit schlechtem Beispiel voran, als sie keinen Hehl daraus machten,dass auch sie in erster Linie an persönlicher Bereicherung interessiert waren. Vor allem inRom hatte der Mangel an Personen mit Autorität geradezu groteske Auswirkungen. NachdemFrundsberg durch einen Schlaganfall und Bourbon durch den tödlichen Schuss beimAngriff auf die Stadt ausgefallen waren, fühlte sich niemand den Soldaten gewachsen. Alsder Kaiser vom Tod Bourbons erfuhr, ernannte er den Herzog von Ferrara zum Generalhauptmann,Philibert von Oranges sollte sein Stellvertreter sein. 478 Dieser war zwar durchdie Wahl der anderen Offiziere ohnehin zum Oberbefehlshaber in Rom aufgerückt, hatteaber Anfang Juli 1527 die Stadt verlassen, nachdem die Landsknechte seine Unterkunftgeplündert hatten. Von Siena aus versuchte er, die Verantwortung abzuwälzen: er schrieban den Herzog von Ferrara - der im übrigen im Begriff stand, ins Lager der Feinde des Kaiserszu wechseln - und forderte ihn auf, nach Rom zu kommen, um sein Amt wahrzunehmen,aber der Herzog antwortete mit einer Reihe von Ausflüchten. Gleichzeitig ließ Oran-475476477478ASP, MS 2549, fol. 103, 117, 173.OMONT, Les suites du sac de Rome, S. 30.REISSNER, Historia, fol. 105 v .ROBERT, Philibert de Chalon, S. 93.127

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