13.07.2015 Aufrufe

Öffnen - eDiss - Georg-August-Universität Göttingen

Öffnen - eDiss - Georg-August-Universität Göttingen

Öffnen - eDiss - Georg-August-Universität Göttingen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Pferde mit sich führen durfte. 360 Zumindest die Maßnahmen zur Vertreibung der Prostituiertenaber schienen nicht zu fruchten, denn einen Monat später waren diese entweder immernoch oder schon wieder da. Antonio Petra, ein weiterer Informant des Herzogs,schickte im April einen Bericht über die Mannschaftsstärke des Heeres nach Cremona, indem er neben 18.000 Fußsoldaten und 900 Reitern in aller Beiläufigkeit 12.000 Prostituierteund 6.000 Trossknechte aufzählt. 361So zog man im Land auf und ab. Und wie die meisten Dörfer im Lauf der Jahre mehr alseinmal von durchziehenden Soldaten heimgesucht wurden, so kamen einzelne Soldaten imLauf eines Feldzugs durch zahllose verschiedene Ortschaften. Das Alltägliche diesesWechsels lässt sich aus der Sicht der Soldaten wie auch aus der Sicht der Bevölkerung anHand zweier außergewöhnlicher Quellen nachvollziehen, die zur Zeit des Krieges in derTerraferma entstanden. Es handelt sich auf der einen Seite um das Tagebuch eines italienischenSoldaten in kaiserlichen Diensten, dessen erhaltener Teil von November 1512 bisJanuar 1514 reicht, 362 und auf der anderen um eine Auflistung aller Kriegsereignisse zwischenFebruar 1509 und April 1517, die für die Bewohner des Dorfes Polpenazze westlichdes Gardasees mit Ausgaben verbunden waren, möglicherweise als Grundlage einer Entschädigungsforderung.363 Das Tagebuch ist einer der ganz wenigen detaillierten Berichteaus der Sicht der Soldaten. Es handelte sich offenbar um einen Offizier, der für den Transportder Artillerie zuständig war, mithin um einen Angehörigen des langsamsten und unbeweglichstenTeils des Heeres, dennoch sind die zurückgelegten Strecken bisweilen beeindruckend.Das Tagebuch setzt kurz nach dem Einmarsch der Spanier in Brescia im November1512 ein. Nach einem kurzen Aufenthalt in der Stadt trennte sich das kaiserlicheHeer von den Spaniern, schlug einen südlichen Bogen, hielt sich eine Weile in der Gegendvon Desenzano am Gardasee auf, setzte dann über und zog in Verona ein. Ein paar Monateblieb man dort liegen, im Mai 1513 begann dann eine rastlose Betriebsamkeit, die das Heerzwischen Verona, Vicenza, Padua und der Etsch kreuz und quer durch das Herz der Terrafermaführte. In keinem Ort hielt man sich lange auf, ab und zu wurden kleinere Festungenerobert, in erster Linie aber beschränkte sich die Aktivität auf die Plünderung derdurchzogenen Dörfer. Oft machten einzelne Abteilungen auch Abstecher, um Ortschaftenzu plündern, die abseits des Weges lagen. Überfälle venezianischer Kavallerie auf versprengteGruppen waren an der Tagesordnung und endeten zumeist damit, dass die Überfallenenim Hemd zurückblieben oder als Gefangene nach Venedig gebracht wurden, woman sie gegen Lösegeld freiließ oder gegen Gefangene der Gegenseite austauschen ließ. ImJuli vereinigte sich das kaiserliche Heer erneut mit den Spaniern, mit denen man im <strong>August</strong>vor Padua zog und die Stadt einschloss. Nach dem Abbruch der Belagerung stieß man im360361362363ASM Sforzesco, Cart. 1360. Scipione Attelaro an Francesco Sforza, 9. 3. 1527.ASM Sforzesco, Cart. 1361. Antonio Petra an Francesco Sforza, 15. 4. 1527.JOPPI, Diario del campo tedesco.MARCHESINI, La lega di Cambray.104

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!