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Ausgabe Nr. 1 - März 2013 - (ZWA) Eberswalde

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SEITE 6STRÖME IN BRANDENBURGWASSER ZEITUNGBereits in den Kindertagen derMenschheit boten gerade FlüsseSchutz an den Ufern. Spätertrennte das Wasser als natürlicheGrenze Staaten und Territorien. Dasgilt im Besonderen auch für die Oder.Sie ist der Fluss meiner Kindertage.Denn einige Jahre lebte ich nur einenSteinwurf vom Strom entfernt – in derdamaligen Bezirksstadt Frankfurt.Fakt ist: Kein anderer Fluss in Europawurde nach dem Zweiten Weltkriegso sehr auf seine Funktion als Grenzereduziert wie die Oder. Als Oder-Neiße-Grenze war sie geradezu ein Synonymfür die Nachkriegsordnung nach 1945.Die unbändige Kraftdes gebändigten StromsDie Oder ist mehr als ein Grenzfluss – meint unser Autor Alexander SchmeichelBrandenburg ist das gewässerreichste Bundesland Deutschlands. Mehr als 10.000 Seen undrund 32.000 km Fließgewässer prägen unsere Landschaft, übernehmen wichtige ökologischeFunktionen, sind für Erholung und Freizeit bedeutend und stellen auch einen wichtigen Wirtschaftsfaktordar. In der neuen Reihe „Ströme in Brandenburg“ blicken Redakteure der WasserZeitung deshalb ganz individuell auf „ihre“ blauen Riesen. Lesen Sie heute Teil 1: die Oder.Fluss ohne Mythos?Kein Mythos wie der des „VatersRhein“ ist ihr zu eigen. Kein Komponistvom Range eines Smetana hat ihr eineSymphonie gewidmet. Keine Untiefehat es an der an Untiefen beileibe nichtarmen Oder zu literarischem Ruhmgebracht wie die unterm Felsen derLoreley. Nicht einmal eine Eisenbahnfährt an ihren Ufern und gibt dem Reisendenwie an Rhein, Elbe und MoldauGelegenheit, durchs Fenster hindurchvon seinem Fluss zu träumen. Selbstder Flussgott der Oder, „Viadrus“, derspärlich bekleidet, dafür mit einem Paddelin der Hand vom barocken Hafentorin Stettin und der Aula Leopoldina inBreslau auf die Touristen herabschaut,ist nur wenigen Eingeweihten bekannt.Wenn der Oder ein Image anhaftete,war es das von Mühe und Schweiß.Das haben auch die wenigen Dichtererkannt, die der Oder einige Zeilengewidmet haben. In seinem 1912 erschienenenBuch „Märchen von dendeutschen Flüssen“ setzte der VolksdichterPaul Keller dem Fluss ein literarischfragwürdiges Denkmal. Währendihm die Elbe dabei zur schönen Gräfinwird, bleibt der Oder nur das Schicksaleines Bauernweibes: „Die Oder ist einedles Bauernweib. Mit stillen, sicherenSchritten geht sie durch ihre Lande.Kalk- und Kohlestaub liegen manchmalauf ihrem Kleid, zu ihrem einförmigenLied klopft der Holzschläger den Takt… Die bei ihr wohnen, sind geborgenund glücklich, und wenn sie ans Meer Eindeichungen scheinbar für alle Zeitenkommt, breitet sie angesichts der Ewigkeitweit und fromm ihre Arme aus.“ komplette Veränderung der Landschaftfestgelegt. Damit verbunden war eineund ihrer tradierten Nutzungsformen.Europa im Miniaturformat Die vormalige „Sumpf- und Wasserwüste“mit wenigen eingestreuten Fischer-Kaum ein anderer europäischer Stromist in so kurzer Zeit „gebändigt“ wordenwie die Oder. In einer Zeitspanne geordneten, hochproduktiven Kulsiedlungenwurde in einen geometrischvon nur sechs Jahren wurde der ehemalsständig wechselnde Lauf der wirtschaftsflächen und regelhaftenturraum mit ausgedehnten Land-zahlreichen Flussmäander von 1747 Plansiedlungen verwandelt. Nurbis 1753 durch ein striktes wasserbaulichesProgramm mit Durchstichen und ner Zeit, wie Rousseau,wenige geistige Größen je-Novalis und Klopstock,kritisiertendiese Eingriffe indie Natur. DieOderbergBesiedlungunter Friedrichdem Großen,Niederfinowder in den 1750er JahrenKolonisten aus der französischsprachigenSchweiz, Österreich undSüdwestdeutschland ins Land holte, hatdiesen Prozess der Flussbändigung fürlange Zeit besiegelt – mit noch heutespürbaren Folgen. Das Oderbruch war zujener Zeit ein Schmelztiegel unterschiedlichstereuropäischer Kulturen, die friedlichmiteinander lebten – irgendwie alsoein funktionierendes Miniatureuropaweit vor der europäischen Einheit. Nichtzuletzt deshalb sollte man den „blauenRiesen“ im Osten erobern. Die WasserZeitung gibt die besten Empfehlungen.Um die Götterblume ranken sich Sagen, Geschichten und Mythen,die auch uns auf ihrem langen Weg durch die Zeitgeschichte erreichten.Beispielsweise die, dass aus jeder Träne der Aphrodite eingelbes Adonisröschen (daher auch die Bezeichnung „Träne der Aphrodite“)und aus den Blutstropfen des verletzten Adonis ein rotesAdonisröschen entstanden sei. Übrigens wird das rote Adonisröschenauch „Teufelsauge“ genannt, weil das Teuflische des Zeus dasLiebespaar auf ewig zu trennen vermochte.OderMündung(bei Szczecin)VierradenOderLebusSchiffshebewerkNiederfinowOderKostrzynMallnowInfografik: SPREE-PRDie OderDie Oder ist ein mitteleuropäischerStrom, der in Tschechien entspringt,durch Polen fließt und die Grenzezwischen Polen und Deutschlandbildet. Die Quelle befindet sichanderthalb Kilometer nordwestlichvon Kozlov am Fiedelhübel immährischen Odergebirge. Sie mündetam Stettiner Haff und um dieInseln Usedom und Wolin herum indie Ostsee. Der Strom als Grenzflussist ein Ergebnis des ZweitenWeltkriegs. Der Fluss nimmt mit866 Kilometer Länge Platz 14 inEuropa ein. 187 Kilometer der Oderfließen durch Brandenburg.Neuzelle – das Barockwunder Brandenburgs:Das Zisterzienserkloster ist dasgrößte vollständig erhaltene BarockdenkmalNord- und Ostdeutschlands. Ein herrlicherGarten erstreckt sich vom Kloster bishin zur Oder. Die vor den Toren liegendeKlosterbrauerei produziert den wohlschmeckenden„Schwarzen Abt“.Eisenhüttenstadt: Die einstige sozialistischeMusterstadt wurde 1950 eigens fürdie Arbeiter des Eisenhüttenkombinateserrichtet. Heute beherbergt die Stadt einDokumentationszentrum für Alltagskulturder DDR. Die Sammlung des Museumsumfasst 90.000 Objekte.Frankfurt (Oder): Die Geburtsstadt desDichters Heinrich von Kleist war einstals Handelsmetropole von großer Bedeutung.Das Backsteingotik-Rathaus, dieUnsere Empfehlungenmittelalterlichen Glasmalereien in der St.Marienkirche und die frühere Franziskaner-Klosterkirche machen die größte an derOder gelegene Stadt zum beliebten Ziel.Mallnow: Das Dorf am Oderbruchrandwird alljährlich von <strong>März</strong> bis Mai zur Pilgerstättefür Ausflügler, die eigens wegender wilden Adonisröschen anreisen. Dieseltenen Pflanzen stehen dann überall aufden Lebuser Adonishängen in der Blüte.Lebus: Im Jahr 2003 wurde der kleine geschichtsträchtigeOrt schlagartig berühmt.Auf dem Burgberg Lebus entdeckte manbei Bauarbeiten den mit 22 kg größten Depotfundaus der Bronzezeit im Land Brandenburg– unter anderem 103 Beile, zweiRinge und ein Schwertfragment.Kostrzyn/Küstrin: Die nach Kriegsendezwischen Polen und Deutschland geteilteStadt beherbergt die gleichnamige Festung– auf einer Halbinsel am Zusammenflussvon Oder und Warthe. Heute kennt man dieFestung vor allem als den Ort, an dem derpreußische Kronprinz Friedrich II. auf Geheißseines Vaters (des „Soldatenkönigs“ FriedrichWilhelm I.) der Exekution seines FreundesHans Hermann von Katte beiwohnen musste.Niederfinow: Das Schiffshebewerk von1934 ist ein technisches Meisterwerk.Ganze 36 Meter Höhenunterschied überwindendie Schiffe in einer Art Aufzug, umvom Oder-Havel-Kanal in die Alte Odertransportiert zu werden – oder umgekehrt.Oderberg: Das Binnenschifffahrtsmuseumund der in der Freiluftausstellung zubewundernde Seitenraddampfer „Riesa“(Baujahr 1897) ziehen Jahr für Jahr nichtnur eingefleischte Technikfans an.Quelle: www.reiseland-brandenburg.deFrankfurt (Oder)OderEisenhüttenstadtNeuzelleRatzdorf(ab hier fließt die Oderdurch Brandenburg)NeißeOdraVierraden: Der als „Kuba Brandenburgs“bezeichnete Ort ist das Zentrum der brandenburgischenTabakproduktion mit eigenemTabakmuseum und dem „Tabakblütenfest“jedes Jahr im Spätsommer.

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