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ungen zu einer Länge an, die von den Offizieren nicht gern gesehen wurde, weil sie dieBewegung des Heeres verlangsamte und den Feinden zusätzliche Angriffsfläche bot. ZumTransport von Ausrüstung und Lebensmitteln genügte ein Trosswagen für etwa 10 Soldaten,354 vor allem nach Plünderungen aber gab es weit mehr zu transportieren. Giovio berichtet,dass man nach der Plünderung von Genua im Juni 1522 wegen der vielen Packpferdeden Eindruck hatte, das ganze kaiserliche Heer sei beritten gewesen. 355 Auf dem Rückwegvon dem Zug in die Provence im Oktober 1524 wurde dasselbe Heer von nicht wenigerals 14.000 Trosswagen begleitet, die insgesamt eine Woche brauchten, um den Po zuüberqueren. 356 Neben Waffen, Vorräten, Beute und Besitz der Soldaten sowie der Ware derMarketender wurden auch die Kranken, Frauen und Kinder meistens auf Wagen transportiert.Bei den Frauen handelte es sich um Prostituierte und Soldatenliebchen, oft war ihrStatus auch in einer Grauzone zwischen beidem angesiedelt und manchmal waren sie sogarmit den Soldaten verheiratet - von den Zeugen werden sie nichtsdestoweniger in der Regelals Prostituierte angesprochen. Über ihre Herkunft ist leider kaum etwas zu erfahren. Diemeisten von ihnen hatten sich dem Heer erst im Land angeschlossen, es scheint, dass sichbei den Landsknechten ein größerer Anteil von Frauen befand, die diesen aus der Heimatgefolgt waren, als bei den Spaniern. In unregelmäßigen Abständen versuchten die Offiziere,die Zahl zumindest der einheimischen Prostituierten mit drastischen Methoden zu reduzieren,um die Versorgungslage zu verbessern und die Konzentration der Soldaten wieder denmilitärischen Aufgaben zuzuwenden. Bei der Belagerung von Padua im <strong>August</strong> 1513 befandensich nach den Informationen der Belagerten etwa 3.000 Frauen beim spanischenHeer. 357 Einen Monat später wurden alle italienischen Prostituierten unter Androhung derTodesstrafe aus dem Lager verwiesen, 358 was dazu führte, dass nur etwa 15 Frauen proKompanie beim Heer verblieben. 359 Als das kaiserliche Heer im März 1527 in der Nähevon Bologna lagerte, ließ man zur schnelleren Durchsetzung solcher Maßnahmen kurzerhandein unmenschliches Exempel statuieren. Scipione Attelaro, Informant des Herzogsvon Mailand beim Heer, berichtet ungerührt, dass zur Einschüchterung der Prostituierten -"per intemorire queste puttane" - drei von ihnen ohne weiteren ersichtlichen Grund aufgehängtworden seien, was die italienischen Soldaten mit erheblicher Verstimmung quittierthätten, da alle drei Italienerinnen und eine von ihnen überdies schwanger gewesen sei. Umden Tross abspecken zu lassen, wurde ferner bestimmt, dass vier Soldaten sich einenTrosswagen und einen Bediensteten zu teilen hatten und kein schwerer Reiter mehr als vier354355356357358359FIEDLER, SIEGFRIED: Kriegswesen und Kriegführung im Zeitalter der Landsknechte. Abt. 1, Bd. 2 von:Heerwesen der Neuzeit. Hrsg. v. <strong>Georg</strong> Ortenburg. Koblenz 1985. S. 83.GIOVIO, Le vite del Gran Capitano e del Marchese di Pescara, S. 313.BNM, MS 20213 21 , Nr. 55. Nájera an den Kaiser, Lodi, 26. 10. 1524.SANUTO, Diarii, Bd. 16, Sp. 603.SANUTO, Diarii, Bd. 17, Sp. 63.SANUTO, Diarii, Bd. 17, Sp. 126.103

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