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September bis an die Lagune von Venedig vor und von dort aus in einem nördlichen Bogenwieder in das Gebiet zwischen Vicenza und Verona, wo die Praxis des scheinbar ziellosenUmherziehens aufs Neue einsetzte. Auch wenn das Tagebuch nur einen kleinen Ausschnittdes ganzen Krieges wiedergibt, so ist der Eindruck des Wechsels zwischen Aufenthalten inder Stadt und Perioden hoher Beweglichkeit auf dem Land repräsentativ nicht nur für denKrieg in der Terraferma, sondern auch für die anderen Kriegszüge der Epoche. Diese hoheBeweglichkeit schließlich war nicht zuletzt deshalb unverzichtbar, weil die einzelnen Ortestark in Mitleidenschaft gezogen wurden und die Last der Versorgung und Unterbringungder Soldaten nicht lange tragen konnten.Wie sich nun durch die Aufzeichnungen des anonymen Soldaten die Charakteristik derBewegungen des Heeres in allen Details verfolgen lässt, so bietet die Liste aus Polpenazzeeinen lückenlosen chronologischen Schnelldurchlauf durch die Kriegsereignisse im kleinstengeografischen Rahmen. Wie in Zeitraffer passieren die venezianischen, französischen,deutschen und spanischen Truppen den kleinen Ort, den der anonyme Schreiber des Tagebuchesim übrigen nur knapp verpasste: während er in Desenzano einquartiert war, lagenandere Soldaten seines Heeres über einen Monat lang nebenan in Polpenazze. Die Listeumfasst insgesamt nicht weniger als 129 Posten. Von diesen betreffen 46 die Lieferung vonRessourcen an das Heer, vor allem Wagen und Zugochsen für den Transport von Munitionund Brennholz, aber auch Heu für die Pferde und Lebensmittel für in benachbarten Ortschafteneinquartierte Kompanien. Erst die 39 Posten, die sich mit der Einquartierung vonSoldaten befassen, machen jedoch das Ausmaß der Belastung des Ortes durch den Kriegdeutlich. Während dessen aktivster Phase gaben sich Soldaten aller Nationen und Waffengattungenin Polpenazze die Klinke in die Hand. Schon seit Mai 1509 wechselten sich Venezianerund Franzosen im Besitz des Ortes ab, mit der Ausweitung des Krieges machteman in Polpenazze dann auch mit den Soldaten der anderen Mächte Bekanntschaft: nachdemsich Mitte November 1512 schon 415 Soldaten des venezianischen Heeres in Polpenazzeaufgehalten hatten, kamen dann Anfang Dezember 302 Deutsche, die über einenMonat blieben, und nur sechs Tage nach deren Abzug rückten 54 Spanier ein, die drei Tageblieben, dann kurz auszogen, nach vier Tagen aber schon wieder da waren und noch einmaldrei Wochen verweilten. Schon einen Monat später besetzten die Venezianer den Ort erneut.In den folgenden Jahren beruhigte sich die Lage dann, weil der Krieg sich weiter nachOsten verlagerte, erst im Oktober 1515 begann eine erneute Phase der Belastung, verursachtdurch das Tauziehen zwischen Spaniern und Venezianern um die Stadt Brescia. VonDezember 1515 bis März 1516 war venezianische Kavallerie in großer Zahl in Polpenazzeeinquartiert, die Kosten allein dieser drei Monate - über 30.000 Lire - machen mehr als dieHälfte der in den acht aufgeführten Jahren aufgewendeten Gesamtsumme aus. Im ganzenmachte Polpenazze während des Krieges, wie gesagt, 39 Belegungsperioden durch, vondenen mehr als die Hälfte allerdings nur einen Tag dauerte, weil sich das Heer ganz offen-105

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