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C. SöldnerheereDas Leben der Soldaten war im Alltag geprägt von der Interaktion mit zwei verschiedenenGruppen: mit der Bevölkerung der besetzten Orte und mit Angehörigen des Heeres aus derunmittelbaren Umgebung, also vor allem anderen Soldaten, aber auch Trossknechten, Frauenund Kindern. Dieser Alltag spielte sich zunächst in den engen Grenzen ab, die durch dieEinquartierung in einem bestimmten Haushalt mit einer begrenzten Zahl von anderen Personenoder die langen Märsche auf dem Land vorgegeben waren, er war in der Regel hinreichendausgefüllt mit der Befriedigung der Grundbedürfnisse, der Verrichtung der militärischenPflichten und der mehr oder weniger derben Freizeitgestaltung. Die Gewichtungzwischen diesen drei Bereichen richtete sich nach der Versorgungslage und der militärischenSituation, zwei Faktoren, die sich ihrerseits gegenseitig beeinflussten.Gleichzeitig waren die Soldaten Teil eines Apparates, der nach bestimmten Regeln funktionierte,Regeln, denen im Idealfall jeder der drei genannten Bereiche unterworfen war: fürdie Befriedigung der Grundbedürfnisse war die Soldzahlung oder das Abgabensystem vorgesehen,die militärischen Pflichten wurden von den Offizieren nach der aktuellen Notwendigkeitbestimmt und die Freizeitgestaltung blieb den Soldaten überlassen, war aber in zweiRichtungen eingeschränkt: die Erfüllung der militärischen Aufgaben durfte nicht gefährdetund die Bevölkerung nicht über das zumutbare Maß hinaus drangsaliert werden.Tatsächlich aber geriet dieses System, 7das auf dem Grundprinzip allen Söldnerwesens -Gehorsam gegen Bezahlung - beruhte, immer wieder aus dem Gleichgewicht. Übergriffegegen die Bevölkerung häuften sich zu bestimmten Zeiten, gleichzeitig verweigerten dieSoldaten den Weitermarsch, liefen kompanienweise zum Feind über oder desertierten mehroder weniger offen. Mitunter kam es zu Ausschreitungen gegen die Offiziere, bei denendiese um Haaresbreite mit dem Leben davonkamen. Solche Zustände waren in Italien ausvergangenen Zeiten völlig unbekannt und wurden von den Zeitgenossen immer wieder alsBeweis für den barbarischen Charakter der fremden Besatzer angeführt. Im Widerspruchdazu steht die Tatsache, dass das Verhalten der italienischen Kompanien, die den spanischenHeeren angegliedert waren, sich kaum von dem der Spanier und Deutschen unterschied.Die Ursache für die Störung des Gleichgewichts aus Gehorsam und Bezahlung lagvielmehr darin begründet, dass die Bezahlung als Bedingung des Gehorsams fast nie imversprochenen Maß geleistet wurde und mithin die Voraussetzungen für jede Form der Gehorsamsverweigerungdie meiste Zeit über erfüllt waren: das Verhalten der Soldaten stelltin aller Regel eine Reaktion auf den ausbleibenden Sold dar. Die Systematik der Zusammenhängezwischen den Soldrückständen und dem Stand der Disziplin wird im Folgendenbeschrieben.125

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