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Reise Libanon - Fouad Hamdan

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echt relaxt,“ sagt <strong>Fouad</strong> und grinst über beideOhren unter seinen Jethelm. Die sonntäglicheAusfahrt durch den Dieselruß ist das Highlightim Vereinsleben des Beirut Biker Clubs. Rony aufseiner Bol d‘Or, Mimomit den Bandscheibenproblemenauf seinerGoldwing, Alain mitder fetten Harley, derNighthawk-Pilot Fadi und eben Genosse <strong>Fouad</strong>auf der Honda CB 750 K6: Heute lassen sie es malgemütlich angehen. Die zwei „Alemani“-Besucherauf den geliehenen Transalps, sie sollen diebesseren Seiten des <strong>Libanon</strong>s sehen.Vor Saida geht es über ruhige Seitenstraßenund Serpentinen, die mit Alpenstrecken konkurrierenkönnen, hoch in das Chouf-Gebirge. DerWeg durch die schmuckenDörfer ist mit Blumengesäumt; alteEmirs-Palästeladen zum Verweilen ein. Neunzig Kilometernach dem Aufbruch im Beiruter Sporting Clubstehen wir auf 1200 Metern Höhe in einem verwunschenenNationalpark; ein letztes FleckchenZedernwald, dessenBäume über tausendJahre alt sind. Ihr Harzriecht und wirkt wieeine wärmende Drogeunter dem strahlend blauen Himmel.Zigarettenpause. Englisch ist die Amtssprache,wenn‘s mit dem Arabisch hapert. Die Gang erzähltGeschichten und gestikuliert runter zu der Smogwolke,in der sich ein Moloch von Stadt verbirgt.Über drei Mil lio nenwohnenAlle halten sich an die einzige libanesischeVerkehrsregel: Wenn einer vordir fährt, muss er überholt werdenin Beirut, einer Metropole mit mondänen westlichenFlaniermeilen und einem brodelnden Nachtleben.Aber eben auch arabischen Vierteln mitpalästinensischem Flüchtlingslager, Waffendepotsder Hisbollah und Müllhalden an der Straße.Dahinter lässt sich das Mittelmeer erahnen,auf dem die Bundesmarine patroulliert. Die deutschenSeesoldaten sollen ein Land der Gegensätzeschützen. An seinen Stränden wird die höchsteKonzentration von Silikon-Implantaten im NahenOsten zur Begutachtung ausgeführt, im Hinterlandherrscht oft beißende Armut. In West Beirutblüht an liberalen Universitäten die freie Lehre; inden südlichen Vororten unterrichten fanatischeMOTORRAD NEWS 4/2010 97


<strong>Reise</strong> <strong>Libanon</strong>Superpisten: Tauwetterim <strong>Libanon</strong>-GebirgeHassprediger. Die Strecken über die Gebirge unddurch die fruchtbare Bekaa-Ebene sind für Motorrädergenial – aber sie werden auch zum Schmuggelvon Drogen und Katyusha-Raketen benutzt. Fürdie Beirut Biker ist dieses Chaos Alltag. Sie freuensich über Abwechslung und unseren Besuch: „Welcometo <strong>Libanon</strong>!“ Ja, willkommen in der Anstalt.In Byblos, am zweiten Tag unserer Rundfahrt,war die Welt noch in Ordnung. <strong>Fouad</strong>, Stefanund ich besichtigten die mit EU-Geldern aufgebrezelteAltstadt und die arabischen Ruinen.Am Fischereihafen auf einer schattigen Verandabestellten wir bei einem stoischen Oberkellnerfrischen Mittelmeerfang mit gemischten Spezereien.Auch die Fahrt über Chekka und Amiounins heilige Kadischa-Tal der Maroniten war sensationell.<strong>Fouad</strong>s K6 und unsere beiden Transalpsschnurrten wie japanische Nähmaschinen. ImTal machten wir Stopp an einem christlichenKloster, das die Priester des Heiligen Maron wieein Schwalbennest in die Steilwand geklebt hatten.Zum Spaß flirten wir mit einer Gruppe kichernderStudentinnen.Vor der Dämmerung kam Bcharre in Sicht. Wircheckten in einem Hotel mit grandiosem Weitblickauf die Schneegipfel des <strong>Libanon</strong>-Gebirges ein.<strong>Fouad</strong> fuhr die K6 in die Rezeption; der kleineVollbetonbau beherbergte außer uns keine Gäste.Das störte nicht weiter, weil das Personal innerhalbVon wegen Arschbombe: Nachtlager im alten Emirs-PalastSchatz im Osten des <strong>Libanon</strong>s: Die Säulen des Jupiter in den Ruinen vonBaalbek gehören seit 1984 zum Weltkulturerbe der Menschheit98 MOTORRAD NEWS 4/2010


Kürze die gesamte Maschinerie anwarf und unsein opulentes Abendmahl mit scharfen Spießenund selbst gebranntem Schnaps servierte.Warum Bcharre einer der beliebtesten Wintersportorteim Nahen Osten ist, erfuhren wir amnächsten strahlenden Mai-Morgen: Der 2300Meter hohe Pass hinüber zur Bekaa-Ebene warnoch dicht. Der staatliche Straßendienst hockteauf dem Räumgerät. Doch statt die Fräsen in Einsatzzu bringen, boten die Jungs Skidoo-Trips aufder verschneiten Straße an und verdienten sich beiden einheimischen Touristen ein schönes Zubrot.Na super. <strong>Fouad</strong>schäum te, nachdem erErkundigungen eingezogenhatte: „KeineChance. Die Straße istauf sechs Kilometern zu. Sie räumen nicht, weil aufder Bekaa-Seite und in Baalbek ohnehin nur Schiitenund Hisbollah hocken. Sie sagen, da will ehkeiner hin, soll der Schnee doch selber schmelzen.“Einen Tag später, nach einem kleinen Umwegvon 200 Kilometern, waren wir wieder auf demWeg nach Baalbek. Auch die Route über Bhamdoun,Chtaura und Zahle hat Charme, Patina undGeschichte, wie jeder Meter Asphalt im <strong>Libanon</strong>:1976 rumpelte über diese Trasse die Armee dessyrischen Nachbarn ins Land; gefeiert als Befreieroder gehasst als Invasoren, je nach Couleur. Nochheute ist die Strecke schwer gezeichnet von dentiefen Riefen der Panzerketten, von gemeinenÖlspuren aus lecken russischen Militär-Trucksund von Betonflicken, mit denen die Krater derArtillerietreffer notdürftig gefüllt wurden.Es bleiben unübersehbare Narben in Straßenund Herzen, wenn eine Gesellschaft mit übereinem Dutzend paranoider Konfessionen, mitunzähligen paranoiden Sekten, mit falschenFreunden wie Syrien und echten Feinden wieIsrael implodiert. Verlässt man den GroßraumBeirut, ist die Republik <strong>Libanon</strong> ein buntes Flickwerkaus feindlichenFürstentümern. Maronitenund Drusen inden Bergen, Schiitenund Sunniten überalldazwischen, Hisbollah im Norden, in der Beekaa-Ebene und südlich des Awali-Flusses halten ihreFarben hoch und melden Gebietsansprüche an.Es geht um Geld, Drogen, Einfluss, Ehre und umsPrinzip. Kommt uns das bekannt vor? Unter denBeirut-Bikern ist man sich sicher: „Hells Angelsund Bandidos würden sich hier sofort zuhausefühlen.“In Baalbek zeigt die Hisbollah-BruderschaftFlagge: grün-gelb, mit roter Schrift. Ihre Bannerzetern mit kämpferischen Parolen gegen Zionis ten,amerikanische Ungläubige und Feinde des IslamsMondäne Flaniermeilen neben Flüchtlingsviertelnund Waffendepots der Hisbollah:Beirut ist ein zerrissener MolochDrusen, Moslems und auch Christen:Andacht in der Kirche im Kadischa-Talallerorten. Parolen, Patches und Photos von Katyusha-Raketenwerden gegen kleines Geld vonStraßenhändlern angepriesen, wenn Touristenbussemit Besuchern aus aller Welt (ausgenommenIsrael) eintreffen.Ihr Ziel: „die Stadt des Lichts“, die einzigarti gerömische Jupiter-Tempelanlage. Sie entstand aufden Grundmauern der Siedlung Colonia Heliopolis,die im Jahr 15 v. Chr. gegründet wurde. DieRuinen sind Weltkulturerbe und liegen inzwischenim Stadtzentrum von Baalbek, wo die Hisbollah-Bewegungvor knapp drei Jahrzehnteninitiiert wurde. Inzwischen sitzt die radikaleKadertruppe in der Regierung und hat sich zueinem Staat im Staat gemausert. Doch ihr AnführerHassan Nasrallah kann sich nicht aus derDeckung wagen: Israels Mossad hat den Bartträgerganz oben auf seiner Most-Wanted-Liste.ANZEIGE Way okayMOTORRAD NEWS 4/2010 99


<strong>Reise</strong> <strong>Libanon</strong>Von wegen Frostaufbrüche:Geflickte Artillerietreffer auf der LandstraßePolitik ist allgegenwärtig:Legendenbildung mit schwerem GerätDer alte Mustafah Sadik interessiert sich nichtfür Politik. Er arbeitet seit fünfzig Jahren als Portierund Barmann im Hotel Palmyra und gewährtuns einen Blick ins Gästebuch. Das Etablissementhat viele Führer und Prominente kommen undgehen sehen. Die Krimi-Autorin Agatha Christie,der Künstler Jean Cocteau und ein hoch gestellterDeutscher waren da: Kaiser Wilhelm II ließ 1894im Palmyra logieren, als deutsche Archäologenmit den Ausgrabungen begannen. Inzwischen istdas Kult-Hotel ziemlich runtergewohnt. Es wirkt,als sei seit der Visite des Kaisers nicht mehr vielgefeudelt worden. Aber Sadik hat definitiv Stilund ein Herz für deutsche Biker: „Stellen sie dieMotorräder doch bitte in unsere Garage, sicherist sicher. Zu viele Diebe in der Nacht.“Es durftet nach gebratenem Fisch. „1980, dawaren wir alle noch echte Heißsporne. Mädelsund Milizen, alles voll mitgenommen,“ erzähltFoaud, der zur Zeit für eine Menschenrechts-Stiftung in Beirut arbeitet. Auch in Sachen Motorradwar er damals ganz an der Sitze der Bewegung:„Die K6 war das Nonplusultra, ich hab siegebraucht von einem Deutschen gekauft. Eh,1980, geiles Bike, geile Zeit. Trotz Bürgerkrieg.“Inspektor Ölfuß: <strong>Libanon</strong>-Cop auf Tropf-HarleyWir sitzen bequem in einem Ausflugslokal amQaraaoun-See auf dem Weg in den Süden. Währendden letzten zwei Stunden haben wir vierKontrollpunkte der libanesischen Armee passiert:Panzersperren, Schnellfeuerwaffen und verspiegelteSonnenbrillen. Hauptstädter und Motorradfahrerim Besonderen – die Hisbollah hat eigeneKradmelder – werdennervös beäugt. Erstun sere zwei deutschenPässe haben die Lagesichtlich entspannt.„Ende 1981 habe ich die Honda dann an Samirverkauft und bin nach Deutschland gezogen,“erinnert <strong>Fouad</strong> sich und spuckt eine Fischgräte aus.Als er vor zwei Jahren nach Beirut zurückkehrte,forschte er nach seiner Maschine und fandsie beim damaligen Käufer Samir. Die Hondawar 27 Jahre lang nicht gelaufen und in einemfeuchten Keller verrottet. <strong>Fouad</strong> beschloss eineKomplettrenovierung. „Die Teile hab ich so ziemlichalle über eBay in Deutschland günstig geschossenund im Handgepäck mit nach Beirutgebracht.“ Den richtigen Monteur fand <strong>Fouad</strong>auch wieder: Jamal, der den Vierzylinder schon1980 flott gemacht hatte. Im November 2008 warder Oldtimer wieder fahrbereit und wird nun fasttäglich durch die Beiruter Innenstadt bewegt:„Alte Liebe rostet nicht, Bruder!“Beiruts Strandpromenade führt über mehrereKilometer vom Industriehafen entlang der innerenRegierungs- und Business-Quartiere, windetsich längs der Hotelmeileim laizis ti schenWesten der Stadt undmündet im Süden amFlughafen in die schiitischenVororte: Hisbollah-Country. Wer die „Corniche“mit offenem Visier entlang fährt, demspringt die Zerrissenheit des <strong>Libanon</strong>s zwangsläufigins Auge.<strong>Fouad</strong> ist unser Guide. „Mindestens 500 Dollardie Nacht,“ sagt er und deutet rüber zu denBetonblocks, hinter dem das Hotel Phoeniciaverschanzt liegt. In dem prachtvoll renoviertenSchmuckbau steigen die internationalen Delegationenund UN-Abgesandten ab, die sich umEntwaffnung und den Wiederaufbau des Landesverdient machen sollen. Im Phoenica nehmen dieSchönen und Reichen Beiruts ihren Nachmittagstee.Im Foyer mit der Blattgold-Tapete lümmelndie unternehmungslüsternen Scheichs aus denprüden Golfstaaten und radebrechen mit ukrainischenHostessen. Einen Steinwurf dahinterragt das Holiday Inn wie ein mahnender Zeigefingerin die Höhe. Eine 27 Stockwerke hoheRuine, die im Krieg von Heckenschützen bevölkertwar. Ein Sturmangriff 1976 hat dem wahllosenTreiben der Snipers ein Ende gemacht;seitdem ruht der Hotelbetrieb.Wir stehen vor dem traditionsreichen St.George. Es ist ebenfalls dicht. Als 2005 der libanesischeEx-Premier Rafiq al-Hariri, ein einflussreicherGegner Syriens und der Hisbollah, mitseinem Tross hier vorbeifuhr, detonierte eineDer Straßendienst räumt den Pass nicht,weil in Baalbek eh nur Schiiten wohnen– soll der Schnee doch selber schmelzenDas Paris des Orients erwacht zu neuem Leben:Wiederaufbau in Downtown Beirut100 MOTORRAD NEWS 4/2010


Charme, Patina und Geschichte:Jeder Meter Asphalt im <strong>Libanon</strong>erzählt von der Nahtstellezwischen den KulturenEispartie in Bcharre:Fahrzeugwechsel ander SchneegrenzeMOTORRAD NEWS 4/2010 101


<strong>Reise</strong> <strong>Libanon</strong><strong>Reise</strong> InfoSichere Obhut: Die Honda CB 750 K6übernachtet behütet im Hotel-FoyerAllgemeines: Bis Mitte der siebziger Jahre galt der<strong>Libanon</strong> als die „Schweiz des Orients“ – wohlhabend,liberal, das weltoffenste Land am östlichen Rand desMittelmeers. Hinter dem rund 220 Kilometer langenKüstenstreifen steigt das zerfurchte <strong>Libanon</strong>-Gebirge bisauf 3000 Meter an. Östlich davon läuft die fruchtbareBekaa-Ebene über den Anti-<strong>Libanon</strong>-Gebirgszug in dieWeiten Syriens aus. Politisch ist das Land ein schwelenderBrandherd. 1975 begann ein blutiger Bürgerkriegzwischen verfeindeten Familien und privatenMilizen. Jeder schoss auf jeden. 1976 marschierte dieSyrische Armee ein; sechs Jahre später besetzte Israelden Süden des Landes. Eine internationale Friedensmissionscheiterte. Erst 1990, nachdem fast eine MillionMenschen geflohen und über 90 000 getötet waren, wurde ein erster Waffenstillstand vereinbart.Doch zur Ruhe ist der <strong>Libanon</strong> immer noch nicht gekommen: 2005 tötete eine Autobombe einpolitisches Schwergewicht, den Ex-Premier Rafiq al-Hariri. Für das Attentat verantwortlich gemachtwerden der Nachbar Syrien und die von ihm unterstütze schiitische Hisbollah-Partei. 2006 marschiertedie israelische Armee erneut in den Südlibanon ein, um die Hisbollah entscheidend zuschwächen. Das gelang nicht: Heute sitzt die fundamentalistische Kraft im <strong>Libanon</strong> mit eigenenMinistern in der Regierung.<strong>Reise</strong>ziele & Sicherheit: Für Biker hat das Land, obwohl nur halb so groß wie Hessen, einigeszu bieten. Wer das Ballungszentrum Beirut und den völlig überbevölkerte Küstenstrich hinter sichgelassen hat, findet sich auf serpentinenreichen Nebenstraßen wieder, die sich durch malerischeGebirgstäler winden. Im hohen <strong>Libanon</strong> im Gebiet der letzten Zedern ist man oft völlig allein; inder offenen Bekaa-Ebene liegen Ausflugsziele an einsamen Stauseen und historische Highlightswie die Ruinen von Baalbek. <strong>Reise</strong>n durch den <strong>Libanon</strong> sind sicher, wenn man die Opium- undHaschischplantagen an der nördlichen Grenze zu Syrien und das Hisbollah-dominierte südlicheGrenzgebiet zu Israel meidet.Anreise: Es gibt keine offiziellen Motorrad-Verleiher im <strong>Libanon</strong>. Wer mit dem eigenen Motorradin den <strong>Libanon</strong> will, muss den Landweg über die Türkei und Syrien nehmen. Man brauchtals Deutscher nur die üblichen Motorradpapiere, einen gültigen <strong>Reise</strong>pass und ein Visum, dasman bei der Einreise entweder am Flughafen oder an der Grenzstation erhält. RegelmäßigeFährverbindungen gibt es zur Zeit nicht. Beiruts internationaler Flughafen wird aus Deutschlandvon der Lufthansa, der libanesischen MEA (Middle East Airlines) und Turkish Airlines angeflogen.<strong>Reise</strong>zeit: Baden im Mittelmeer ist selbst zu Weihnachten oft möglich, doch gleichzeitig sindoben in den Bergen die Pässe gesperrt und die betuchten Libanesen fahren Ski in einigen Wintersportenklaven.Die ideale <strong>Reise</strong>zeit sind die Monate Mai und Juni sowie September und Oktober– weil außerhalb der Saison auch die Flüge wesentlich billiger sind (+/– 350 Euro.)Geld: Währung ist das Libanesische Pfund (LBP), ein Pfund = 100 Piaster. Aktuell bekommt man füreinen Euro etwa 2200 LB. Euro werdengerne genommen. Kreditkartensind in den Küstenstädten akzeptiert,im Landesinnern bracht man Bargeld.Unterkunft: In Beirut, entlang derKüste sowie in den touristischen Zielenwie Baalbek findet man überall Pensionenund Hotels auf internationalemNiveau, die selten ausgebucht sind.Zelten ist nicht zu empfehlen.Literatur/Karten/Internet: BesteQuelle ist der englischsprachige LonelyPlanet Syria & Lebanon; detaillierteKarten gibt es in einigen Buchläden inBeirut. Basis-Infos bietet www.libanoninfo.de.Diese <strong>Reise</strong> im Internet verfolgen:http://tiny.cc/libanon.Geschundenes Land: Kriegsspuren amKontrollpunkt im NiemandslandAutobombe. Die Sprengkraft von rund einerTonne hinterließ von al-Hariris Wagenpark nurnoch einen riesigen Krater, tötete über zwanzigMenschen und zerfetzte nebenbei die Fassadedes alt gedienten St. George.Der mörderische Kleinlaster kam entlang Mc­Donalds, Starbucks und der Marlboro-Verkäufer,die an Beiruts Promenade rund im die Uhr einewahrlich explosive Mischung versorgen: betteln deFlüchtlingskinder mit Rotznasen, schwarz gewandetemaronitische Priester, Liebespaare mitBaggy Jeans und Stringtops, Christen mit Zorn inden Augen über den ewigen Stau, dunkle Schattenmit Augenschlitzen, deren Zwei-Meter-Abstandzum Ehemann sie als Frau ausweist. Ein surrea lerFilm läuft ab und gelegentlich springen uns dieKomparsen direkt vor die Transalps. Auf Höhe derAmerikanischen Universität legt Stefan eine Vollbremsunghin; ein bärtiger Irrer in Badeschlappenhat bei einem Wrack, geparkt in zweiter Reihe,die Tür aufgestoßen. Bei näherer Ansicht entpupptsich der Peugeot-Kombi als fahrbare Wurst-Braterei;der Chef de Cuisine hat auf dem Rücksitzan den zwei Gasflaschen hantiert.Wir beschließen: Jetzt reicht es. Zeit für denSporting Club auf ein letztes Bierchen mit denBikern. Das Hauptquartier unserer Beiruter Motorradkumpelsist ein privates Freibad direkt amMeer, hart an der Grenze zum Verfall, aber erhaltengenug für die Hedonisten und Unkonventionellender Stadt, die hier ihre alltägliche Afterwork-Partyund Brautschau zelebrieren: Banker,Punks und Beach Babes. Wenn an den Uferbefestigungenam westlichsten Punkt der Stadt dieSonne fällt, ist Goldwing-Mimo meist schonlänger da; er macht seine Immobiliengeschäfteohnehin per Telefon. Alain macht seine HNO-Praxis für heute dicht und Export-Import-Fadihat sich auch angekündigt.Na also, fast alle da. Nun wird die wichtigsteFrage des heutigen Vereinsabends diskutiert:„Na Jungs, wie hat euch die Woche im <strong>Libanon</strong>gefallen?“ Na, wie wohl. Was kann geiler sein alsBiken durch den rasenden Wahnsinn?Jochen Vorfelder102 MOTORRAD NEWS 4/2010

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