Der Effekt eines Hundes auf gesunde erwachsene Männer während eines Stresstests20Biofeedback gedient haben. Die Testbedingungen waren standardisiert, kleinsteAbweichungen konnten jedoch nicht vermieden werden. Um den Kontakt mit demVersuchsleiter und dadurch entstehende etwaige Beeinflussungen so gering wie möglich zuhalten, ist eine vorwiegend schriftliche Instruktion unter Umständen in Erwägung zu ziehen.Obwohl sich der Versuchsleiter beim Ausfüllen des Stimmungsfragebogens (SAM) durch denProbanden von diesem wegdrehte, ist nicht auszuschließen, dass sich der Teilnehmerbeobachtet fühlte und dadurch in seinem Antwortverhalten beeinflusst wurde. Ebenfalls nichtgänzlich auszuschließen ist, dass die Motivation der Probanden an der Versuchsteilnahmehauptsächlich in der finanziellen Entgeltung begründet lag. So gaben im FragebogenPersönliche Angaben nur drei der neun Probanden der EG den Hund als ihr Lieblingstier an.Ob dies Einfluss auf das Verhalten der Probanden hatte, ist unklar. Auch konnten die Angabeder Teilnehmer zu Nikotinkonsum und körperlicher Aktivität in den letzten 18 Stunden nichtauf ihren Wahrheitsgehalt überprüft werden. Der Ausschluss der zwei Probanden die angaben,Medikamente einzunehmen bzw. Raucher zu sein, führte in der Berechnung der ANOVA zukeinem anderem Ergebnis, weshalb eine potentielle Beeinflussung des Gesamtergebnissesdurch diese zwei Probanden ausgeschlossen werden kann. Des Weiteren erlaubt die geringeStichprobengröße und der Ausschluss von Frauen aus der vorliegenden Untersuchung keineGeneralisierung der Ergebnisse.Das Vorhandensein von geschlechtsspezifischen hormonellen Unterschieden bezüglich derInteraktion mit einem Hund, legt die Untersuchung von Miller, Kennedy, DeVoe, Hickey,Nelson und Kogan (2009) nahe. Die Autoren konnten bei Frauen einen Anstieg desOxytocinspiegels nach Interaktion mit einem Hund beobachten, während bei Männern keinesignifikante Veränderung festgestellt werden konnte. Die genauen Ursachen <strong>für</strong> dieseBeobachtung sind Miller et al. (2009) zufolge unklar.Darüber hinaus gab es in der vorliegenden Untersuchung in Anlehnung an die Studie vonBeetz et al. (2011), Abweichungen zum TSST-Protokoll (Kirschbaum et al., 1993) in derForm, dass nur ein Raum statt zwei Räumen genutzt wurde und dass die Zeit vor Beginn desTSST nicht bei 45min sondern bei 20-30min lag. Abweichend zu dem Ablauf von Beetz et al.(2011) blieb der Versuchsleiter über die gesamte Zeit anwesend. Dass der Versuchsleiter vonden Probanden nicht als soziale Unterstützung wahrgenommen wurde, wurde mittels desInterviews am Ende des Versuchsablaufs sichergestellt.Eine durch den Hund induzierte stress-puffernde Wirkung, gemessen an physiologischenParametern und subjektiver Selbstbeurteilung durch die Probanden, konnte bei der
Der Effekt eines Hundes auf gesunde erwachsene Männer während eines Stresstests21Konfrontation mit einem psychosozialen Stressreiz nicht beobachtet werden. Die Ergebnisseder vorliegenden Untersuchung sind damit in Übereinstimmung mit dem kontroversen Standder Wissenschaft bezüglich Ursache und Richtung von Tier-Mensch-Interaktionen, speziellder Tiergestützten Therapie. Diese Untersuchung bestätigt die Schwierigkeit, wissenschaftlichfundierte und methodisch einwandfreie Untersuchungen durchzuführen um die Richtungpotentieller Effekte von Tieren, insbesondere von Hunden auf Menschen, zu untersuchen,deren Evidenz zu belegen und kausale Mechanismen bestimmen zu können. In Anbetracht desgroßen therapeutischen Potentials das die Mensch-Tier-Interaktion bieten könnte, ist trotz derKomplexität der Thematik weiterführende Forschung von großem Nutzen.