Ethisch Handeln lernen (SS 2004, Prof. Simon, von ... - vaticarsten.de
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Ethisch handeln lernen (SS 2004, Prof. Simon) von Anke Heinz. Mehr Skripte unter www.vaticarsten.deS. 44geht allerdings dem moralischen Handeln voraus und darf deshalb nicht mit ihmidentifiziert werden.Kohlberg unterscheidet drei Ebenen (levels) und sechs Stufen (stages) desmoralischen Urteils (je zwei Stufen pro Ebene). Die Stufen sind wirkliche Schritte, dienacheinander getan werden müssen. Sie können nicht übersprungen oder vertauschtwerden, d.h. sie sind invariant. Durch die Entwicklung geht eine hierarchischeIntegration vonstatten, d.h. eine höhere Stufe integriert die vorhergehenden. Moral zeigtsich als ein Produkt der menschlichen Tendenz zur Empathie und Rollenübernahme. Dermoralisch Handelnde wird immer mehr dem gerecht, was von ihm gefordert underwartet wird. Eine dauerhafte Regression ist bei der Stufenentwicklung zwar möglich,wird aber nur bei außergewöhnlichen Entwicklungen (z.B. bei Neurosen o.ä.) erwartet.vgl. Mat VI: Stufen des moralischen Urteils bei KohlbergEbene Stufe Beschreibung1vorkonventionelle Ebene2konventionelle Ebene3nachkonventionelle Ebene(autonomes Gewissen,Prinzipien)1 Gehorsamsorientierung; ausschlaggebend sind Lohn undStrafe2 instrumenteller Hedonismus; ausschlaggebend ist dieindividuelle Bedürfnisbefriedigung nach dem Prinzip dout des: Wie du mir, so ich dir; eine Hand wäscht dieandere…3 Orientierung an interpersonalen Beziehungen derGegenseitigkeit und an sozialen Standards;ausschlaggebend ist die Goldene Regel: good boy – nicegirl.4 Stufe des sozialen Systems; systemkonformes Handeln5 Orientierung am Gesellschaftsvertrag6 Orientierung an verschiedenen ethischen Prinzipien(Goldene Regel, kategorischer Imperativ), Achtung derMenschenwürde und der MenschenrechteDas Ziel der Entwicklung ist die Reifung durch die Übergänge auf dienächsthöhere Stufe (developement). Diese Entwicklung soll durch pädagogisches
Ethisch handeln lernen (SS 2004, Prof. Simon) von Anke Heinz. Mehr Skripte unter www.vaticarsten.deS. 45Handeln unterstützt und durch Stimulation (z.B. mittels Dilemmageschichten) gefördertwerden. Im Verlauf der Stufen soll die Berücksichtigung anderer zunehmen, derEgozentrismus überwunden und die Position anderer ins eigene Urteil miteinbezogenwerden.Bezüglich des Stufenmodells gibt es allerdings einige offenen Probleme undFragen. 80% erreichen zwar die Stufe 4, nur 10% schaffen es allerdings auch bis zu denStufen 5 und 6. Die 6. Stufe ist sowieso nicht vor dem 30. Lebensjahr zu erreichen. Hieroffenbaren sich die Grenzen pädagogischen Handelns und ethischer Erziehung, wiesie in der Schule stattfinden könnten.Außerdem gibt es das Problem der 7. Stufe, die die Glaubensorientierungbetrifft. Es geht dabei um die Antwort auf die Frage nach dem Warum des moralischenHandelns, letztlich um die religiös-philosophische Frage nach dem Sinn des Lebens unddamit dem Sinn moralischen Handelns: Warum soll ich jenseits des Lust-Unlust-Kalküls, der Konvention, der moralischen Prinzipien moralisch handeln? Diese Frage,die Erikson die „Krise des Erwachsenenalters“ nennt, kann innerhalb des Modells undder moraltheologischen Diskussion nicht beantwortet werden 18 .vgl. Mat VII: Übersicht – Thesen und Aspekte zum Kohlberg-Ansatz4.3.3. Pädagogische Konsequenzen und kritische AnmerkungenDie pädagogischen Konsequenzen aus dem Kohlberg-Modell betreffen v.a.zwei Punkte:1) Kohlberg sieht die Stimulierung durch Geschichten als Möglichkeit, dasmoralische Urteilsvermögen auszubilden. Durch die Geschichten werden dieMenschen vor eine Situation gesetzt, die es verlangt, sich auf eine höhere Stufezu begeben, um angemessen argumentieren zu können. Die Entwicklung desmoralischen Urteils wird angeregt und stabilisiert durch die Diskussion ineiner Gruppe.2) Es wird eine moralische Atmosphäre nach dem Modell einer „gerechtenKooperative“ (just community) geschaffen. Die Strukturen der Gerechtigkeitwerden konkret, es wird in ihnen gehandelt und gelebt. Es geht um dieEinübung und Erprobung im realen Kontext (Bestrafung, Lohn,Verantwortung).18 Habermas rezipiert Kohlbert und greift das Problem der 7. Stufe auf. Dort soll ein universellerpolitischer Diskurs der Weltgemeinschaft stattfinden (Diskursethik).
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<strong>Ethisch</strong> han<strong>de</strong>ln <strong>lernen</strong> (<strong>SS</strong> <strong>2004</strong>, <strong>Prof</strong>. <strong>Simon</strong>) <strong>von</strong> Anke Heinz. Mehr Skripte unter www.<strong>vaticarsten</strong>.<strong>de</strong>S. 44geht allerdings <strong>de</strong>m moralischen <strong>Han<strong>de</strong>ln</strong> voraus und darf <strong>de</strong>shalb nicht mit ihmi<strong>de</strong>ntifiziert wer<strong>de</strong>n.Kohlberg unterschei<strong>de</strong>t drei Ebenen (levels) und sechs Stufen (stages) <strong>de</strong>smoralischen Urteils (je zwei Stufen pro Ebene). Die Stufen sind wirkliche Schritte, dienacheinan<strong>de</strong>r getan wer<strong>de</strong>n müssen. Sie können nicht übersprungen o<strong>de</strong>r vertauschtwer<strong>de</strong>n, d.h. sie sind invariant. Durch die Entwicklung geht eine hierarchischeIntegration <strong>von</strong>statten, d.h. eine höhere Stufe integriert die vorhergehen<strong>de</strong>n. Moral zeigtsich als ein Produkt <strong>de</strong>r menschlichen Ten<strong>de</strong>nz zur Empathie und Rollenübernahme. Dermoralisch <strong>Han<strong>de</strong>ln</strong><strong>de</strong> wird immer mehr <strong>de</strong>m gerecht, was <strong>von</strong> ihm gefor<strong>de</strong>rt un<strong>de</strong>rwartet wird. Eine dauerhafte Regression ist bei <strong>de</strong>r Stufenentwicklung zwar möglich,wird aber nur bei außergewöhnlichen Entwicklungen (z.B. bei Neurosen o.ä.) erwartet.vgl. Mat VI: Stufen <strong>de</strong>s moralischen Urteils bei KohlbergEbene Stufe Beschreibung1vorkonventionelle Ebene2konventionelle Ebene3nachkonventionelle Ebene(autonomes Gewissen,Prinzipien)1 Gehorsamsorientierung; ausschlaggebend sind Lohn undStrafe2 instrumenteller Hedonismus; ausschlaggebend ist dieindividuelle Bedürfnisbefriedigung nach <strong>de</strong>m Prinzip dout <strong>de</strong>s: Wie du mir, so ich dir; eine Hand wäscht diean<strong>de</strong>re…3 Orientierung an interpersonalen Beziehungen <strong>de</strong>rGegenseitigkeit und an sozialen Standards;ausschlaggebend ist die Gol<strong>de</strong>ne Regel: good boy – nicegirl.4 Stufe <strong>de</strong>s sozialen Systems; systemkonformes <strong>Han<strong>de</strong>ln</strong>5 Orientierung am Gesellschaftsvertrag6 Orientierung an verschie<strong>de</strong>nen ethischen Prinzipien(Gol<strong>de</strong>ne Regel, kategorischer Imperativ), Achtung <strong>de</strong>rMenschenwür<strong>de</strong> und <strong>de</strong>r MenschenrechteDas Ziel <strong>de</strong>r Entwicklung ist die Reifung durch die Übergänge auf dienächsthöhere Stufe (<strong>de</strong>velopement). Diese Entwicklung soll durch pädagogisches