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TRIZ Artikel einfach oder komplex_Jantschgi_FH ... - Jantschgi C&R

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09/08 Wirtschaft Schwerpunktthema Innovation www.fh-kaernten.at<strong>TRIZ</strong> – Die Theorie des erfinderischenProblemlösens: <strong>einfach</strong> <strong>oder</strong> <strong>komplex</strong><strong>TRIZ</strong> wurde vom sowjetischen Forscher Genrich Altshuller beginnend im Jahre 1946, entwickelt. Dabeihandelt es sich um eine Methode zur Kreativitätssteigerung, welche durch eine eingehende Problemanalyseund die Orientierung an beretis bestehenden Problemlösungen in ähnlichen Situationendanach strebt, das Problem in Richtung ideales Endresultat zu bewegen.DI Jürgen <strong>Jantschgi</strong>DI <strong>Jantschgi</strong> ist Geschäftsführer der<strong>Jantschgi</strong> C&R / Play Innovation -<strong>TRIZ</strong> and more und WissenschaftlicherMitarbeiter am StudienbereichWirtschaft der <strong>FH</strong> Kärnten. Erist Mitglied der Plattform fürInnovationsmanagement und des<strong>TRIZ</strong> Campus sowie Kooperationspartnerder iip innovation in progressGmbH / Strategyn Austria.www.jantschgi.at<strong>TRIZ</strong> in der Praxis – <strong>einfach</strong> <strong>oder</strong> <strong>komplex</strong>?Ein wesentlicher Unterschied der Theorie des erfinderischenProblemlösens zu anderen Innovations-<strong>oder</strong> Qualitätssicherungsmethoden ist dieMenge an Einzelwerkzeugen, welche unter demDachnamen <strong>TRIZ</strong> – sowohl von Altshuller selbst,aber auch durch die Weiterentwicklung dessenSchüler und anderer „<strong>TRIZ</strong> Experten“ – zusammengefasstwerden. Diese Anhäufung an Werkzeugenführt recht oft dazu, dass <strong>TRIZ</strong> als eineschwierige und <strong>komplex</strong>e Methodik verstanden(leider manchmal auch so präsentiert) wird. Esgibt in den letzten Jahren einige Initiativen, einensog. „Body of Knowledge of <strong>TRIZ</strong>“ zu definieren.Diese Unterlagen sind jedoch außerhalb der<strong>TRIZ</strong> Community noch sehr wenigen Personenbekannt und international nicht restlos abgestimmt.Für viele an dieser Methodik und Denkweiseinteressierte Personen und Unternehmenstellt sich somit die Frage, wie kann und soll manden Einsatz bzw. die Erprobung von <strong>TRIZ</strong> starten(mit welchen Werkzeugen) und bei welchen Fragestellungenkann <strong>TRIZ</strong> eingesetzt werden? Dervon Altshuller entwickelte Algorithmus zur Lösungvon Erfindungsproblemen - „ARIZ“ ist zwarein äußerst interessanter Prozess zur Lösung vonschwierigen Fragestellungen (Altshuller selbstspricht von „Mini-Problemen“, d. h. von bereitsgut lokalisierten Fragestellungen). Für einen Startmit <strong>TRIZ</strong> ist die Anwendung des ARIZ jedocheine wirkliche Herauforderung und oftmals eineÜberforderung der beteiligten Personen. Weitersdeckt auch ARIZ nur einen Teilbereich desgesamten Potentials der <strong>TRIZ</strong> ab. Um das Interessefür die Vielfalt von <strong>TRIZ</strong> zu wecken ist eshilfreich, mit leicht verständlichen und sehr <strong>einfach</strong>anwendbaren Werkzeugen, welche auf diejeweils spezifischen Fragestellungen abgestimmtsind, zu starten und somit Lust auf mehr <strong>TRIZ</strong> zuwecken.Die Grundaussagen von <strong>TRIZ</strong>Um einen raschen Überblick über die Denkweisevon <strong>TRIZ</strong> zu geben, wird meist von mehrerenKern- bzw. Grundaussagen gesprochen. DieseGrundaussagen von <strong>TRIZ</strong> können durch folgende4 Sätze zusammengefasst werden:••Die Entwicklung technischer Systeme folgt beschreibbarenMustern & Gesetzen.••Der großen Anzahl von Erfindungen liegt einevergleichsweise kleine Anzahl von wiederkehrendenLösungsprinzipien zugrunde.••Das Erkennen und Lösen von (technischen undphysikalischen) Widersprüchen ist die erfinderischeHerausforderung.••Durch eine detaillierte Analyse und Abstraktionder Problemstellung können Lösungen aus anderenBranchen gefunden werden.Für jede dieser Grundaussagen können unterschiedliche<strong>TRIZ</strong>-Werkzeuge - entwickelt vonAltshuller und/<strong>oder</strong> seinen „<strong>TRIZ</strong> Nachkommen“– bei der praktischen Anwendung genutzt werden(Darstellung ohne Anspruch auf Vollständigkeit):Die Entwicklung technischer Systeme folgt beschreibbarenMustern & Gesetzen.••Entwicklung gemäß dem „S-Kurven“-Modell••Konzept der „Idealität“ und des „Idealen Endresultates“••Nutzung der Entwicklungsgesetze technischerSysteme und deren Weiterentwicklungen (Entwicklungstrends,Trends of Evolution, …)Der großen Anzahl von Erfindungen liegt einevergleichsweise kleine Anzahl von wiederkehrendenLösungsprinzipien zugrunde.••Nutzung der 40 Innovativen Prinzipien••Nutzung der Separationsprinzipien••Nutzung der 76 Standardlösungen und der„MATChEM“-Felder (Stoff-Feld-Modelle)Das Erkennen und Lösen von technischen undphysikalischen Widersprüchen ist die erfinderischeHerausforderung.••Definition technischer und physikalischer Widersprüche••Nutzung der Widerspruchsmatrix für technischeWidersprüche••Nutzung der Separationsprinzipien für physikalischeWidersprüche••Nutzung von ARIZ zur Ermittlung des wesentlichenphysikalischen Widerspruchs6209/2008


www.fh-kaernten.atSchwerpunktthema Innovation09/08 WirtschaftDurch die Abstraktion einer Problemstellungkönnen Lösungen aus anderen Branchen gefundenwerden.••Definition der Hauptfunktion, der nützlichenund schädlichen Funktionen des Produktes••Erarbeitung vorhandener Ressourcen••Nutzung der Innovationscheckliste••Mehrdimensionales Denkmodell / 9 Fenster (talentiertesDenken)••Erarbeitung von grafischen Funktionsanalysen••Nutzung der Effektedatenbanken und andererRecherchemöglichkeiten auf Basis einer funktionsorientiertenSuche••Abstraktion durch das Konzept der „SchlauenZwerge“••Abstraktion durch den „Operator GZK“ (Größe –Zeit – Kosten)<strong>TRIZ</strong> ist dennoch <strong>einfach</strong>!Diese o.a. Zuordnung der Werkzeuge zu denGrundaussagen zeigt sowohl die Vielfalt und dasPotential der Methodik aber auch die Gefahr derVerwirrung eben durch diese Vielfalt. Es ist dahervon großer Bedeutung bei der Einführung von<strong>TRIZ</strong> mit <strong>einfach</strong>en Werkzeugen zu beginnen.Diese Werkzeuge sollen je nach Zielsetzung desUnternehmens ausgewählt werden. Gleichzeitigsollten alle 4 Grundaussagen als Denkmuster von<strong>TRIZ</strong> vermittelt werden, auch wenn nicht alle inden ersten Anwendungen „benötigt“ werden.Einfache <strong>TRIZ</strong>-Werkzeuge, welche äußerst schnelleingesetzt werden können sind:••Das Konzept der „Idealität“Darunter versteht man das Denken in Funktionenund Ressourcen, die Erarbeitung desIdealen Endresultates und das Konzept der S-Kurven. Dieses Denkmuster dient vor allem zurLoslösung von bestehenden Konzepten und zueiner ersten Abstraktion der Fragestellung.••Die „40 Innovativen Prinzipien“Das Kennenlernen dieser Prinzipien (z.B. „Segmentierung“,„örtliche Qualität“, „Vorbeugemaßnahme“,…) durch die Anwendung alsHilfsmittel für ein normales Brainstorming – zumeistin Form von Spielkarten mit näheren Erläuterungenund Beispielen o.ä. - ist eine der<strong>einfach</strong>sten Möglichkeiten einen ersten Einblickin das Potential von <strong>TRIZ</strong> zu gewinnen. Hierbeigeht es um das Aufzeigen der unterschiedlichenDenkrichtungen, welche zur Lösung eines Problemseingenommen werden können. Die Nutzungder Widerspruchsmatrix zur Auswahl vonerfolgversprechenden Innovationsprinzipienerfordert bereits einen weiteren Abstraktionsschritt.••Die „Entwicklungsgesetze“ bzw. „Entwicklungstrends“Die <strong>einfach</strong>ste Art der Anwendung der Entwicklungsgesetzetechnischer Systeme ist die Nutzungder grafisch aufbereiteten Darstellungen,welche es in mehreren Varianten in Form vonLiteratur, Software <strong>oder</strong> Beratertools gibt („Dynamisierung“,„Oberflächentrennung“, „Mono-Bi-Poly“,…). Diese Entwicklungstrends eignensich sehr gut für Ideenfindungsworkshopsv.a. bei der Frage nach Weiterentwicklungspotentialenvon Produkten und Komponenten.••Das Entdecken von „Widersprüchen“Widersprüche in einem technischen Systemzu erkennen und zu formulieren kann mithilfevon <strong>einfach</strong>en Hilfsvokabeln unterstützt werden.Durch die Nutzung der Wörterkombination„wenn – dann – aber“ (z.B. wenn der Laufeines Gewehres verlängert wird – dann steigertsich die Treffsicherheit – aber die Handlichkeitverschlechtert sich) können konkurrierendeParameter eines technischen Systems erkanntwerden. Diese - laut <strong>TRIZ</strong> „technische Widersprüche“– dienen als Startpunkt zur Anwendungder Widerspruchsmatrix. Das Entdeckensog. „physikalischer Widersprüche“ – ein Parametersoll im System zwei widersprüchlicheEigenschaften einnehmen (z.B. Ein Zeigestabsoll lang und kurz sein) – und die Anwendungder sog. Separationsprinzipien führt meist sehrschnell zu effektiven Lösungsansätzen.Alle erwähnten Werkzeuge können in sehr kurzerZeit (max. 1/2 Std.) den Teilnehmern eines<strong>TRIZ</strong> Workshops erläutert und anschließend angewandtwerden.EU Projekt TETRIS – Teaching <strong>TRIZ</strong> at SchoolDass <strong>TRIZ</strong> nicht nur von Unternehmen sondernauch in der schulischen Ausbildung angewandtwerden kann, versucht das Leonardo Projekt TE-TRIS zu zeigen. Eine wesentliche Aufgabe desProjektes ist die Entwicklung und Testung vonSchulungsunterlagen (u.a. multimedial unterstützt),welche Lehrer und Schüler für <strong>TRIZ</strong> begeisternsollen und welche die erwähnten <strong>TRIZ</strong>- Basiselementebeinhalten. Das Projekt ist im Jänner2008 gestartet und wird im Rahmen des EU-Programmes Lifelonglearning, Leonardo, von 12Partnern aus den 4 EU-Ländern Italien, Österreich,Deutschland und Lettland durchgeführt. Dieösterreichischen Partner sind die <strong>FH</strong> Kärnten, dieHTL Wolfsberg und die 2 Unternehmen StenumGmbh, Graz und ACC Austria, Fürstenfeld. Koordinatorist der AREA Science Park in Triest.Bilder: Harry Flosser, Harry Flosser Studios, BilderStoryboard TETRIS – Animationen, 200809/2008 63

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