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Baumgartner, H. J. Gesucht: Winterruhe abseits der Pisten ... - Kora

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<strong>Baumgartner</strong>, H. J. <strong>Gesucht</strong>: <strong>Winterruhe</strong> <strong>abseits</strong> <strong>der</strong> <strong>Pisten</strong> / Hors des pistes, le salut...Umweltschutz - BUWAL-Bulletin [1], 10-13. 2005. BUWAL / OFEFP.Keywords: 8CH/activity/Alps/landscape/leisure activities/Malme/nature/protection/sustainability/tourism/wildlife/winterAbstract: This article presents measures to prevent negative effects of winter leisure activities onnature, landscape and wildlife.


Agentur SutterSCHNEESPORT<strong>Gesucht</strong>: <strong>Winterruhe</strong> <strong>abseits</strong> <strong>der</strong> <strong>Pisten</strong>Gämsen, Rehe und Wildhühner können den Winter unbehelligt von Schneesportlern in eigensausgeschiedenen Wildschutzgebieten verbringen. Dies ist nur eine von vielen Massnahmendes neuen Umweltkonzepts für das Skigebiet Zermatt. Was lässt sich alles tun, um die negativenAuswirkungen des alpinen Schneesports auf Natur und Landschaft zu begrenzen?Die Gondelbahn zum Schwarzsee oberhalbZermatt VS erschliesst eine Wintersportarenamit einem Dutzend Bahnenund Liften. Sie reicht bis hinaufzur Gobba di Rollin auf 3899 Meternü. M. und hinüber ins italienische Cervinia-Gebiet.Die Bergfahrt gibt einemdas Gefühl, direttissimo aufs Matterhornzu entschweben.Lohnen würde sich zuweilen aberauch ein Blick nach unten: Die Talflankendes Furggbachs sind ein beliebtesWintereinstandsgebiet für Gämsen. AbgerutschterSchnee im steilen, teils felsigenHang gibt stets ein wenig dürresGras als Nahrung frei.Auf den <strong>Pisten</strong> wird man den Tierenauf an<strong>der</strong>e Weise wie<strong>der</strong> begegnen. Einpaar Schwünge unterhalb <strong>der</strong> Bergstationmarkiert ein Zaun die Grenzezu einem Wildschutzgebiet. «Befahrenverboten». Alle wissen, dass bei Wi<strong>der</strong>handlung<strong>der</strong> Abo-Entzug droht. DieTafeln in den Bahnstationen mit denentsprechenden Informationen sindnicht zu übersehen.Information schafft VerständnisHier wird die Massnahme auch einleuchtendbegründet: Wenn es einschneit,beginnt eine harte Zeit für dieWildtiere. Nahrung wird knapp, es gilt,jede unnötige Bewegung zu vermeiden.Fluchten im hohen Schnee verbrauchenviel Energie. Darum sind die Tiereauf Ruheräume angewiesen, in denensie ungestört den Winter verbringenkönnen.Als Wald- und Wildschutzgebieteausgeschieden wurden in Zermatt einerseitsdie wichtigsten Winterlebensräumefür Gämsen, Rehe, Steinwild undHasen sowie Birk- und Schneehühner,an<strong>der</strong>erseits aber auch Schutzwäl<strong>der</strong>.Signale und Absperrungen markierendie Grenzen.Die Regelung trat im Winter 2003/2004 in Kraft. «Die Leute halten sichdaran», ist die Bilanz von Christen Baumann,CEO <strong>der</strong> Zermatt BergbahnenAG. «Selbst die sechs Fehlbaren, diebeim Befahren <strong>der</strong> Schongebiete erwischtwurden, zeigten Verständnis –auch für die Strafe.»Tierwelt erlebbarDas mag nicht zuletzt damit zusammenhängen,dass die Wintertouristenden Tieren im gemeinsam genutztenLebensraum nicht bloss als Abstraktum10UMWELT 1/05 FREIZEIT UND UMWELT


DOSSIER FREIZEIT UND UMWELTAURAPeter BaumannSpuren im Schnee: Wildtiere (linkes Bild)und Freeri<strong>der</strong> bewegen sich im gleichenLebensraum. Problematisch sindAbfahrten <strong>abseits</strong> <strong>der</strong> Piste namentlich imBereich des Waldes (rechts).mit Verbotscharakter begegnen. Anspeziell eingerichteten Wildbeobachtungspunktenunweit <strong>der</strong> <strong>Pisten</strong> bietetsich die Chance, auch real existierendeGämsen zu erblicken, ohne sie zu stören.Dieses Angebot sei eine sehr wichtigeMotivationsstütze für rücksichtsvollesVerhalten, findet ChristenBaumann. Es ist aber auch dafür gesorgt,dass Freeri<strong>der</strong> trotz Schutzzonenauf ihre Rechnung kommen. Der Freiraumfür Tiefschneeabfahrten wurdeerhöht: Einige Hänge – etwa am Rothorn– werden bewusst nicht mehrgepistet.Die Massnahmen zum Schutz vonWild und Wald sind Bestandteil desGesamtkonzepts «Nachhaltige SkigebieteZermatt», welches 2002 von dreiPlanungs- und Umweltbüros erarbeitetwurde. Das war kurz nach <strong>der</strong> Fusion<strong>der</strong> verschiedenen Bergbahngesellschaftenzur Zermatt Bergbahnen AG.Fortsetzung Seite 12Reproduziert mit Bewilligung von swisstopo (BA046714)Tourenkarten und InternetAufstiegs- und Abfahrtsrouten (nummeriert nach dem einschlägigenSAC-Skitourenführer), Hütten und Gasthäuser sowie – bei neuerenBlättern – auch alle mehr als 30 Grad steilen, potenziell lawinengefährdetenHänge: Auf den einschlägigen Karten 1: 50 000 des SchweizerischenSki-Verbandes steht alles, was man unterwegs auf Tourenskiswissen muss.Eingezeichnet sind auch die Wald- und Wildschutzgebiete. Bis anhinerfolgte <strong>der</strong>en Eintrag aber nicht nach einem einheitlichen Verfahren,und es ist kein Verlass darauf, dass wirklich alle zu meidendenFlächen vermerkt sind. Das wird sich in Zukunft än<strong>der</strong>n: Eine einheitlicheund rechtsverbindliche Regelung ist in Arbeit.Bis sämtliche Karten auf dem neusten Stand sind, wird es abernoch eine Weile dauern. Schon bald verfügbar sind aber vielenützliche Informationen zu schonendem Verhalten bei Wintertourenund an<strong>der</strong>en Natursportaktivitäten auf <strong>der</strong> Internetplattform www.natursportinfo.ch. Die vom BUWAL unterstützte Site soll im Herbst2005 aufgeschaltet werden. Das deutsche Vorbild existiert schon:www.natursportinfo.de.Tourenkarte des Schweizerischen Ski-Verbandes.Wald- und Wildschutzgebiete sind rot gefärbt.UMWELT 1/05 FREIZEIT UND UMWELT 11


LINKUnterwegs aufTourenskis undSchneeschuhenPeter BaumannDer <strong>Pisten</strong>rummel ist nicht je<strong>der</strong>mannsSache: Etwa zehn Prozent <strong>der</strong> Bevölkerunggehen gelegentlich auf Skitouren,knapp neun Prozent unternehmenSchneeschuhwan<strong>der</strong>ungen. Vor allemLetztere dringen zunehmend auch inflachere, bewaldete Gebiete vor, wobisher im Winter noch Ruhe herrschte.Fairplay gegenüber <strong>der</strong> Natur bedeutet,folgende Regeln zu beachten:• Meide Schutzgebiete aller Art.• Benütze beim Aufstieg und beiSchneeschuhwan<strong>der</strong>ungen wennimmer möglich alte Spuren.• Durchquere Waldgebiete aufWegen und vorhandenen Routen.Halte dich nur kurz im Bereich <strong>der</strong>Waldgrenze – dem Lebensraum <strong>der</strong>Birkhühner – auf.• Meide oberhalb <strong>der</strong> WaldgrenzeHänge, die Tieren Deckungsmöglichkeitenbieten: Felsgruppen,Büsche, Sträucher. Falls du Wildtierebemerkst o<strong>der</strong> vermutest, umfahresie in weitem Bogen.• Meide die Dämmerungszeit. Zudiesem Zeitpunkt sind die Tierebeson<strong>der</strong>s störungsempfindlich.Der Faltprospekt «NaturverträglicheWintertouren» des SchweizerischenAlpen-Clubs SAC mit weiteren Tippsund Informationen ist erhältlich beimSAC, Postfach, 3000 Bern 23,Tel. 031 370 18 18, natur@sac-cas.ch,Download: www.sac-cas.ch > Umwelt> Wintertouren > Faltblätter.www.umwelt-schweiz.ch/tourismusNeubeginn mitUmweltkonzeptDer frisch gewählte CEOChristen Baumann erfülltealle Voraussetzungen,um die betriebliche Zäsur auchmit einem umweltpolitischen Neuanfangzu verbinden. Er brachteManagementerfahrung als Ingenieurund Touristiker mit, liebt die Berge,ist naturverbunden und – als gebürtigerBerner Oberlän<strong>der</strong> – ein Auswärtiger.So konnte er ungebunden ansWerk gehen.[]ZERMATT WILL DIE LAND-SCHAFT ENTRÜMPELNEine Stossrichtung des Umweltkonzeptsist die Entrümpelung <strong>der</strong>Landschaft. Fundamente von Mastenausrangierter Bahnen und Lifte, alteBaubaracken, herumliegende Drahtseile,unnötig gewordene Transportstrassen,durch die Bauerei angerichteteLandschäden aller Art sind ineinem Schadeninventar aufgelistet.Die Zeit des stürmischen Ausbaustouristischer Infrastrukturen hat vieleAltlasten hinterlassen. Was nichtmehr zu gebrauchen war, wurde ofteinfach in <strong>der</strong> Landschaft liegen o<strong>der</strong>stehen gelassen, um die Kosten für dieBeseitigung zu sparen. Das Versäumtewird nun sukzessive nachgeholt.2003 erfolgte <strong>der</strong> Abriss <strong>der</strong> alten Rothorn-Bergstation,die jahrelang wieein erratischer Betonblock funktionslosdie Landschaft verunziert hatte.Ökologische Vorgabenfür BauprojekteEine an<strong>der</strong>e Massnahme sind klareVorgaben für Bauprojekte. Durchschnittlicheine Transportanlage mussjedes Jahr ersetzt werden. Inventareökologisch wertvoller Flächen wieTrockenrasen, Moore o<strong>der</strong> Standortebotanischer Raritäten sind für dieLinienführung wegleitend. Die Bauunternehmermüssen die Bodenschutzvorgabenstrikt einhalten, sonstdrohen saftige Bussen.Erstellt wurde die Gondelbahnzum Schwarzsee 2002, als Ersatzfür eine Luftseilbahn. Der Bauwar mit umfangreichen Erdbewegungenverbunden. NackteBöden nach Grabarbeiten wie<strong>der</strong>zu begrünen ist in Höhenlagen um2500 Metern ü. M. eine Wissenschaft.Am Schwarzsee wurden dazu Samenvon Gräsern und Kräutern verwendet,die Spezialisten teils vor Ort gesammelthatten.Die Ansaat erfolgte im Frühling2003. Zwei Sommer danach sind diebetreffenden Flächen zwar immernoch deutlich erkennbar, doch diePflänzchen haben Wurzeln geschlagen,und <strong>der</strong> Farbton gleicht sich allmählichdem Bergmattengrün <strong>der</strong>Umgebung an.Die Kunst des MöglichenDer alpine Wintersport gehört zu denFreizeitaktivitäten mit <strong>der</strong> schlechtestenUmweltbilanz. Seine Infrastrukturenbilden schmerzliche Eingriffe indie Berglandschaft – das ist auch in12UMWELT 1/05 FREIZEIT UND UMWELT


DOSSIER FREIZEIT UND UMWELTZermatt unübersehbar. Natur- undLandschaftsschutz ist die Kunst desMöglichen. Christen Baumann warvor seinem Stellenantritt in Zermattin ähnlicher Funktion und mit gleicherZielsetzung in GrindelwaldBE und danach in Scuol GR tätig.«Wir tun unser Bestes und versuchen,den Standard möglichst hochanzusetzen – im Bestreben, Sorge zurNatur zu tragen und für an<strong>der</strong>e eingutes Beispiel zu sein», ist seinePhilosophie.Dass solche Beispiele Schule machen,will auch <strong>der</strong> SchweizerischeSeilbahnverband. Er ist daran,gemeinsam mit den Aufsichtsbehördeneine Anleitung für eine umweltgerechteBaubegleitung zu entwickeln.«Das Echo in <strong>der</strong> Branchenach einer Präsentation vor überhun<strong>der</strong>t Seilbahnunternehmungenwar äusserst positiv. Die Seilbahnensind sich heute ihrer Verantwortungfür die Umwelt und den Wildschutzbewusst», betont Peter Vollmer,Direktor des Verbandes SeilbahnenSchweiz.INFOSHansjakob <strong>Baumgartner</strong>Rita Wy<strong>der</strong>Sektion Landschaftund Infrastruktur, BUWALTel. 031 322 80 55rita.wy<strong>der</strong>@buwal.admin.chWie auch immer – raufziehen lässt sich je<strong>der</strong> gerne.Touristische Transportanlagen:zurückhaltende KonzessionspolitikIn den 1960er-Jahren wurde Skifahren in <strong>der</strong> Schweiz zum Volkssport. Bis 1980erhöhte sich die Zahl <strong>der</strong> Seilbahnen und Skilifte um mehr als das Dreifache.Danach folgte eine Konsolidierungsphase.Weitaus die meisten neuen Bauprojekte betreffen heute Ersatzanlagen. Dabeiwerden oft auch die Transportkapazitäten erhöht und Beschneiungsanlagengebaut. Für die Bewilligung <strong>der</strong> Seilbahnen ist das Bundesamt für Verkehr BAVzuständig. Das BUWAL prüft die Umweltverträglichkeit <strong>der</strong> Projekte.Wegweisend ist dabei nicht zuletzt das «Landschaftskonzept Schweiz». AlsZiele für die touristische Entwicklung gelten:• Erhalten eines ausgewogenen Verhältnisses von durch touristische Transportanlagenerschlossenen und nicht erschlossenen Räumen,• Vermeiden <strong>der</strong> Erschliessung beson<strong>der</strong>s wertvoller Landschaften,• Beschränkung <strong>der</strong> Erschliessung des Hochgebirges auf wenige Gebiete mitüberdurchschnittlicher Eignung im Bereich grösserer Tourismusorte,• Beschränkung <strong>der</strong> mechanischen Erschliessung neuer Gebiete auf Entwicklungsräumemit überdurchschnittlichen Standortvorteilen.www.umwelt-schweiz.ch > Fachgebiete > Landschaft > LandschaftskonzeptSchweizUMWELT 1/05 FREIZEIT UND UMWELT 13

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