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THEA TRALITÄT THEA TRALITÄT

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einleitung: theater und fest in europa 11Die zweite, von Wagner begründete Traditionslinie wurde bereits um1900 mit den Darmstädter Festspielen (Peter Behrens und Georg Fuchs)und zehn Jahre später den Münchner Volksfestspielen in der Musik-Festhalleauf der Theresienwiese (Georg Fuchs) weitergeführt, für die MaxReinhardt seine ersten Masseninszenierungen schuf. Max Reinhardtkommt für diese Tradition nicht nur deshalb eine besondere Bedeutungzu, weil er mit seinen Inszenierungen Fuchs’ Festspielidee zu realisierenhalf und später maßgeblich an der Gründung der Salzburger Festspielebeteiligt war, die erst nach dem Ersten Weltkrieg verwirklicht werdenkonnten. Er hat darüber hinaus das von Wagner begründete Modell weiterradikalisiert: Reinhardt sprach jeder einzelnen Theateraufführung dieMöglichkeit zu, aus sich heraus zum Fest zu werden, da es die „eigentlicheBestimmung“ des Theaters sei, sich als „festliches Spiel“ zu verwirklichen.3Die von Wagner begründete Traditionslinie setzte sich nach dem ZweitenWeltkrieg mit neuen Festspielgründungen zum Beispiel in Recklinghausen,Edinburgh, Avignon oder Epidaurus fort und wirkt bis heute inden großen Internationalen Festivals weiter, die in und außerhalb Europas– wie in Toga/Japan, Shanghai oder Sao Paulo – stattfinden.Auch für diese Traditionslinie ist der Bezug auf Identität und Gemeinschaftzentral. In dem Brief an Uhlig spricht Wagner davon, dass er mitden Aufführungen „den Menschen der Revolution […] die Bedeutungdieser Revolution nach ihrem edelsten Sinne zu erkennen“ geben werde.Durch die Teilnahme an den Aufführungen würden die Zuschauer sicherst ihrer Identität als Menschen der Revolution und als Teil einer neuenGemeinschaft bewusst werden, die sich als „freie, schöne Öffentlichkeit“konstituieren sollte. 4Während hier durchaus noch von einer politischen Gemeinschaft dieRede ist, wie sie von „den Menschen der Revolution“ gebildet wird, lassensich die Gemeinschaften, die Fuchs und Reinhardt anstrebten, eherals ästhetische oder theatrale Gemeinschaft beschreiben – das heißt, alsGemeinschaften, die aus Akteuren und Zuschauern oder auch nur zwischenden Zuschauern im Verlauf der Aufführung als Folge spezifischerästhetischer Erfahrungen entstehen und sich nach ihrem Ende wiederauflösen. Wohl kann von einer politischen Dimension gesprochen werden,wenn eine Erlebnisgemeinschaft von Menschen zustande kommt, dieden unterschiedlichsten sozialen Ständen, Schichten, Klassen und Milieuszugehören, wie dies den Kritiken zufolge in Reinhards Masseninszenie-31902, zit. n. Kahane, A.: Tagebuch des Dramaturgen. Berlin 1928, S. 199–200.4Wagner 2 1887/88. Bd. 3, S. 29.

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