13.07.2015 Aufrufe

Öffnen - eDiss - Georg-August-Universität Göttingen

Öffnen - eDiss - Georg-August-Universität Göttingen

Öffnen - eDiss - Georg-August-Universität Göttingen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

1. SöldnerwesenMit dem Krieg bestritten die Soldaten ihren Lebensunterhalt. Wenn der Sold nicht gezahltwurde, waren sie gezwungen, sich aus dem Land und damit auf Kosten der Bevölkerung zuernähren. Es blieb aber in der Regel nicht dabei, dass man sich nur das Lebensnotwendigenahm: die Bereicherung durch Plünderung wurde zum obersten Ziel der meisten Soldaten,da es auf diese Weise unter Umständen wesentlich mehr zu verdienen gab als durch denabgemachten Sold. Der Traum, als reicher Mann nach Hause zurückzukehren, begleiteteviele vom Augenblick der Anwerbung an auf ihrem Weg nach Italien, wenngleich er sichfür die meisten nicht erfüllte. Die Hoffnung auf reiche Beute war für viele ein wichtigeresMotiv für den Aufbruch in den Krieg als der Sold. Es kam so weit, dass in den Heeren zahlreicheSoldaten und oft ganze Einheiten dienten, die in keiner Soldliste auftauchten undausschließlich von der Plünderung lebten. Als der Herzog von Braunschweig im Mai 1528nach Norditalien zog, folgten seinen 14.000 Landsknechten nicht weniger als 6.000 solcherAbenteurer. 469 Dementsprechend benahmen sie sich auch: im <strong>August</strong> schrieb Lope de Soriaan den Kaiser, Braunschweigs Soldaten seien das Schlimmste, was Italien je gesehen habe.Sie seien ausschließlich gekommen, um die Lombardei zu plündern und dächten gar nichtdaran, nach Neapel gegen die Franzosen zu marschieren. 470 Über die Italiener, die dem kaiserlichenHeer 1527 nach Rom gefolgt waren, schrieb Hernando de Alarcon, die meistenvon ihnen seien nur wegen der Plünderung gekommen, denn sie profitierten ja kaum vonden Soldzahlungen. 471 Bei der Belagerung von Florenz im Jahr 1530 verweigerten achtspanische Kompanien, die nach Ungarn verlegt werden sollten, rundheraus den Abzug, weilder Fall der Stadt unmittelbar bevorstand und sie auf eine Plünderung spekulierten. 472 Nochunverblümter und geradezu geschäftsmäßig taten die Spanier im Mai 1522 bei der Ankunftdes Heeres vor Genua ihre Absichten kund: sie boten den Offizieren 50.000 Dukaten, wenndiese nicht um eine Übergabe verhandelten, sondern die Stadt stürmen ließen. 473 Aus diesenGründen war das Söldnerwesen an sich in Italien durchaus umstritten. Machiavelli fällte einvernichtendes Urteil über die Söldnerheere, in denen sich seiner Meinung nach der Abschaumaller europäischen Gesellschaften wiederfand: "Se alcuni vi sono scandalosi, oziosi,senza freno, senza religione, fuggitisi dallo imperio del padre, bestemmiatori, giuocatori, inogni parte male nutriti, sono quelli che vogliono militare." 474War die Gier nach Beute an sich schon ein Grund für die instabile Disziplin, so wurde dieHemmschwelle für alle Spielarten von Gehorsamsverweigerung durch weitere Faktoren469470471472473474GAYANGOS, Calendar, Bd. 3, Teilbd. 2, S. 686.GAYANGOS, Calendar, Bd. 3, Teilbd. 2, S. 761.RODRIGUEZ VILLA, Memorias, S. 232.CEREZEDA, Tratado, Bd. 1, S. 259.PACHECO Y DE LEYVA, La política española, S. 301.MACHIAVELLI, NICCOLÒ: L'arte della guerra. Mailand 1928. S. 30.126

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!