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ßerem öffentlichen Interesse war und daher mehr Spielraum und Anreiz zu Übertreibungenbot. Da die Nachrichten oft von Mund zu Mund gingen, kamen am Ende bisweilen haarsträubendeBerichte heraus, die in ganz Europa kursierten und zum Teil in gedruckter Formverbreitet wurden. Ein glänzendes Beispiel für solche Missverständnisse liefert der MailänderChronist Burigozzo, als er kurz auf die Geschehnisse in Rom eingeht und berichtet, dorthabe nun Prinz Angelo aus Bologna das Sagen. 451 Ganz offensichtlich hatte er oder jemandanders in seiner Informationskette den Namen des Prinzen Philibert von Oranges dahingehendfalsch verstanden, dass er aus "Oranges" den Vornamen "Angelo" gemacht hatte undaus der italienischen Bezeichnung für Burgund - Borgogna - die Stadt Bologna.In Mailand schuf der andauernde Kriegszustand in der Lombardei eine andere Situation,zum einen wegen der oben angesprochenen militärischen Aktivitäten im Umland, zum anderen,weil es eben ein militärisches Interesse der Venezianer und Franzosen an der Situationin der Stadt gab. So schickten die Statthalter der venezianischen Regierung in denGrenzstädten Bergamo und Crema vor allem in den Jahren 1525 bis 1527 regelmäßig Spionein die Stadt, die sich dort umsahen und Bericht erstatteten. Danach trat das Interesse Venedigsan Mailand augenscheinlich immer weiter vor den Ereignissen in Rom und an derTürkengrenze in den Hintergrund. Aus der Zeit der regen Berichterstattung sind viele Hinweiseüber das Vorgehen der Spione in der Stadt überliefert. Da die Spanier sehr misstrauischwaren, musste man vorsichtig zu Werke gehen. Es gab regelrechte Doppelagententätigkeit:Spione betraten die Stadt unter dem Vorwand, Informationen über die Feinde zubringen, sahen sich um und erstatteten ihren Auftraggebern Bericht. Manchmal kehrten sieauch unverrichteter Dinge zurück, wie ein Kundschafter des venezianischen Statthalters inCrema, der im Juli 1526 nicht mit seinem Kontaktmann sprechen konnte, weil dieser dasganze Haus voll mit spanischen Soldaten hatte. 452Die Spione waren oft einfache Leute, die sich mit ihrer Kundschaftertätigkeit ein Zubrotverdienten und im übrigen auch weniger Verdacht erregten. Der Statthalter in Cremaschickte im Juli 1526 eine Bäuerin als Spionin nach Mailand, die sich dort unter dem Vorwandumsah, Lebensmittel in die Stadt zu bringen. 453 Im März 1527 gelang es ihm dann,einen ehemaligen Hausverwalter des Palastes anzuwerben, in dem nun Antonio de Leyvaresidierte. 454 Überhaupt war es immer am besten, wenn die Kundschafter in der Stadt Beziehungenhatten. Einem Offizier in venezianischen Diensten glückte es im September1527, einen Spion im Haus eines Mailänders zu platzieren, der seinerseits mit einemHauptmann der Landsknechte befreundet war und versprach, Informationen aus demKriegsrat der Kaiserlichen weiterzugeben. 455 Die Spione lebten gefährlich, weil ihnen bei451452453454455BURIGOZZO, Cronaca di Milano, S. 469.SANUTO, Diarii, Bd. 42, Sp. 21.SANUTO, Diarii, Bd. 42, Sp. 166f.SANUTO, Diarii, Bd. 44, Sp. 226.SANUTO, Diarii, Bd. 46, Sp. 41.122

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