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ZWISCHEN DEN GESCHLECHTERN - Johanna Kamermans

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des öfteren einen überaus positiven Einfluß auf das Sexualleben haben, weilbeispielsweise Ängste im Zusammenhang generell mit der Fortpflanzung — undspeziell mit einer ungewollten Schwangerschaft —, die für das Sexualleben derFrau wesentlich bedeutsamer sind als das bloße Vorhandensein vonGebärmutter oder Eierstöcken, erheblich gemildert werden bzw. komplettverschwinden. Insofern bedeutet im patriarchalischen System der westlichenGesellschaften — und dies speziell in den USA — für viele Frauen die Tatsacheeiner „Kastration" eine ganz andere Wertstellung als für den Mann: Eine solchverschiedenartige Abwägung der Auswirkungen von genitalen Operationenseitens der beiden Geschlechter dürfte auch für den Transsexualismusbereicheine nicht unwesentliche Rolle spielen.Bei der in außereuropäischen Kulturen (speziell in West- und Ostafrika) nochweit verbreiteten Praxis der Beschneidung der (weiblichen) Geschlechtsorgane (inMali, Sierra Leone und Somalia ist beispielsweise fast jede Frau betroffen) ist dieserEingriff Grund für die verschiedensten, teils überaus einschneidendenKomplikationen. Viele Frauen werden unfruchtbar, andere sterben auch an denFolgen, und oft kommt es zu schweren Blutungen, Wundstarrkrampf und andereInfektionen. Als Spätfolgen drohen häufig Blasen- und besonders Niereninfektionen.Die deutsche Forscherin Hanny Lightfoot-Klein befragte im direktenAuftrag der Weltgesundheitsorganisation WHO (immerhin sind rund 100 MillionenFrauen in dreißig Staaten betroffen) während dreier Aufenthalte im Sudan mehrals dreihundert Frauen aus allen Schichten der Bevölkerung. Dabei galt ihrInteresse vor allem den Auswirkungen der Beschneidung auf das Gefühls- undSexualleben der betroffenen Frauen (publiziert u. a. im Fischer-Taschenbuch „Dasgrausame Ritual", 1992 und in Sexualmedizin, Bd. 22, 1993) — die nachfolgendenInformationen vermögen jedoch nur einen Auszug daraus zu bieten. Das nicht nurfür westliche Begriffe grausame Ritual der Beschneidungszeremonien hat sich —typisch für die Kraft solcher patriarchalischer Traditionen — vor allem unter denArmen und Analphabeten in Afrika über Jahrtausende gehalten — angeblich gabes die Klitorisbeschneidung bereits in pharaonischen Zeiten, doch sehr viel mehrist über Ursprung und frühere Bedeutung nicht bekannt. Oft glauben vor allemeinfachere Leute, die Beschneidung werde aus religiösen Gründen von ihnen verlangt;aber der Islam hat damit genausowenig zu tun wie Christentum oderJudentum. Trotzdem beschneiden etwa zwanzig Prozent der Moslems in Afrikaund Asien, aber auch christliche und sogar jüdische Gemeinschaften ihre weiblichenNachkommen. Diesbezüglich ist noch festzuhalten, daß die Wahrung diesesJahrtausende alten Brauchtums in erster Linie den Frauen — und insbesondereden alten Frauen — obliegt — im privaten (Frauen-)Bereich haben die Männernichts zu melden. Zudem kommt hinzu, daß der „Liebesakt" als solcher mit einerweitgehend zugenähten und (meistens) vernarbten Frau auch für den Mann einedoch überaus schmerzhafte Angelegenheit ist — es sich also um einen von beidenSeiten ungeliebten Brauch handelt. Hierbei stützen sich die Clans der alten Frauenund der Hebammen sehr oft auf vielerlei wirre Vorstellungen über die weiblicheSexualität. Einer unbeschnittenen Frau mit intakten Genitalien hingegen wirdunersättliche sexuelle Gier nachgesagt, die unweigerlich zur Prostitution führe: InBurkina Faso glauben viele Menschen überdies, die Klitoris könne Männerimpotent machen, und in vielen ländlichen Gebieten speziell Ägyptens111

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