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FITT Forschungsbericht 1/2013 - Freiburger Institut für tiergestützte ...

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Der Effekt eines Hundes auf gesunde erwachsene Männer während eines Stresstests51 EinleitungDie positive Wirkung von Tieren auf Menschen ist schon lange bekannt (Fine & Beck, 2010).1962 beschreibt Levinson erstmals die Wirkung eines Hundes als Co-Therapeuten und setztedamit den Ausgangspunkt intensiver Forschung im Bereich <strong>tiergestützte</strong>r Therapie. Eineallgemeingültige Theorie sucht man in diesem breiten und komplexen Feld jedoch vergebens,was dazu führt, dass die Wirksamkeit <strong>tiergestützte</strong>r Therapie immer noch angezweifelt wird(Wohlfarth, Mutschler & Bitzer, 2012). Kruger und Serpell (2010) nennen verschiedeneTheorien, die <strong>für</strong> die zugrundeliegenden Mechanismen der positiven Effekte von Tierenvorgeschlagen werden (u.a. Biophilie-Theorie, Bindungstheorie, kognitive undsozialkognitive Theorien, soziale Mediation). Keine dieser Theorien ist jedoch empirischüberprüft worden oder hat den Überprüfungen standgehalten (Kruger & Serpell, 2010).1.1 Positive Effekte eines TieresFriedmann, Katcher, Lynch und Thomas stellen 1980 eine wegweisende Studie vor, mit dersie zeigen konnten, dass Patienten mit einem Herzleiden statistisch gesehen länger leben,wenn sie ein Haustier besitzen (Friedmann, Katcher, Lynch & Thomas, 1980; zitiert nachSerpell, 2010, S. 20). Zahlreiche Folgestudien resultierten daraus mit dem Hinweis, dass Tiereeine physiologische Entspannung induzieren können, und dass Haustiere eine Form sozialerUnterstützung darstellen, die eine Stress reduzierende und stress-puffernde Wirkung darstellt(Serpell, 2010). Nach Wells (2007) haben Hunde einen positiven Effekt auf diephysiologische sowie auf die psychologische Gesundheit von Menschen. Physiologischbetrachtet, bieten Hunde einen Schutz vor Krankheiten, erleichtern Heilung und könnenbestimmte Arten von Krankheiten, wie epileptische Anfälle, prognostizieren. Auspsychologischer Sicht können sie potentiell stressreiche Lebensereignisse mildern, Angst,Einsamkeit und Depression verringern, sowie Gefühle von Selbstvertrauen, Autonomie undKompetenz stärken. Indirekt verbessern sie das Wohlbefinden, da sie die soziale Interaktionerleichtern (Wells, 2007).Diese positiven Effekte beschränken sich nicht nur auf die langfristige Interaktion mit einemHaustier, sondern lassen sich auch bei kurzer Interaktion, beispielsweise mit einemTherapiebegleithund, finden (Morgan, 2008). Nimer und Lundahl (2007) fanden in ihrerMetaanalyse von 49 Studien zur <strong>tiergestützte</strong>n Therapie, insgesamt moderate Effekte<strong>tiergestützte</strong>r Therapie auf die vier Bereiche: Autismus-Spektrum Symptome, medizinischeProbleme, Verhaltensauffälligkeiten, emotionales Wohlbefinden. Prothmann (2012) konnte


Der Effekt eines Hundes auf gesunde erwachsene Männer während eines Stresstests7(2000) und Odendaal und Meintjes (2003) hat sich bei Hundebesitzern, und ihren Hundenselbst, der Oxytozinspiegel fast verdoppelt und der Cortisolspiegel verringert, während sie mitihrem Hund geredet und ihn gestreichelt haben. Auch Beetz, Kotrschal, Turner, Hediger,Uvnäs-Moberg und Julius (2011) fanden einen geringeren Cortisolspiegel bei unsichergebundenen Kindern, die einen Stresstest absolvierten, bei Anwesenheit eines Hundes imVergleich zu den Bedingungen soziale Unterstützung durch eine freundliche Person oderStreicheln eines Stofftieres. Zahlreiche weitere Studien belegen die stressreduzierendeWirkung von Tieren bei unterschiedlichen Probandengruppen, die sich unter anderem an demCortisolspiegel zeigt (Friedmann, Son & Tsai, 2010).Virues-Ortega und Buela-Casal (2006) schlagen drei mögliche zugrundeliegendeWirkmechanismen vor. Die taktile Interaktion mit einem Haustier wirkt auf daskardiovaskuläre System und resultiert in einer spontanen Entspannungsreaktion. Es gibt einenpuffernden Effekt auf das kardiovaskuläre System durch die emotionale Unterstützung durchdas Haustier. Als dritte Möglichkeit ist die Entspannung Ergebnis klassischerKonditionierung. Mit dem Haustier wird eine ruhige und friedvolle Atmosphäre verbundenund wird durch dessen Anwesenheit ausgelöst.1.4 ZielsetzungAbsicht der vorliegenden Studie ist die Replikation der Studie von Beetz et. al (2011). ImGegensatz zu Beetz et. al (2011) sollen jedoch nicht drei Testbedingungen mit Kinderndurchgeführt werden, sondern zwei Bedingungen mit erwachsenen Versuchspersonen.Hinsichtlich der Integration eines Therapiebegleithundes in die Konzeption desstandardisierten Stresstestes TSST <strong>für</strong> Erwachsene besitzt die Studie einen explorativenCharakter und fungiert darüber hinaus als vorbereitende Studie <strong>für</strong> ein nachfolgendesForschungsprojekt. Ziel der Studie ist es die Wirkung eines Therapiebegleithundes auf dieStressreaktion von gesunden männlichen Erwachsenen zu untersuchen. Dabei wird vonfolgender Hypothese ausgegangen: Probanden zeigen eine geringere physiologischeStressreaktion und empfinden subjektiv weniger Stress während eines Belastungstests wennein Therapiebegleithund anwesend ist im Vergleich zu Personen in einer Kontrollbedingungohne Hund.


Der Effekt eines Hundes auf gesunde erwachsene Männer während eines Stresstests82 Methode2.1 StichprobeTeilnehmer wurden im psychologischen <strong>Institut</strong> der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg undüber die Jobvermittlung des Studentenwerks Freiburg Schwarzwald rekrutiert. Da esgeschlechtsspezifische Unterschiede in der Stressantwort gibt (Kirschbaum, Wüst,Hellhammer, 1992) wurden ausschließlich Männer aufgenommen. Um weitere Einflüsse aufdie Stressreaktivität so gering wie möglich zu halten, waren weitere Einschlusskriterien, dassdie Probanden Hunde mögen und Nichtraucher sind. Die Probanden gaben ihre schriftlicheEinwilligung zur Teilnahme, nachdem sie schriftlich und mündlich umfassend über dasForschungsvorhaben informiert wurden. Die Vergütung der Probanden betrug 20 Euro,Psychologiestudenten der Universität Freiburg erhielten zusätzlich 1,5Versuchspersonenstunden.2.2 Intervenierende VariablenMit dem eingangs vorgelegten Fragebogen zu persönlichen Angaben der Probanden, wurdensoziodemographische Daten und Informationen über potenzielle Variablen erfragt, welche diephysiologische Stressreaktion beeinflussen könnten. Angelehnt an Kirschbaum, Pirke undHellhammer (1993) werden, hinsichtlich möglicher Einflüsse auf die Cortisolausschüttung,nach akuten/chronischen Erkrankungen, Medikamenten und Nikotinkonsum, gefragt. InBerücksichtigung von Beetz et al. (2011) wird in diesem Zusammenhang auch derKoffeinkonsum der letzten 18 Stunden und sportliche Aktivitäten der letzten 48 Stundenerhoben. In weiteren Fragen sollte sichergestellt werden, dass die Teilnehmer Tierenzugewandt sind. Eine Kontraindikation durch die Anwesenheit des Hundes wäre andernfallszu erwarten gewesen.2.3 Persönlichkeitsfragebogen NEO-FFI und Bindungsfragebogen RSQPersönlichkeitsfaktoren und Bindungsverhalten wurden erfasst, um deren Einfluss auf diephysiologische und subjektive Stressreaktion der Probanden in den verschiedenenVersuchsbedingungen festzustellen. Beide besitzen einen konfundierenden Einfluss auf dieInteraktion zwischen Mensch und Tier (Blender, 2009; Beetz et. al, 2011). Die exakteWirkrichtung ist jedoch unbekannt. Dokumentiert ist auf der Persönlichkeitsseite ein Einflussvon Neurotizismus (Blender, 2009). Mit Blick auf die Bindungsmuster profitierenbeispielsweise unsicher gebundene Kinder von der Interaktion mit einem Hund (Beetz et. al,


Der Effekt eines Hundes auf gesunde erwachsene Männer während eines Stresstests92011), <strong>für</strong> ältere Menschen mit einem ängstlich vermeidenden Bindungsstil dagegen ist eineInteraktion mit einem Hund gar abträglich (Colby u. Sherman, 2002).Das NEO-Fünf-Faktoren-Inventar (NEO-FFI) nach Borkenau und Ostendorf (1993) ist einmultidimensionales Persönlichkeitsinventar mit 60 Items. Es werden die fünf DimensionenExtraversion, Neurotizismus, Offenheit gegenüber neuen Erfahrungen, Verträglichkeit undGewissenhaftigkeit erfasst. Der Relationship Scales Questionaire (RSQ) nach Griffin undBartholomew (1994) ist ebenfalls ein Selbstbeurteilungsverfahren mit 30 Items zur Erfassungdes Bindungsstils, beziehungsweise zentraler bindungsrelevanter Einstellungs- undVerhaltensstrategien. Es werden die vier Skalen Angst vor Trennung, Angst vor Nähe,fehlendes Vertrauen und Wunsch nach Unabhängigkeit erfasst. Zu exploratorischen Zweckenlassen sich diese vier Dimensionen dem in der Bindungsforschung anerkanntenvierkategorialen Modell (sicherer, ängstlich-vermeidender, anklammernder und abweisenderBindungsstil) nach Bartholomew und Horowitz (1991) zuordnen (Steffanowski et. al, 2001).2.4 StressinduktionDer Trier Social Stress Test (TSST) ist ein Verfahren zur Induktion von moderatempsychologischen Stress im Rahmen psychobiologischer Forschung unter standardisiertenLaborbedingungen. Es wird angenommen, dass Verfahren, wie der TSST, welche dieKomponenten Unkontrollierbarkeit und soziale Bewertung kombinieren, eine hoheStressreaktion in der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrindenachse (HHNA) auslösen.So löst der TSST signifikante Stressantworten in den Biomarkern ACTH, Cortisol, GH,Prolaktin und Herzrate bei 70-80% der Probanden aus (Kirschbaum et al., 1993).Der TSST wurde in einem Bürocontainer, gestellt von dem <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Tiergestützte TherapieFreiburg, durchgeführt. Im Vergleich zu den Bedingungen des TSST, wie er von Kirschbaumet al. (1993) beschrieben wurde, wurde der Test nur in einem Raum, statt in zwei Räumendurchgeführt. Hierbei fungierten verschiedene Bereiche des Raumes <strong>für</strong> unterschiedlicheAufgaben. Nach dem Ankommen, hatten die Probanden ca. 20 Minuten Zeit zur Ruhe zukommen. Mit der eingeplanten Ruhephase sollte einer Aktivierung der HHNAentgegengewirkt werden. Im Anschluss an diese Phase hatten die Probanden derExperimentalgruppe 10 Minuten Zeit auf freiwilliger Basis mit einem Hund zu interagieren.Probanden aus der Kontrollbedingung konnten in dieser Zeit leise lesen. Am Ende dieserPhase erhielten die Versuchspersonen eine kurze Instruktion der bevorstehendenpsychosozialen Stresstestung. Nach einer dreiminütigen Vorbereitungsdauer wurden dieProbanden aufgefordert eine fünfminütige freie Rede vor einem zweiköpfigen Komitee zu


Der Effekt eines Hundes auf gesunde erwachsene Männer während eines Stresstests10halten. Inhaltlich wurde an dieser Stelle ein Bewerbungsgespräch auf den, von seitens desProbanden gewählten, Traumberuf simuliert. Folgend wurde die Versuchsperson angewiesen,<strong>für</strong> weitere fünf Minuten eine Kopfrechenaufgabe durchzuführen. Sie sollten von 2023 in17er-Schritten zurückzählen, bei Fehlern musste erneut bei der Zahl 2023 begonnen werden.Das Komitee wurde der Testperson als in Verhaltensbeobachtung geschulte Expertenvorgestellt. Während der Testung nahmen sie eine distanzierte und neutrale Haltung ein. ZurVerstärkung der Bewertungswahrnehmung wurde die Prozedur auf Video aufgenommen unddie Probanden erhielten ein Mikrophon, scheinbar zur Stimm- und Verhaltensanalyse. ImAnschluss an den psychosozialen Stresstest folgte eine 30-minütige Interaktionsphase miteinem Hund oder die Lesephase in der Kontrollbedingung (siehe Tabelle1).Tabelle 1. Prozeduren während des Trier Social Stress Test (TSST)AufgabeAnkommen, Ruhephase: Instruktion, Anlegen der Messgeräte, Bearbeitung derFragebögen, (EG: Begrüßung des Therapiehundes)Salivette 1=t1SAMEG: Freiwillige Interaktion mit dem HundKG: Leises Lesen in einer ZeitschriftSalivette 2=t2SAMTSST – InstruktionVorbereitungszeitTSSTSalivette 3=t3SAMRuhephase 1:Salivette 4=t4SAMRuhephase 2:Salivette 5=t5SAMVerabschiedungSalivette: Entnahme der SpeichelprobeSAM: Self Assessment Manikin;EG: Interventionsgruppe;KG: KontrollgruppeEG: Freiwillige Interaktion mit dem HundKG: Leises Lesen in einer ZeitschriftEG: Freiwillige Interaktion mit dem HundKG: Leises Lesen in einer ZeitschriftDauer20 min2 min2 min10 min2 min2 min3 min3 min10 min2 min2 min15 min2 min2 min15 min2 min2 minTestbedingungenDie Experimentalbedingung, die freiwillige Interaktion mit einem Therapiebegleithund alssoziale Unterstützung, wurde in dem Sinne angeleitet, dass die Probanden, den Hund beiBedarf streicheln oder mit Leckerlis füttern konnten. Das Spielen oder Laufen mit dem Hund


Der Effekt eines Hundes auf gesunde erwachsene Männer während eines Stresstests11wurde unterbunden, um eine Aktivierung der HHNA und das Erhöhen der Herzrate durch diekörperliche Betätigung zu vermeiden. Hinsichtlich der Kontrollbedingung, wurde das leiseLesen gewählt, um den Effekt der sozialen Unterstützung durch einen Hund im Vergleich zueiner Bedingung ohne soziale Unterstützung, messen zu können. In der Literatur sind hierzubisher konträre Ergebnisse zu finden und es werden weitere Vergleichsstudien gefordert(Baun, Bergstrom, Lanston & Thoma, 1983; Kruger & Serpell, 2010).Die Probanden wurden randomisiert den beiden Untersuchungsbedingungen zugeteilt. NeunPersonen wurden der Experimentalgruppe zugeordnet und neun Personen der Kontrollgruppe.2.5 Abhängige VariablenMit den folgenden Instrumenten wurden die Stressreaktivität und die Interaktion derProbanden mit dem Hund gemessen.Self-Assessment Manikin (SAM)Der Self-Assessment Manikin ist ein sprachfreies Verfahren zur direkten Messung deremotionalen Reaktion auf eine Situation (Bradley & Lang, 1994). In bildhaften Skalenwerden die drei Dimensionen Freude (pleasure), Aufregung (arousal) und Kontrolle(dominance) erfasst. Die Dimensionen werden durch jeweils fünf verschiedene Figurenabgebildet, welche die Extremen, beispielsweise von unglücklich bis glücklich bei derDimension Freude, umfassen (Bradley & Lang, 1994). Dieses Beurteilungsverfahrenermöglicht eine einfache, unmittelbare Erfassung von Stimmungszuständen und Auswertungdieser (Bradley & Lang, 1994). Die Probanden kreuzen die Figur auf der fünfstufigen Skalaan, welches am besten ihre aktuelle Stimmung widerspiegelt. Der SAM wurde von denProbanden zu fünf Messzeitpunkten bearbeitet (siehe Tabelle 1).SpeichelcortisolDie psychophysiologische Stressreaktion auf den TSST wurde mit Hilfe von Cortisol imSpeichel zu fünf Messzeitpunkten erfasst (siehe Tabelle1). Die Speichelproben wurden mitstandardisierten Salivetten (Marke Sarstedt) genommen. Die Watterolle der Salivette wurdeaus dem Aufbewahrungsbehältnis entnommen, von den Probanden eine Minute im Mundgehalten bzw. gekaut, so dass die Watterolle mit Speichel durchtränkt war und anschließendwieder in das Verschlussbehältnis zurückgegeben. Die Speichelprobe wurde nach Abschlussder Untersuchung kühl gelagert, am gleichen Tag zentrifugiert und bei -20 Grad Celsius, biszur Analyse im Labor, eingefroren. Die quantitative Analyse wurde mit Hilfe des


Der Effekt eines Hundes auf gesunde erwachsene Männer während eines Stresstests132.7 DatenanalyseUm Interventionseffekte auf physiologischen und emotionalen Variablen zu testen, wurdenKovarianzanalysen berechnet, da sich bei den meisten Variablen signifikanteAusgangswertunterschiede zeigten (Kaluza & Schulze, 2000). Zusätzlich wurde als Kovariateder Bindungsstil aufgenommen, berechnet aus den drei Skalen Angst vor Trennung, Angstvor Nähe und fehlendes Vertrauen des RSQ. Diese können als Indikator <strong>für</strong>Bindungssicherheit interpretiert werden (Steffanowski, Opple, Meyerberg, Schmidt,Wittmann & Nübling, 2001). Als Schätzer der Effektstärke wurde das partielle eta2herangezogen. Die Beurteilung der Größe der Effektstärken erfolgte nach der Einteilung vonCohen (1988): η² = .10: kleiner Effekt, η² = .24: mittelgroßer Effekt, η² = .37: großer Effekt.Analysen, in welchen lediglich die Interventionsgruppe einbezogen wurde, wurdennonparametrisch ausgewertet. Alle Analysen wurden mit SPSS 15.0 durchgeführt. Da es sichum eine erste explorative Studie handelt, wurde auf eine Adjustierung des globalen α-Niveausverzichtet. Signifikante Effekte werden bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 5 %angenommen.3 Ergebnisse3.1 StichprobencharakteristikaGetestet wurden 18 Personen, die alle in die Auswertung eingingen. Das Alter variierte von19 bis 50 Jahren (M = 27,28 Jahre, SD = 8,55). Die Probanden wurden randomisiert denbeiden Untersuchungsbedingungen zugeteilt. Zwischen den beiden Untersuchungsgruppenbestand kein signifikanter Altersunterschied. Drei der Probanden waren berufstätig und 15Studenten. Die beiden Gruppen unterschieden sich nicht signifikant in ihrem beruflichenStatus. Hinsichtlich der Persönlichkeitsstrukturen, basierend auf dem NEO-FFI, ergaben sichkeine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen. Von den 18 Testpersonen zeigtenneun Probanden einen sicheren Bindungsstil, sechs einen anklammernden und drei einenabweisenden Bindungsstil. Keiner der Probanden wies einen ängstlich-vermeidendenBindungsstil auf. Zwischen den Gruppen gab es hinsichtlich des Bindungsverhaltens keinesignifikanten Unterschiede. Ein Proband der Experimentalgruppe gab an Raucher zu sein.Eine weitere Testperson der Experimentalbedingung nannte die Einnahme von Medikamentenaufgrund eines Schulterleidens. Die Berechnung einer ANOVA unter Ausschluss derProbanden ergab keinen signifikanten Unterschied in den Ergebnissen.


MittelwertDer Effekt eines Hundes auf gesunde erwachsene Männer während eines Stresstests143.2 Subjektive emotionale ReaktionenHinsichtlich Freude gaben die Probanden in der Hundebedingung zum vierten Messzeitpunktsignifikant mehr Freude an (F(1,14) = 8.492, p = .011, η² = .38). Auf der DimensionAufregung beschrieben sich die Probanden der Experimentalgruppe zu den Messzeitpunktenvier (F(1,14) = 15.789, p = .001, η² = .53) und fünf (F(1,14) = 18.579, p = .001, η² = .57) alssignifikant aufgeregter als die Probanden der Kontrollgruppe. Bezüglich der DimensionKontrolle gaben die Testpersonen keine signifikanten Unterschiede an. (Siehe Abbildungen 1und 2).1,0 Ärger2,0 keine Freude3,0 Neutral4,0 Leichte Freude5,0 Freude5,0Gruppe121 ohne Hund2 mit Hund4,03,02,01,00,0SAM11SAM21SAM31SAM41SAM51Fehlerbalken: +/- 1 SDAbbildung 1. SAM Freude vor und nach dem TSST in den beiden Testbedingungen zum 1. Messzeitpunkt(SAM11) bis zum 5. Messzeitpunkt (SAM51).


MittelwertMittelwertDer Effekt eines Hundes auf gesunde erwachsene Männer während eines Stresstests151,0 ruhig2,0 kaum Aufregung3,0 leichte Aufregung4,0 Aufregung5,0 starke Aufregung5,04,0Gruppe121 ohne Hund2 mit Hund3,02,01,00,0SAM12SAM22SAM32SAM42SAM52Fehlerbalken: +/- 1 SDAbbildung 2. SAM Aufregung vor und nach dem TSST in den beiden Testbedingungen zum 1. Messzeitpunkt3.3 Herzrate(SAM12) bis zum 5. Messzeitpunkt (SAM52).Die mittlere Herzrate zeigte zwischen den beiden Untersuchungsbedingungen zu denMesszeitpunkten 3,4 und 5 keine signifikanten Unterschiede. Lediglich zum zweitenMesszeitpunkt wurde in der Experimentalgruppe eine signifikant höhere Herzrate gemessenals in der Kontrollbedingung (F(1,14) = 10.262, p = .006, η² = .42). (Siehe Abbildung 3)Schläge/Minute120,00Gruppe121 ohne Hund2 mit Hund100,0080,0060,0040,0020,000,00HR1HR2HR3HR4HR5Fehlerbalken: +/- 1 SDAbbildung 3. Herzraten vor und nach dem TSST in den beiden Testbedingungen zum 1. Messzeitpunkt (HR1)bis zum 5. Messzeitpunkt (HR5) .


Der Effekt eines Hundes auf gesunde erwachsene Männer während eines Stresstests163.4 CortisolDie Probanden der beiden Bedingungen zeigten zu keinem Messzeitpunkt signifikanteUnterschiede hinsichtlich des Cortisolspiegels <strong>für</strong> ein Signifikanzniveau α < .05. (SieheTabelle 2)Tabelle 2. Unterschiede in dem Cortisolspiegel zu den Messzeitpunkten t2, t3, t4 und t5t2 t3 t4 t5F p F p F p F p0.147 .71 0.000 .99 0.064 .80 0.024 .883.5 Köperkontakt und StressreaktionDie Dauer der Interaktion mit dem Hund in der Experimentalgruppe wurde korreliert mit denHerzfrequenz- und den Cortisolwerten jeweils zu den einzelnen Messzeitpunkten, sowie mitden subjektiven Werten aus dem Self-Assessment-Manikin. Es ergaben sich keinesignifikanten Zusammenhänge <strong>für</strong> ein Signifikanzniveau α < .05.3.6 Persönlichkeitsmerkmal und StressreaktionEs wurde ein korrelativer Zusammenhang zwischen den PersönlichkeitsmerkmalenNeurotizismus, Extraversion, Offenheit <strong>für</strong> Erfahrungen, Gewissenhaftigkeit undVerträglichkeit und den physiologischen, sowie den subjektiven Stressindikatoren untersucht.Es ergab sich ein signifikanter negativer Zusammenhang zwischen Neurotizismus und derHöhe der Herzrate zum fünften Messzeitpunkt (r = -.49, p = .04). Die Werte auf derDimension Freude aus dem SAM zum zweiten Messzeitpunkt korrelierten signifikant negativmit Neurotizismus (r = -.52, p = .03). Alle weiteren Korrelationen ergaben keine signifikantenErgebnisse.Die Durchführung einer ANOVA mit Neurotizismus als Kovariate führte zu keinensignifikanten Unterschieden zwischen den Gruppen bezüglich physiologischer undsubjektiver Stressreaktion <strong>für</strong> ein Signifikanzniveau α < .05.


Der Effekt eines Hundes auf gesunde erwachsene Männer während eines Stresstests174 DiskussionDie Annahme, dass die Interaktion mit einem Hund die physiologische Stressreaktion und diesubjektive Stresswahrnehmung vor, während und nach der Konfrontation mit einempsychosozialen Stressreiz vermindert, konnte mit der vorliegenden Untersuchung nichtbestätigt werden. Die Probanden in der EG wiesen höhere Werte bezüglich Herzrate(Ausnahme dritter Messzeitpunkt) und Cortisolspiegel (zu allen Messzeitpunkten) undbezüglich den Ausprägungen auf den Dimensionen Aufregung (zu allen Messzeitpunkten)und Freude (zum zweiten, vierten und fünften Messzeitpunkt) auf. Zudem gaben sie zu jedemMesszeitpunkt an, weniger Kontrolle zu empfinden als die Teilnehmer derKontrollbedingung. Signifikant unterschieden sich jedoch nur die höhere Herzrate in der EGzum zweiten Messzeitpunkt, die höheren Werte der EG in der Dimension Aufregung zumvierten und fünften Messzeitpunkt sowie die höheren Werte der EG bei der Dimension Freudezum vierten Messzeitpunkt. Damit gehen die signifikanten Unterschiede zwischen den beidenGruppen nicht in die erwartete Richtung, mit Ausnahme der Dimension Freude. Diesubjektiven Angaben der Teilnehmer decken sich mit den Ergebnissen der physiologischenStressparameter. Des Weiteren korrelierte Neurotizismus signifikant negativ mit der Herzratezum fünften Messzeitpunkt. Die Gründe hier<strong>für</strong> sind nicht bekannt. Die signifikante negativeKorrelation von Neurotizismus mit der Dimension Freude zum zweiten Messzeitpunkt decktsich mit der Annahme, dass hohe Neurotizismus-Werte mit häufiger berichteten negativenGefühlszuständen einhergehen (Borkenau & Ostendorf, 1993).Die Einführung des Hundes in den Versuchsablauf der EG unmittelbar nach Beginn derHerzfrequenzmessung machte es nicht möglich, einen potentiellen Effekt des Hundes zubelegen und erlaubt darüber hinaus keinen validen Vergleich zwischen den beiden Gruppen.Es kann somit keine Aussage darüber getroffen werden, ob EG und KG sich schon vorEinsatz des Hundes bezüglich der physiologischen Parameter unterschieden. MöglicheErklärungen <strong>für</strong> die vorliegenden Ergebnisse können daher nur unter Vorbehalt beurteiltwerden.Die höheren Cortisol- und Herzfrequenzwerte in der Experimentalbedingung können nicht aufUnterschiede im NEO-FFI zurückgeführt werden, da sich die Gruppen hierin nicht signifikantvoneinander unterschieden. Die Ergebnisse der vorliegenden Studie können ebenfalls nicht insignifikanten Gruppenunterschieden bezüglich der Bindungsstile begründet liegen. Darüberhinaus wies kein Proband der EG den Bindungsstil ängstlich-vermeidend auf, der nach den


Der Effekt eines Hundes auf gesunde erwachsene Männer während eines Stresstests18Angaben von Colby und Sherman (2002) <strong>für</strong> den erwünschten stressreduzierenden Effekt einekonträre Wirkung entfalten kann.Erhöhte Werte der physiologischen und subjektiven Stressindikatoren in der EG könnten aufeine erhöhte Erregung durch die Anwesenheit des Hundes zurückgeführt werden. Dies ist inÜbereinstimmung mit der Untersuchung von Beetz et al. (2011), bei der die Kinder zumersten Messzeitpunkt ebenfalls erhöhte Cortisolwerte aufwiesen. Beetz et al. (2011) führen alsBegründung <strong>für</strong> diese Beobachtung die potentiell größere Aufregung der Kinder durch dieAnwesenheit des Hundes an.Die Tatsache, dass keine signifikante Korrelation zwischen der Dauer des Körperkontaktes(Streicheln) mit dem Hund und des Cortisolspiegels gefunden wurde, könnte durch eine zugeringe Interaktionsdauer begründet sein. Auch wenn es keine signifikanten Unterschiede inder Dauer des Körperkontaktes gab, lassen sich schwer messbare Unterschiede, begründetdurch die verschiedenen Therapiebegleithunde, nicht ausschließen. So ist zu vermuten, dasssowohl Optik (Größe, Länge des Fells, Fellfarbe) als auch Charakter und Temperament desHundes konfundierende Variablen darstellen. Möglicherweise überträgt ein aufgeregter Hunddiese Stimmung auf die Probanden. Untersuchungen von Topál, Miklósi, Csányi und Dóka(1998) zufolge, verfügen Hunde ebenfalls über unterschiedliche Bindungsmuster, die zuvariierenden Verhaltensweisen gegenüber Menschen beitragen. Die Bindungsstile dereingesetzten Therapiebegleithunde wurden nicht erhoben, weswegen eine potentielleBeeinflussung mit unbekannter Wirkungsrichtung nicht ausgeschlossen werden kann.Zukünftige Forschung sollte diesen Sachverhalt berücksichtigen.Ebenfalls muss die Tatsache berücksichtigt werden, dass die Hunde den Teilnehmern fremdund daher unvertraut waren. Möglicherweise führt ein eigener Hund oder zumindest einbekannter und vertrauter Hund eher zu dem vermuteten stressreduzierenden Effekt. Baun etal. (1984) konnten zeigen, dass das Streicheln eines bekannten Hundes einen ebensoblutdrucksenkenden Effekt hatte wie leises Lesen. Ob Studienteilnehmer Tierbesitzer sindoder nicht scheint ebenfalls Einfluss auf den Grad der Stressminderung auszuüben. So fälltdie physiologische Reaktion auf einen geringen Stressreiz bei Hundebesitzern in Anwesenheitihres eigenen Hundes geringer aus als bei Nicht-Hundebesitzern in Anwesenheit eines Hundes(Kingwell, Lomdahl & Anderson, 2001; Pickering & Gerin, 2001). Auch dieser Aspekt mussin zukünftiger Forschung berücksichtigt werden.Leises Lesen in der KG führte eventuell zu einer geringeren Aktivierung der HHNA unddamit zu niedrigeren Werten bezüglich der Herzfrequenz. Dies ist in Übereinstimmung mit


Der Effekt eines Hundes auf gesunde erwachsene Männer während eines Stresstests19Befunden von Wilson (1991). Deren Ergebnisse zeigten, dass die Interaktion mit einem Tierstressvoller sein kann als leises Lesen. Auch DeMello (1999) fand heraus, dass die Reduktiondes Blutdrucks größer ist wenn man einen Hund beobachtet, als wenn man ihn streichelt. Umpotentielle Effekte des Hundes belegen zu können, ist daher die Bildung einerNullkontrollgruppe ratsam.Des Weiteren könnte die erhöhte physiologische und subjektive Erregung der Probanden inder EG das Resultat einer Verunsicherung seitens des Probanden darstellen. Durch dieInstruktion wurden die Teilnehmer zwar aufgefordert den Hund zu streicheln, größereAktivitäten (spielen, herumspringen) jedoch zu vermeiden. Bot der Hund dieses Verhaltennicht an, beispielsweise indem er sich dem Körperkontakt entzog und weglief, ist eineKonfliktsituation <strong>für</strong> die Probanden mit einhergehender Erregung nicht auszuschließen.Aus den Ergebnissen des halbstrukturierten Interviews am Ende des Versuchsablaufs, mitdem Verbesserungsmöglichkeiten <strong>für</strong> die Folgestudie erfasst werden sollten, wurdeersichtlich, dass zwei der neun Probanden der EG vor der Instruktion des TSST eineStresssituation im Sinne einer Konfrontation mit dem Hund erwartet hatten. Auch dies ist einepotentielle Erklärung <strong>für</strong> das höhere Erregungsniveau der Teilnehmer der EG und damit <strong>für</strong>das unerwartete Ergebnis der vorliegenden Untersuchung.Auch die Tatsache, dass mit der Hundeführerin eine weitere Person im Raum anwesend war,stellt eine etwaige Beeinflussung des Erregungsniveaus der Probanden in der EG dar. Obwohldie Probanden während der Interaktionsphasen mit dem Hund nicht von Versuchsleiter undHundeführerin beobachtet wurden (die genannten Personen lasen Zeitung), ist nicht völligauszuschließen, dass die Teilnehmer sich dennoch beobachtet fühlten und damit in ihremVerhalten beeinflusst wurden. Es kann keine Aussage getroffen werden, ob es dadurch zueinem Anstieg der Stresswahrnehmung und Stressreaktion der Teilnehmer kam. Darüberhinaus ist nicht gänzlich auszuschließen, dass trotz der Bemühungen von Versuchsleiter undKomitee um ein neutrales Verhalten der Hund ebenfalls eine beeinflussende Wirkung inunbekannte Richtung auf die Stimmung und das Verhalten der durchführenden Personenausübte.Als weitere limitierende Faktoren <strong>für</strong> die vorliegende Untersuchung müssen folgende Punktegenannt werden: da die Versuchsreihe aus organisatorischen Gründen mit der KG begann,liegt sowohl ein zeitlicher Bias als auch ein Selektions-Bias bezüglich der Probanden vor. DesWeiteren könnte die Anzeige des Herzpulses am Handgelenk der Teilnehmer jenenProbanden, die Erfahrung beim Messen der Herzfrequenz aufweisen (Sportler), als mögliches


Der Effekt eines Hundes auf gesunde erwachsene Männer während eines Stresstests20Biofeedback gedient haben. Die Testbedingungen waren standardisiert, kleinsteAbweichungen konnten jedoch nicht vermieden werden. Um den Kontakt mit demVersuchsleiter und dadurch entstehende etwaige Beeinflussungen so gering wie möglich zuhalten, ist eine vorwiegend schriftliche Instruktion unter Umständen in Erwägung zu ziehen.Obwohl sich der Versuchsleiter beim Ausfüllen des Stimmungsfragebogens (SAM) durch denProbanden von diesem wegdrehte, ist nicht auszuschließen, dass sich der Teilnehmerbeobachtet fühlte und dadurch in seinem Antwortverhalten beeinflusst wurde. Ebenfalls nichtgänzlich auszuschließen ist, dass die Motivation der Probanden an der Versuchsteilnahmehauptsächlich in der finanziellen Entgeltung begründet lag. So gaben im FragebogenPersönliche Angaben nur drei der neun Probanden der EG den Hund als ihr Lieblingstier an.Ob dies Einfluss auf das Verhalten der Probanden hatte, ist unklar. Auch konnten die Angabeder Teilnehmer zu Nikotinkonsum und körperlicher Aktivität in den letzten 18 Stunden nichtauf ihren Wahrheitsgehalt überprüft werden. Der Ausschluss der zwei Probanden die angaben,Medikamente einzunehmen bzw. Raucher zu sein, führte in der Berechnung der ANOVA zukeinem anderem Ergebnis, weshalb eine potentielle Beeinflussung des Gesamtergebnissesdurch diese zwei Probanden ausgeschlossen werden kann. Des Weiteren erlaubt die geringeStichprobengröße und der Ausschluss von Frauen aus der vorliegenden Untersuchung keineGeneralisierung der Ergebnisse.Das Vorhandensein von geschlechtsspezifischen hormonellen Unterschieden bezüglich derInteraktion mit einem Hund, legt die Untersuchung von Miller, Kennedy, DeVoe, Hickey,Nelson und Kogan (2009) nahe. Die Autoren konnten bei Frauen einen Anstieg desOxytocinspiegels nach Interaktion mit einem Hund beobachten, während bei Männern keinesignifikante Veränderung festgestellt werden konnte. Die genauen Ursachen <strong>für</strong> dieseBeobachtung sind Miller et al. (2009) zufolge unklar.Darüber hinaus gab es in der vorliegenden Untersuchung in Anlehnung an die Studie vonBeetz et al. (2011), Abweichungen zum TSST-Protokoll (Kirschbaum et al., 1993) in derForm, dass nur ein Raum statt zwei Räumen genutzt wurde und dass die Zeit vor Beginn desTSST nicht bei 45min sondern bei 20-30min lag. Abweichend zu dem Ablauf von Beetz et al.(2011) blieb der Versuchsleiter über die gesamte Zeit anwesend. Dass der Versuchsleiter vonden Probanden nicht als soziale Unterstützung wahrgenommen wurde, wurde mittels desInterviews am Ende des Versuchsablaufs sichergestellt.Eine durch den Hund induzierte stress-puffernde Wirkung, gemessen an physiologischenParametern und subjektiver Selbstbeurteilung durch die Probanden, konnte bei der


Der Effekt eines Hundes auf gesunde erwachsene Männer während eines Stresstests21Konfrontation mit einem psychosozialen Stressreiz nicht beobachtet werden. Die Ergebnisseder vorliegenden Untersuchung sind damit in Übereinstimmung mit dem kontroversen Standder Wissenschaft bezüglich Ursache und Richtung von Tier-Mensch-Interaktionen, speziellder Tiergestützten Therapie. Diese Untersuchung bestätigt die Schwierigkeit, wissenschaftlichfundierte und methodisch einwandfreie Untersuchungen durchzuführen um die Richtungpotentieller Effekte von Tieren, insbesondere von Hunden auf Menschen, zu untersuchen,deren Evidenz zu belegen und kausale Mechanismen bestimmen zu können. In Anbetracht desgroßen therapeutischen Potentials das die Mensch-Tier-Interaktion bieten könnte, ist trotz derKomplexität der Thematik weiterführende Forschung von großem Nutzen.


Der Effekt eines Hundes auf gesunde erwachsene Männer während eines Stresstests225 LiteraturverzeichnisAllen, K., Blascovich, J., Tomaka, J. & Kelsey, R. M. (1991). Presence of human friends andpet dogs as moderators of autonomic responses to stress in women. Journal ofPersonality and Social Psychology, 61, 582-589.Allen, K., Blascovich, J. & Mendes, W. B. (2002). Cardiovascular reactivity and the presenceof pets, friends, and spouses: The truth about cats and dogs. Psychosomatic Medicine,64, 727-739.Barker, R. T., Knisely, J. S., Barker, S. B., Cobb, R. K. & Schubert, C. M. (2012).Preliminary investigation of employee´s dog presence on stress and organizationalperceptions. International Journal of Workplace Health Management, 5, 15-30.Baun, M., Bergstrom, N., Langston, N., F. & Thoma, L. (1984). Physiological effects ofhuman/companion animal bonding. Nursing Research, 50, 126–129.Beetz, A. Kotraschal, K., Turner, D., Hediger, K., Uvnäs-Moberg, K., & Julius, H. (2011).The effect of a real dog, toy dog and friendly person on insecurely attached childrenduring a stressful task: An exploratory study. Anthrozoös, 24, 349-368.Blender, J.A. (2009). A Multimodal investigation of the use of animal assisted therapy in aclinical interview. University of Roches-ter. Dept. of Clinical & Social Sciences inPsychology. Online verfügbar unter http://hdl.handle.net/1802/7770 (02/2012).Borkenau, P. & Ostendorf, F. (1993). NEO-Fünf-Faktoren-Inventar (NEO-FFI) nach Costaund McCrae. Göttingen: Hofgrefe.Bradley, M. M. & Lang, P. J. (1994). Measuring emotion: The Self-Assessment Manikin andthe Semantic Differential. Journal of Behavior Therapy and Experimental Psychiatry,25, 49–59.Cohen, J. (1988). Statistical Power Analysis for the Behavioral Sciences (2. Aufl.). Hillsdale:Lawrence Erlbaum Associates.Colby, P. M. & Sherman, A. (2002). Attachment styles impact on pet visitation effective-ness.Anthrozoös, 15, 150–165.DeMello, L. R. (1999). The effect of the presence of a companion-animal on physiologicalchanges following the termination of cognitive stressors. Psychology and Health, 14,859-868.Fine, A. H. & Beck, A. (2010). Understanding our kinship with animals: input for health careprofessionals interested in the human/animal bond. In Fine, A. H. (Ed.), Handbook onAnimal-Assisted Therapy. Theoretical Foundations and Guidelines for Practice. ThirdEdition (pp. 3-15), San Diego: Academic Press.


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