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4. Gegenwehr und VergeltungDie Übergriffe der Soldaten auf die Bauern blieben nicht unbeantwortet. Im Gegensatz zurStadt, wo die Bevölkerung leichter zu kontrollieren war und sich gleichzeitig eine größereZahl von Soldaten auf engem Raum konzentrierte, die bei Unruhen sofort einschreitenkonnte, waren die Soldaten auf dem Land nicht selten der Gefahr von Überfällen durchbewaffnete Bauern ausgesetzt, wenn sie sich in zu kleine Gruppen aufspalteten. Nach solchenÜberfällen kamen die Bauern zumeist ungestraft davon, weil sie das Gelände kanntenund sich in alle Richtungen frei bewegen konnten. Und da es aussichtslos war, die Schuldigeneinzeln zu verfolgen, schlossen sich an solche Überfälle häufig kollektive Vergeltungsmaßnahmengegen Bewohner einzelner Dörfer an, die mit den Überfällen gar nichtszu tun hatten. Diese Vergeltungsmaßnahmen steigerten wiederum den Hass auf die Soldatenund die Bereitschaft zu weiteren Überfällen. Die Brutalität beider Seiten schaukelte sichimmer weiter hoch und konnte in kurzer Zeit zu vollständiger Verrohung führen. Schon im<strong>August</strong> 1509 waren die kaiserlichen Soldaten und die Bauern der Gegend um Treviso undMestre dazu übergegangen, sich gegenseitig die Geschlechtsteile abzuschneiden: "... algunivilani del Tarvisano et Mistrino avevino per disprezo tajati li coglioni ad alguni Todeschi,et de qui è nasuda la crudeltà deli Todeschi, in modo che quanti vilani che capitano in mande Todeschi, li gli taglia lo cazo et li coioni ..." 425 Als zur gleichen Zeit bei Vicenza zweiLandsknechte überfallen und ausgeraubt wurden, verschleppten die Soldaten die Einwohnervon vier benachbarten Dörfern ins Lager bei Padua. 426 Überfälle und Vergeltungsmaßnahmenhäuften sich auch, als der Krieg die Terraferma vorübergehend verließ. Als Cardonanach der Niederlage von Ravenna den langen Rückweg nach Neapel antrat, folgtenSchwärme von Bauern seinem Heer und stürzten sich auf versprengte Gruppen. Das Zielwar dabei weniger Vergeltung für begangene Untaten, als vielmehr die Ausplünderung derSoldaten. Pedro de Paz, der zu dieser Zeit mit seinen Begleitern bei Rimini eine Rast einlegte,wurde dabei Zeuge, wie einige Bauern einen anderen Spanier ausraubten. Als er einschreitenwollte, wurde er selbst angegriffen und schwer verletzt liegen gelassen. 427 UndAntonio de Leyva schrieb im Juli 1512, schon auf dem Rückweg nach Norden, er habe alleHände voll zu tun, seine Soldaten von Vergeltungsmaßnahmen gegen die Bewohner derdurchzogenen Gebiete abzuhalten, weil diese nicht von den Überfällen abließen. 428So wie die Soldaten im Krieg gegen Venedig aufgefordert waren, das Land möglichst zuschädigen, so versuchten ihrerseits auch die Regierungen der durchzogenen Gebiete, dieBauern für militärische Zwecke einzuspannen: als Cardona im <strong>August</strong> 1512 in die Toskanaeingefallen war, wurden die Bauern in der Umgebung von Prato durch einen Befehl der425426427428CERUTI, Diarii Udinesi, S. 120.GUERIN-DALLE MESE, Una cronaca vicentina, S. 171f.ANONYM, Relación de los sucesos, S. 294f.BNM, MS 18690, Nr. 33. Antonio de Leyva an Miguel Perez de Almaza, Pesaro, 25. 7. 1512.118

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