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abgefangenen venezianischen Kuriers ließ er im Juni 1529 die diesem abgenommenenBriefe verlesen, und als da an einer Stelle behauptet wurde, die Spanier verfügten in Mailandnur über 4.000 Soldaten, warf der Gouverneur ein, er habe das Dreifache, was maßlosübertrieben war. 444 Die meisten der Boten versuchten, sich der Briefe im letzten Augenblickzu entledigen, wenn sie aufgegriffen wurden. Das gelang nicht immer: ein Kurier, dermit Briefen aus Mailand kam und diese beim Anblick der Spanier fortgeworfen hatte, wurdevon ihnen in die Stadt verschleppt und so lange gefoltert, bis er die Stelle verriet, an derdie Briefe lagen. 445 Wieder ein anderer wurde von den Spaniern durchsucht, aber offenbarnicht als Kurier erkannt, denn nach seiner Freilassung barg er die Briefe und lieferte sie amBestimmungsort ab. 446In Rom konnten die Kaiserlichen in den ersten Wochen kein Interesse an einer Unterbindungder Nachrichtenübermittlung haben, denn viele der Geiseln mussten an Verwandteund Freunde außerhalb schreiben, um die Lösegelder zusammenzubringen. In der Not derGefangenschaft konnte ein solches Vorhaben allerdings sogar an so vordergründigen Dingenwie Papiermangel scheitern. 447 Es sind zahlreiche Briefe von Opfern überliefert, dieÜbermittlung dauerte allerdings wegen der unsicheren Wege länger als gewöhnlich. EinBrief von Antonio Tebaldeo an Pietro Bembo brauchte einen ganzen Monat von Rom nachPadua, 448 und Marino Caracciolo klagte noch am 20. Juni in Mailand, es gebe seit der Eroberungvon Rom keine gesicherten Nachrichten, sondern nur Gerüchte. 449 Das Interesse anden Ereignissen in Rom war überall sehr hoch, nicht nur weil die Eroberung der HeiligenStadt durch lutherische Soldbanden für die Zeitgenossen etwas Ungeheuerliches war, sondernauch, weil nicht wenige Verwandte und Freunde in Rom hatten, um deren Verbleib inden ersten Wochen viele Gerüchte kursierten. In Modena wurden einige totgesagt, von denensich hinterher herausstellte, dass sie in der Engelsburg Zuflucht gefunden hatten undvon dort aus zunächst nicht hatten schreiben können. 450 Die vielen Berichte aus zweiterHand sind daher vor allem interessant, was die Verbreitung der Nachrichten aus den besetztenStädten angeht und oft weniger wegen der Nachrichten selbst. Vieles wird zuerstgerüchteweise und oft völlig verdreht wiedergegeben, erfährt dann - wenn die Dichte derNachrichten hoch genug ist - tägliche Korrekturen, um sich schließlich ungefähr bei denTatsachen einzupendeln. In Rom ist den Nachrichten allerdings immer ein höherer Grad anUnzuverlässigkeit gemein, weil die spektakuläre Einnahme der Stadt und das Schicksal desPapstes und des illustren Kreises von Prälaten, Künstlern und Gelehrten dort von viel grö-444445446447448449450SANUTO, Diarii, Bd. 50, Sp. 435.SANUTO, Diarii, Bd. 41, Sp. 62.SANUTO, Diarii, Bd. 49, Sp. 452.SANUTO, Diarii, Bd. 45, Sp. 238.BEMBO, PIETRO: Opere in volgare. Hrsg. v. Mario Marti. Florenz 1961. S. 797.RAH Salazar y Castro, A/40, fol. 486 v . Caracciolo an den Kaiser, Mailand, 20. 6. 1527.BANCHI DETTO DE' LANCELLOTTI, TOMMASINO DE': Cronaca Modenese. Parma 1862-1884. 12 Bde. Bd.1-8 hrsg. v. C. Borghi. Bd. 9-12 hrsg. v. T. Lodi. Eintrag vom 5. Juni 1527.121

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